Affentheater im Busch von Edéa


24. - 27. März 2011
Auf Entdeckungsreise im Busch von Edéa
Nach der erfolgreichen Mission „Mt. Cameroon“ sehnen wir uns nach etwas ruhigerem, was wir in Yaoundé zu finden glauben. Die Strecke führt uns nochmals durch die Stadt Douala, wo wir 3 Stunden im Stau stecken bleiben...wieder ist es heiss im Haghuri und wir wünschen uns im Moment nichts sehnlicher als eine Klimaanlage;-)
Die Sonne wandert Richtung Westen, der Abend naht und wir
sehen uns nach einer Unterkunft um. Fünfzig Kilometer nach Douala entdecken wir in Edéa das Campement Relais Touristique. Was für ein Glück. Es ist ein gut gepflegtes Motel/Hotel mit freundlichem Service zu einem kleinen Preis. Ein absoluter Glücksfall.
Heute ist Freitag und die Botschaften in Yaoundé sind erst am Montag wieder offen. So entscheiden wir uns, zwei Tage in oder um Edéa zu verbringen. Auf Corinne‘s Michelin-Strassenkarte entdecken wir den Lake Ossa inmitten einem Wildlife Reserve. Zwar steht in keinem unserer Guide Books etwas darüber, doch es ist ein Versuch wert. Zur Sicherheit fragen wir beim Hotelmanager nach und er bestätigt uns zwar den Lake Ossa, jedoch habe noch nie was von einem offiziellen Wildlife Reserve in dieser Gegend gehört...macht nichts, wir entdecken es!
Am nächsten Morgen starten wir zu unserer Entdeckungstour. Das GPS führt uns einem wunderbaren Fluss entlang und zeigt uns bei einem Maisfeld das Ziel an. Von offiziellem Eingang oder einer weiteren Route nichts zu sehen. Bei Bauern fragen wir nach „Animaux“ und „Lake Ossa“ nach. „Oh, oui, oui, il y a beaucoup des animaux....hihihi“ so die Antwort und gleichzeitig zeigen sie auf die Hauptpiste in Richtung Westen. Ok. Weiter nach Westen. Weiter in den Busch hinein. 
Bei einer Barriere werden wir angehalten und gefragt wo wir denn hin wollen. Unsere einzige Antwort war „Animaux“. Und siehe da. Der Gardien lacht und teilt uns mit, dass wir einfach nach Marienberg fahren müssen. Immer geradeaus.
Wir durchqueren wunderschöne Landschaften aus riesigen Palmplantagen. Himmel Blau - Wald Grün - Piste - Feuerrot. WOW!
Nach einer Stunde Fahrt und voller Hoffnung auch auf dem richtigen Weg zu sein, passieren wir ein paar Häuser und eine schöne Kirche mitten im Busch. Marienberg.
Diesesmal fragen wir einen Fischer nach „Animaux“. Sein Lächeln verrät, dass es hier irgendwo was zu sehen gibt. Sein Arm geht in Richtung dichtem Urwald, zu einem Mopedpfad. Weiter gehts in den Busch. Langsam beschleicht uns das Gefühl, dass wir hier nie mehr rausfinden werden. Dann plötzlich...ein Haus.
Dieses Mal fragen wir den einzigen Menschen hier, einen Bootsbauer, ob es überhaupt „Animaux“ gibt. „Na klar. Ganz viele. Zum Beispiel Buschratten, Affen, manchmal Krokodile am Fluss.“ so seine verschmitzte Antwort. „Aber ihr möchtet wahrscheinlich zu den Schimpansen auf die Insel, oder?“. Schimpansen - Insel ?  
Das möchten wir bestimmt. 
Er zeigt uns den Weg zum Ufer und rät uns dort einfach zu warten. Es wird bestimmt jemand vorbeikommen und uns abholen...

Ab in den Busch.


In Marienberg steht die erste Kirche katholische Kameruns
 - mitten im Busch;-)


