Der erste Kapitän

06. - 12. März 2011
Fischen will gelernt sein
Auf nach Boubandjida!
Auf Empfehlung von Koda machen wir uns auf den Weg, den wohl tierreichsten Nationalpark im Nordenosten Kameruns zu besichtigen.
Hunderte von Kilometer fahren wir durchs Buschland. Einziger Zwischenstop für eine Nacht ist das Camp „le grand capitan“ in der Mitte der Strecke. Es handelt sich

um ein altes Jagdcamp, das einst eine ansehnliche Infrastruktur besessen hat. Seit die Wilderer zugenommen und zugleich Goldsucher die Jagdzone annektiert haben, sind die meisten Tiere verschwunden. Und mit ihnen die oft zahlungskräftigen Jagdtouristen. So lottert das Camp vor sich hin. Als einzigen anderen Gast lernen wir Tobi aus Deutschland kennen. Per Zufall hat auch er dieses Camp mitten im Wald entdeckt. 
Der Betreiber entschuldigt sich ausserordentlich, dass weder Getränke noch Essen verfügbar sei, denn eigentlich erwarte er keine Gäste mehr. Der Patron sei in Frankreich und würde sich in nächster Zeit dann wieder um die Wiederbelebung des Camps kümmern. In der Zwischenzeit ist kein offizieller Betrieb. Dennoch erlaubt er uns auf dem Areal zu campen. Damit wir wenigstens etwas Bier verfügbar haben, fahren wir in das nächstgelegene Dorf und kaufen dort die halbe Bar leer (wir haben 8 Bier gekauft...). 
Gegen Abend taucht ein Fischer auf, der sich als Guide ausgibt und Tobi und mich für ein kleines Entgeld zum Fischen am Hyppoteich mitnimmt. Denn dort tummeln sich die berühmten Barsche, genannt „le grand capitan“. Diese Fische werden bis zu 50 Kilo schwer und sind ein echter Leckerbissen. Fast keine Geräte, feinstes Fleisch und eigentlich relativ einfach zu fangen...eigentlich...
Der Guide erklärt mir die Fischertechnik und meint, dass ich für die Afrika Fischerei meine Ausrüstung modifizieren müsse. Stärkere Angelschnur und andere Köder sind gefragt. Das Forellenzeugs sei hier völlig unnütz;-) 
Leider hat er für mich kein anderes Material verfügbar, empfiehlt mir jedoch beim Chef der Lodge im NP Boubandjida nachzufragen. Dieser sei ein Kollege von ihm und ein guter „grand capitan“ Fischer. Er gibt mir ein Stück seiner Angelschnur mit auf den Weg. 
Es soll Glück bringen.
Ach ja: An diesem Abend gibt es mal wieder keinen Fisch zum Znacht. Oli und Fischen, das ist so eine Sache;-) 
Wir „begnügen“ uns mit einem Topf Spaghetti und feinem Rindfleischfilet, das Corinne hervorragend zubereitet;-)
Der Lehrlingplatz - Hyppoteich in Benoue
Die Enttäuschung über die Fischerpleite ist offensichtlich 
Zur "Strafe" muss er beim Kochen helfen;-)

Boubandjida und sein Fischerkönig
Endlich da: Nationalpark Boubandjida.
Vom Eingang bis zur einzigen Lodge inmitten des Parks sind es noch 35 Kilometer Buschstrecke. Fast im Schrittempo schleichen wir die Strecke entlang. Wir wollen kein Tier verpassen. Im Reiseführer haben wir gelesen, dass hier die grösste Antilopenart zu finden ist: Die Elland Antilope. Leider ist uns dieses Glück nicht auf Anhieb vergönnt. 
Dafür sehen wir Pferdeantilopen, Heartbeast, Ward Hogs, Affen und Elefanten. Als wir staunend die Elefanten betrachten, hören unmittelbar neben dem Haghuri plötzlich das Fauchen eines Leoparden. Furchteinflössend.
Leider sehen wir ihn nirgendwo. Aber wir haben verstanden: Verschwindet!
Wahrscheinlich fühlt er sich von unserem Leopardmuster am Haghuri bedroht;-)
Beim Camp angekommen, werden wir gleich sehr freundlich begrüsst. Leider erfahren wir, dass Camping nicht möglich ist. So bleibt uns nichts anderes übrig, als uns den Luxus eines Bungalows mit Sicht auf ein Wasserloch zu gönnen. Auch ok.
Paul Bour - ein bekannter Name in Afrika. Seit über zwanzig Jahren kämpft er gegen Wilderei und für die Naturparadiese auf dem schwarzen Kontinent. Vor fünf Jahren hat er die vom Feuer völlig zerstörte Lodge wieder aufgebaut und gemeinsam mit den Einheimischen den Nationalpark Boubandjida zu einem Vorzeigepark in Kamerun gemacht.  Als ich ihm die Empfehlung vom Fischerguide aus dem „le grand capitan“ überbringe, lächelt er und verspricht mir, seine Ausrüstungsgegenstände zu durchsuchen. Irgendwo würde er bestimmt etwas finden. 
Am gleichen Abend starten wir zur ersten Game Drive mit dem obligatorischen Guide und entdecken tatsächlich die berühmten Elland Antilopen. Sie sind wirklich gross und leider auch sehr scheu. So schaffen wir kein einziges brauchbares Foto;-(   
Am darauffolgenden Morgen übergibt mir die Frau von Paul die Anglerutensilien.
 „Oliver, das ist ein Geschenk an Dich. Einzige Bedingung: Du fängt heute einen grand capitan“. Voller Freude fahren Corinne und ich mit dem Guide zu einem Wasserloch, das von Krokodilen belebt ist. Kaum geht man auf die Viecher zu, verschwinden sie jedoch im Wasser. Das ist ihr Territorium. Nun gilt es, beim Angeln nicht ins Wasser zu fallen;-)
Nach 2 Stunden ist es dann endlich soweit: 
Indiana Oli fängt seinen ersten erwähnenswerten Fisch in Afrika!
Voller Stolz gebe ich den Fisch als Teil des Deals an die Familie Bour weiter. „Oh, wow! Ein kleiner Capitan. Bestimmt fast zwei Kilo“, so die schelmische Aussage von Frau Bour. 
Ha ha! 
Beim Abendessen mit den anderen Gästen erzählt Oli dann von seinem „Deal“ und der Fisch wächst beim Erzählen auf 4 Kilo - Fischergeschichten entstehen;-)

