17. - 24. März 2011
Volldampf in Douala
Die Berge von Kamerun liegen nun hinter uns.
Nicht ganz!
Einen haben wir noch:
Den berühmten Mount Cameroon. Von Einheimischen wird er Fako und früher zu Zeiten der deutschen Besetzung auch Albertspitze genannt. Heiliger Berg.
Den berühmten Mount Cameroon. Von Einheimischen wird er Fako und früher zu Zeiten der deutschen Besetzung auch Albertspitze genannt. Heiliger Berg.
Doch bevor wir uns diesem Abenteuer widmen, verbringen wir noch 3 Tage in Douala. Die Stadt gilt als das Symbol des aufstrebenden Kameruns und wird als wirtschaftliche Hauptstadt bezeichnet. Die spürbar pulsierende Dynamik zeigt sich in den vielen kleinen, mehrheitlich gepflegten Stores, in vielen Niederlassungen westlicher Firmen, Hotels mit europäischem Standard, vielen Menschen in Bewegung und nicht zuletzt den vollgestopfte Strassen. Dabei ist es eine Mischung aus Taxis, Mototaxis, Klapperkarossen und teuren Offroadern. Zusätzlichen Charme verleihen der Stadt die Bauten aus der Kolonialzeit.
Der hohe Puls der Stadt und das nun tropische Wetter mit heissen Temperaturen und extrem hoher Luftfeuchtigkeit bringt einen so richtig ins Schwitzen. So wird der Stadtbesuch denn auch nicht nur interessant, sondern anstrengend.
Umso mehr sind wir froh, dass die Klimaanlage bei unserer Herberge, der katholischen Mission mitten in der Stadt, tadellos funktioniert. Die Mischung zwischen dem ruhigen Missionsareal und dem kühlen Zimmer sind eine Wohltat und machen den Aufenthalt so richtig angenehm;-). Durchatmen,
Drei Tage Douala sind definitiv genug. Irgendwie fühlen wir uns ausgelaugt und müssen uns vor dem Abenteuer Mt. Cameroon zuerst einmal erholen...an den schwarzen Vulkanstränden bei Limbe, am Fusse des Mount Cameroon.
Langsames Antasten an den Berg!
Douala pur! |
Blick auf den Hafen Douala's |
Die Vulkanstrände von Limbe
Beim neuen Tsaben Beach Hotel dürfen wir auf einer Wiese unser Camp errichten. Es sind nette Gastgeber und sie freuen sich jedes Mal, wenn Langreisende bei ihnen Halt machen. Einzige Bedingung ist, dass wir bei ihnen zu Abend essen. Empfehlenswert!
Nun, endlich wieder ab ins Meer. Das letzte Mal mit den Wellen planschen war in Benin. Es ist eine Ewigkeit her;-)
Corinne: „Oli, eincremen nicht vergessen“ Oliver: „Hey es ist Nachmittags, die Sonne ist nicht mehr stark genug. Und ausserdem sind wir nun schon fast 7 Monate in Afrika. Ich bin doch schon fast schwarz. oder?“ Und schon verschwindet er im Meer.
Man stelle sich vor: Starke Sonne, hohe Luftfeuchtigkeit, die dich die heisse Sonne kaum spüren lässt, das kühle Meer mit Spiegeleffekt = Sonnenbrand perfekt. Und wie!!
Da hilft auch Rahel‘s & Nidi‘s After Soleil Cremé aus dem Notfallkoffer auch nicht mehr;-(
Am Abend vor unserem Aufbruch zum Ausgangspunkt für den Mt. Cameroon, erleben wir dann auch noch unseren ersten tropischen Regensturm. Die ganze Nacht regnet es wie aus Kübeln. Und wir sind in unserem Dachzelt im Haghuri...der ultimative Test!
Kein Tropfen Wasser dringt ins Zelt. Wir sind begeistert und nun definitiv von der Dachzeltkonstruktion begeistert!
Einziger Wehrmutstropfen: Was, wenn es auf der Mt. Cameroon Tour so regnet...?
Fahrt nach Limbe |
Tsaben Beach am Fusse des Mt. Cameroon |
Meer - Sonne - schwarze Strände - WOW! |
Los geht‘s auf den über 4000m hohen Mt. Cameroon
Nun geht es endlich los. Oder besser: Es gibt kein zurück mehr. Der Tag ist gekommen.