Tatsächlich. 
20 Minuten später schlurft ein Boy daher und fragt ob wir das Schimpansenprojekt besuchen wollen. 
JA!!!!
Nachdem wir eine eine Fee und zusätzlich etwas für Benzin bezahlen, werden wir zu einem kleinen Camp am Ufer und mitten im Urwald gebracht. Freundlich werden wir von Gombo, dem Chef der Truppe begrüsst. Der Name lässt ev. vermuten, dass es hier um einen Schimpansen handelt...nein, nein! Gombi ist der lokale Verantwortliche für das Schimpansenprojekt „Papaye France“;-)
Am Tisch sitzen noch zwei andere Weisse, die diesen Ort durch Empfehlung „gefunden“ haben. Überrascht, dass und vor allem wie wir hierher gefunden haben, machen sich alle miteinander bekannt, bevor Gombo uns Informationen zum Projekt gibt. 
Hinter dem Projekt steht eine private Organisation, die ein Franzose als sein Lebenswerk ins Leben gerufen hat. Durch die viele illegale Jagd auf Schimpansen, werden die jungen Schimpansenkinder oftmals Waisen. Von Bauern oder Organisationen werden diese dann hierher gebracht. Papaye France kümmert sich um die Aufzucht, Schutz und Auswilderung der Schimpansen. Es liegt am Pongo-Songo Fluss und besteht auf drei Inseln die sie von der Regierung zur Verfügung gestellt bekommen haben. Auf zwei Inseln tummeln sich schon viele dieser pelzigen Tiere.
Ankunft im Camp 
Gombo
Herrliche Landschaft am Pongo Songo Fluss

Nachdem wir auch über die Situation der illegalen Jagd aufgeklärt wurden, hatten wir schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil wir ja auch schon Busch Meat gegessen haben. Glücklicherweise war es nur eine Buschratte. Sie gehört zu den ungefährdeten Spezien im Busch. 
Aber was für uns schwer vorzustellen ist, dass die Gefährdung der Primaten ganz viele Menschen hier weder begreifen, noch verstehen wollen. Das Traurige dabei: Die wenigsten Kamerunesen interessiert es überhaupt, was mit ihrer Umwelt passiert. 
Weder verstehen sie, dass die Tiere neben dem Erhalt des Ökosystems auch einen touristischen Wert haben. Die Entschuldigung, dass sie kein Essen hätten und deshalb Schimpansen jagen ist scheinheilig und total falsch. Denn 95% der Tiere werden von professionellen Jägern für den Handel getötet und nicht für den Eigengebrauch. 
Wenn man sich vorstellen vermag, dass in Kamerun vor 15 Jahren in den Wäldern Kameruns über 40‘000 Schimpansen lebten (Schätzung gemäss Gombo) und heute nur noch 2700, stimmt es wirklich traurig. 
Leider machen sie vor allem westliche Menschen und nur wenige Afrikaner diese Gedanken und bauen dann Projekte auf (und finanzieren sie mehrheitlich auch selber). 
Wie bereits gesagt, die meisten Kamerunesen interessiert das einfach nicht...
Wenn du dich dafür interessierst: 
Umso mehr freuen wir uns, dass wir die Möglichkeit haben, dieses Projekt mit unserem Besuch und dem geleisteten Fee ein wenig zu unterstützen. 
Wir haben die Möglichkeit die beiden Inseln zu besuchen. Auf der ersten Insel leben junge Schimpansen, die sie erst vor ein paar Jahren dorthin gebracht haben. Diese müssen täglich 2-3 mal gefüttert werden. Dabei ist für uns ein Strandausflug und Begegnung mit Schimpansen möglich. 
Auf der anderen Insel leben die bereits ausgewachsenen Schimpansen, die noch immer täglich zur Sicherheit besucht werden. Diese leben halbwild und erhalten zwar auch jeden Tag ein paar Bananen, müssen ihr Futter jedoch selber suchen. 
Highlight: Vor ein paar Wochen wurde das erste Schimpansenbaby in der Wildnis geboren. Für uns ist die Besichtigung nur vom Boot aus möglich. 
Ab zum Verwandtenbesuch;-)
Tierisches Vergnügen 
Beim Anlegen zur Insel ruft Gombo lauthals „Che, Che, Maijra, Majira“.
Es raschelt es in den Bäumen. Typisches Schimpansengebrüll ist hörbar. Und dann kommen sie...von den verschiedensten Bäumen schwingen sie sich an Lianen herunter...brüllen, springen ins Wasser, schupsen sich gegenseitig herum. 
Jede/r will zeigen, dass sie/er der Chef ist. Der wirkliche Chef sitzt jedoch noch in der Baumkrone und sondiert zuerst einmal die Lage. Zwei Minuten später ist das Eis gebrochen und der Chef gibt das OK uns zu „attackieren“ ;-)
Sie wollen spielen. Springen auf dich drauf. Wollen die Fototasche klauen, verlangen lauthals nach Erdnüssen und kämpfen gegeneinander. Wie Kinder. 
Oftmals hört man, dass die Schimpansen wie Menschen seien, haben sie doch tatsächlich zu 97% die gleichen Genen. Man glaubt es erst, wenn man mit diesen Pelztieren eine Begegnung hat...sie haben eine Mimik, die Bände spricht. Sie lachen mit dir oder auch über dich (das weiss man nie so ganz;-). Sie sind äusserst schlau, wenn es darum geht, noch mehr Erdnüsse zu bekommen. Auch schliessen sie Freundschaften und spazieren mit dir Hand in Hand über den Strand. Und manchmal sie verlieben sie sich auch in Dich; resp. in Corinne ;-) Sie hat mit Che Guevara ihren Verehrer gefunden. Der wollte unbedingt mit ihr knutschen. Herrliche Szene!
Auch wenn diese Besuche für die Auswilderung der Schimpansen wahrscheinlich eher wenig förderlich sind, ist es laut Gombo problemlos und aktuell immer noch wichtig, dass sie diese Begegnungen haben. Da sie oftmals von Menschen aufgezogen wurden und durch die Fütterung an Menschen gewöhnt sind, sei das kein Hindernis, wenn solche Besuche nicht zu allzu oft stattfinden. Sobald sie älter sind, werden Besuche dieser Art durch Touristen nicht mehr möglich sein. Sie leben dann wie die andere Gruppe, die man nur vom Boot aus besichtigen kann. Für uns ist es ein einmaliges Erlebnis. Voller Wehmut verlassen wir die Insel nach einer Stunde. Am liebsten hätten wir ein paar dieser coolen Verwandten gleich mitgenommen;-) 