Safari Lodge - das hat es in sich!
Der Luxus soll verdient sein!
Wilde Anfahrt zur Luxuslodge.
Hartbeast
Guide Adamo sichert den Teich;-)
Ist selber überrascht...Grand Capitan olé!!

Ab zur Ring Road im Nordwesten von Kamerun
Nach dem erfolgreichen Abstecher in den Boubandjida fahren wir während der nächsten drei Tage über das Adamaoua Massiv nach Ngoundere, über Tibati, Banyo und endlich ans Ziel nach Ndu. Vor allem die Strecke von Ngoundere in die Berge bis Ndu sind eine wirklich grosse Herausforderung für Fahrer und Fahrzeug. Zuerst stundenlang schlimmste Wellblechpiste, danach hunderte Kilometer schlechte Strassen mit riesigen Löcher. Unser Tempo passt sich den Gegebenheiten an, jedoch schaffen wir es oftmals nicht mehr rechtzeitig abzubremsen, geschweige denn auszuweichen. Die Sorge um unser Fahrzeug wächst ständig. Alles rüttelt und schüttelt, es tauchen noch nie gehörte Geräusche auf, Knorzen und Quitschen hören wir bei jeder Bewegung. Ob das Haghuri standhält?
Aber kaum kommen wir an unseren Camps an und geben dem Haghuri etwas Nachtruhe, erholt es sich und am nächsten Morgen ist es, als wäre Nichts gewesen. Wir sind echt erstaunt, was das Auto alles aushält. 
Eine „Trophäe“ von solchen wilden Offroadfahrten ist der der extrem feine Staub, der durch alle Ritzen kommt. Jeden Abend ist der Innenraum voll mit rotem Staub. So heisst es dann jedesn Abend nach der Ankunft: Abstauben!  

Die letzten 50 Kilometer hoch nach Ndu auf 2000 MüM werden echt cool. Die Steigungen erreichen über 20 Grad. Zum Glück ist die Route bei allen Steigungen und Abfahrten nun asphaltiert. Für uns bedeutet dies: 1. Gang rein und mit 8 Stundenkilometer die Hänge raufklettern! Dabei haben wir endlich genug Zeit um die Landschaft anzuschauen;-)

Uns fällt auf, dass jeder Flecken in den Bergen kultiviert ist. Die Bauern arbeiten in den steilsten Hängen. Vor allem Mais und Hirse wird angebaut. Handarbeit. 
Die Bauern haben zur Zeit enormen Zeitdruck, denn der Regen könnte jeden Moment kommen. So können wir richtiggehend beobachten, wie überall mit grossem Einsatz und wenig Pausen gearbeitet wird. Auch wir hoffen, dass der Regen noch ein paar Tage warten kann, denn die vor uns liegende Route auf der berühmten Ring Road wäre sonst unmöglich befahrbar.  



Ob die Brücke wirklich 3.2 Tonnen aushält?
Endlich wieder mal ein Fleck Asphalt...
Braucht keine Erklärung;-)
Buschcamp
Frühstück im Busch bei Sonnenaufgang - Afrika live!
Unglaublich!
Pausen liegen fast nicht drin...
Überraschung in Ndu
Auf Empfehlung der Einheimischen gehen wir zum Hotel Summit und fragen nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Offiziell ist das Hotel noch nicht fertig, jedoch ein Zimmer mit fliessendem Wasser gibt es zu einem kleinen Preis von nur 5000 CFA (10 Fr.). 
So fällt der Entscheid fürs Hotel und gegen das Campen leicht. Nach Tagen im Staub sind wir froh, endlich wieder richtig zu duschen und in einem sauberen Bett zu schlafen. Campen können wir noch oft genug;-) 
Auch aufs Kochen haben wir gerade keine Lust. Der Besitzer organisiert seine Mama, die dann sofort auf den Markt und danach in die Küche geschickt wird. Das Abendessen bestehend aus Reis und Boef ist mit echter Liebe gekocht;-) Mmmhhh!!!
Voller Erstaunen stellt Corinne fest, dass wir aus Geschirr der Marke „Langenthal“ essen. Stolz und mit Leuchten in den Augen erzählt sie dann der Köchin, dass dies ihr Heimatort ist. Heimweh.

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