Mt. Cameroon: http://www.zentralafrika.de/Nationalparks/Mount-Kamerun/
Zur Info: Im Februar jeden Jahres findet hier ein Berglauf auf den Mt. Kamerun statt. Dazu kommen die besten Bergläufer aus der ganzen Welt. Die aktuell beste Zeit vom Start auf 1000 m.ü.M auf den 4100 m.ü.M hohen Berg und wieder runter beträgt dabei um die 4,5 Stunden. Diese Herausforderung nehmen wir gerne an:-)
Im Startort Buea angekommen, schlagen wir unser Quartier beim Guesthouse der Presbytarier auf. Bei der offiziellen Organisation Ökotourismus buchen wir den benötigten Guide Samuel und einen Porter namens Bruno. Wie entscheiden uns für eine Dreitages-Tour bei der wir zuerst schnurstracks hochlaufen und dann nach dem Gipfel um den ganzen Berg im Regenwald wieder nach Buea zurückkommen. Täglich sind 8-10 Stunden Marschierzeit angesagt...wenn das nur gut geht...
Auch auf mehrmaliges Nachfragen des Guides verzichten wir auf einen zweiten Porter. „Geht schon. Wir sind gewohnt auf Berge zu wandern. Im Guide Book steht, dass es eine einfache Trekking Tour sei. Steil aber relativ einfach. Und ausserdem ist doch allein schon der CH-Pass so was wie eine Gebirgsauszeichnung, oder nicht? “ so Oliver an Corinne, die ihn auch noch dazu bringen wollte einen Teil seiner Ausrüstung abzugeben.
Aber ein richtiger Mann trägt eben seine Ausrüstung eben selber...so eine alte Eishockeyweisheit...;-)) Nachdem alles gut gepackt und verzurrt ist, geht‘s nun endlich los.
Zuversicht beim Start! |
Kaum los gelaufen...wo bleibt denn Oli ...aha der schwere Rucksack;-) |
Wir durchwandern den tropischen Regenwaldgürtel der bis auf 2000m.ü.M hoch reicht. Es ist wunderschön, vor allem jedoch heiss und drückend. Jede Stunde brauchen wir eine Pause, denn neben der Anstrengung, hat vor allem Oli mit seinem schweren Rucksack UND seinem schweren Sonnenbrand zu kämpfen. Wie der schwitzt und kämpfen muss;-))
Auf 1800 Meter machen wir Rast bei einem der offiziellen Hütten (die leider vor Dreck eigentlich gar nicht mehr benutzbar sind). Kaum 2 Minuten abgesessen, dann die Überraschung. Das Wetter schlägt augenblicklich um und es wird kalt. Regen.
Nach 3 Stunden hört es endlich auf und wir müssen uns beeilen, um unser Nachtlager auf 2800 m.ü.M noch rechtzeitig vor dem Eindunkeln zu erreichen. Der Weg hoch ist nun so richtig matschig und rutschig. So kämpfen wir uns dann steilste Passagen über den Vulkankegel hoch. Während wir hochlaufen einigen wir uns auch noch auf eine Änderung unserer Route und wählen den direkten Aufstieg und Abstieg, ohne um den ganzen Vulkan zu laufen. Irgendwie schwant uns Übles.
So richten wir uns im Hut 2 ein. Leider ist es auch hier unmöglich die Hütte nur mit Schlafsack zu benutzen und sich auf die Brettverschläge zu legen. Viel zu viel Dreck.
Nachdem wir aufgeräumt und die Mäuse für ein paar Stunden vertrieben haben (so hoffen wir mindestens) haben, nutzen wir einer der Räume um unser Zelt indoor aufzustellen.
Ausruhen für den Gipfeltag.
Ein heisser Tee wirkt Wunder bei diesem Wetter. |
Camp im Hut 2 Wir und die vielen Mäuse im gleichen Raum. |
Uns bleibt nichts erspart - Gipfelsturm und dann richtig fiese Bedingungen
2. Tag Gipfeltag - Kalt - Nebel - Muskelkater.
Zum Glück können wir einen Grossteil unserer Ausrüstung beim Hut 2 lassen. Bruno der Porter hat sich entschieden nicht auf den Gipfel zu kommen und wird die Ausrüstung bewachen. Nach qualvollen (nicht für Corinne) 4 Stunden stürmen wir den Gipfel des 4090 m.ü.M. hohen Mount Cameroon. WOW!