Tarzan ist nichts dagegen;-)
Sie sehen in uns wahrscheinlich auch nur lustige Affen...
Annäherungsversuche
"Was will der weisse Affe denn von mir?"
Knutsch, Knutsch!
CHe ist offensichtlich verliebt in Corinne.
Seine Kollegen lachen sich derweil kaputt...
Che wollte unbedingt mit uns mitkommen...

Auswildern braucht enorme Zeit...  
Der zweite Besuch findet bei den älteren Schimpansen statt. Diese wurden vor fast 10 Jahren auf die Insel gebracht. Mit dem Boot nähern wir uns bis auf 3 Meter dem Ufer. Gerade so weit entfernt, dass sie nicht hineinspringen können und im Wasser nicht mehr stehen können. Schimpansen lieben Wasser - aber nur bis Stehhöhe oder Hals. Schwimmen können sie nicht;-) 
Die einzigen Menschen die sie auf der Insel akzeptieren sind Bongo und zwei Helfer. 
Die anderen würden attackiert werden. 
Wieder typisches Schimpansengebrüll. Nur um einiges lauter. 
Dann erscheint der CHef namens Citron mit seiner Entourage. Es sind kräftige Tiere - ein ausgewachsener Schimpanse hat die Kraft von 7 erwachsenen Menschen. Herkules!
Die meisten sind eher zurückhaltend - bis auf Einen. Anscheinend gibt es, gleich wie bei Menschengruppen, immer auch einen Hofnarren. Immer wieder holt er Anlauf, brüllt und springt dann mit voller Wucht ins Wasser um uns nass zu machen;-)
Nach fünf Aktionen ist er müde, hamstert 4 Bananen und verschwindet... 
Ein absolut tolles Erlebnis haben wir, wo wir live erleben, wie Schimpansen selber Werkzeuge herstellen und benutzen. Während die jungen Schimpansen direkt aus dem Fluss trinken, sind sich die Älteren dafür zu schade. Einer hat eine Kokosnuss gefunden, aufgeschlagen und trinkt zuerst  den Inhalt, bevor er die leere Kokosnuss als Tasse benutzt um aus dem Fluss zu trinken. Seine Kollegen sind so begeistert, dass alle etwas davon haben wollen. Echt clever!
Nach 10 Minuten haben sie dann genug, verschwinden wieder im Wald.

Schimpansen lieben Bananen über alles!

Was tun mit der Kokosnuss?

Einmaliges Erlebnis
Überglücklich, ja sogar richtig euphorisiert kehren wir zum Camp zurück. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Umso mehr, als wir das nicht erwartet hatten und zufällig hier gelandet sind!
Wir bedanken uns bei Gombo und seiner Crew. Einmalig.
Für alle die dieses Projekt auch besuchen möchten. 
Hier die Koordinaten:    N 03° 36.940‘  /  E 009° 51.835‘
Das ist ein Besuch wert!

Zurück in Edéa verbringen die Nacht wieder im Hotel Relais Touristique. Morgen gehts weiter in die Hauptstadt nach Yaoundé. Unspektakuläre Visabesorgungen erwarten uns.

Oli mit seinem Bruder
- nur um welchen handelt sich hier ?

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