Obwohl Petrus zu faul war um den Wolkenhimmel aufzuräumen und uns freie Sicht zu gewähren, staunen wir bei -15 Grad über die mystische Stimmung die vorüberziehende Nebelschwaden verursachen. Nach 10 Minuten ist dann auch für uns Zeit für den Abstieg. Unser armer Guide friert sich ja zu Tode...der hat schon bei 8 Grad seine Daunenjacke, Kappe und Handschuhe angezogen;-)
Wir wählen einen Umweg zum Krater. Aufgrund des nebligen Wetters sehen wir leider nur hin und wieder in die immer noch aktive offene Lebensader der Erde hinein. Es steigt Rauch auf. Beim Abstieg kommen wir immer wieder an Vulkanlöchern vorbei, aus denen warme Luft und Rauch aufsteigt. Faszinierend.
Irgendetwas verändert sich am Himmel. Dunkle, ja sogar schwarze Wolken. Donner.
Oli an Guide: „ Est-ce qu‘il possible qu'il pleuve ?“ „Non, non, c‘est pas un problem. Allez!!“ Keine Minute später schüttet es noch mehr als am vorherigen Tag!
Nirgendwo eine Möglichkeit zum unterkriechen. Allez!
Fast 2 Stunden stolpern wir vom Gipfel in die zu Bächen verwandelten Wegen runter. Platschnass. Durchgefroren.
Beim Camp zurück, freuen wir uns umso mehr um das Feuer, das Bruno in einem Unterstand entfacht hat. Alles, was irgendwie nach trocken Brennmaterial aussieht, wird verbrannt. Drei Stunden sitzen wir fast wortlos ums Feuer und im beissenden Rauch. Verzweifelt versuchen wir uns aufzuwärmen, Kleide und Schuhe ein bisschen zu trocknen. Wir sind so KO, dass wir dann um 18:00 ohne Znacht in die Schlafsäcke kriechen und sofort einschlafen.
Start zum Gipfelsturm - nur, wo ist der Gipfel? |
Noch ist alles halb so schlimm... |
...sogar freie Sicht... |
...endlich oben... |
Mystische Stimmung auf 4050m.ü.M |
Blick ins Innere der Erde - Vulkankrater |
Eines der vielen Vulkanlöcher am Mt. Cameroon |
Unsere härteste Besteigung eines Berges...
1. Tag. 06:00 Regen.
10:00 Endlich die ersten Sonnenstrahlen! Juhee! Die Welt geht doch nicht unter!!
Die nächsten 5 Stunden gehören zu den schwierigsten Stunden unserer bisherigen Afrikareise. Zu jeder Sekunde wünschen wir uns endlich wieder unten zu sein. Der glitschige Untergrund im Regenwald trägt auch nicht gerade dazu bei, dass wir die Wanderung als Vergnügen betrachten können. Immer wieder rutscht Oli aus und landet auf dem Urwaldboden. Fast wie in Trance stolpern wir den Berg runter. Wir leiden wie arme Hunde. Sogar Corinne ist am Ende ihrer Kräfte (und das gab es bisher noch nie).
Unterwegs treffen wir eine Gruppe US-Amerikaner aus Alaska, die uns ganz euphorisch mitteilen, dass sie in den Bergen aufgewachsen sind und den Mt. Cameroon in einem Tag hoch und runter gehen. Die kleinen Rücksäcke lassen uns vermuten, dass sie eher nicht über Notfallkleider und genug Nahrung für Zwischenfälle verfügen. Leider können wir ihre Euphorie nicht teilen und wünschen ihnen einfach nur noch „good luck“.
(Anm. an diesem Tag hat es nochmals für 3 Stunden so richtig geregnet...)
Nach 5 Stunden sind wir dann endlich zurück im Guest House. Überglücklich!
Bei Spiesschen und Bier in der Dorfbar pflegen wir unsere Wunden (und den Stolz) und blicken auf ein tolles und hartes Abenteuer zurück. Zudem streichen wir die Passagen „relativ einfach zu besteigen“ im Guide Book. Für uns war es eine der anstrengendsten Gipfelbesteigung.
Am nächsten Tag blicken wir nochmals mit einem Lächeln und riesigem Muskelkater zum Vulkan hoch und starten den Motor vom Haghuri.
The show must go on.
Yaoundé, die Hauptstadt Kamerun‘s ist das nächste Ziel. Visa besorgen.
Puahh...das war echt hart! |
Zufriedener Blick zurück. Mount Cameroon - Geschafft!! |