28. März - 08. April 2011
Die grosse Stunde des Torwächters der Gabon Botschaft
Nun sind wir schon sechs Tage in der Hauptstadt Kameruns - Yaoundé. Die Stadt ist so etwas wie das Bern in der Schweiz. Würde man in Zürich
jemanden nach Bern fragen, so bekämen wir die Antwort, dass es dort ruhig, ja auch ganz schön ist aber natürlich wenig Dynamik herrscht. Beamtenstadt. Genauso tönt es, wenn man sich bei jemandem in Douala nach Yaoundé erkundigt. Wir erleben dies genauso. Yaoundé ist wirklich schön imitten von grossen Hügeln gelegen.Die Stadt dehnt sich über 60 Quadratkilometer aus. Das Wirtschafts- und Beamtenzentrum ist modern gestaltet. Die „Moderne“ und die typische „Afrika Städtetradition“ sind überall sichtbar. Die Dynamik beschränkt sich vor allem auf die verstopften Strassen, wo um jeden Meter Asphalt gekämpft wird und die Ballungsquartiere des Kleinhandels. Viele kleine Cafés, Stores und Alimentationen prägen das Bild der Stadt.Yaoundé, das Bern von Kamerun ist über eine riesige Fläche inmitten der Hügel verteilt. |
Wo "Moderne"... |
...auf klassische Afrika's Städte Tradition trifft... |
...sieht man oft klare Unterschiede in der Bevölkerung... |
Nun, die fehlende Dynamik der Beamten erleben wir anhand unseres Visa Antrages bei der Gabon Botschaft.
Zusammen mit Pavel, einem Reisenden aus England, beantragen wir das Gabon Visa. Der vereinbarte Abholtermin ist seit vorgestern vorbei. Wir haben noch immer keine Pässe. Jeden Tag sitzen wir vor dem Tor der Botschaft und hoffen bei jedem Öffnen, dass der Wächter uns unsere Pässe zurückgibt. Endlich!
Der Botschafter hat sich dazu entschlossen, die Visa zu unterschreiben und der Wächter winkt uns lächelnd zu. Doch leider ist das Datum falsch eingetragen. „Könnten sie das bitte noch schnell ändern?“, so die Anfrage von Oliver an der Wächter des Tores. „Hmmm, schnell... ich werde mich darum kümmern. Kommen sie morgen Nachmittag wieder. Wumm!“ Das Tor ist wieder zu;-) Tags darauf ist es dann definitiv soweit. Wir erhalten die korrekten Visa für Gabon. Jipieehhh.
Hoffnungsvoller Blick zum Torwächter... Pavel ist da schon gelassener (oder resignierter?) |
Nachdem wir sieben Tage bei den Presbytariern in deren Garten gecampt haben, sind wir voller Freude, endlich weiterziehen zu können. Wir wollen wir in den Lobeke Nationalpark im südöstlichen Teil von Kamerun. Dort lebt die grösste Population der Primaten Kameruns. Tausend Kilometer durch den Busch. Normalerweise nimmt man hierzu das Flugzeug. Das kommt für uns jedoch nicht in Frage. Nach mehrmaligem Besprechen entscheiden wir uns jedoch schweren Herzens dagegen, da alleine die Anfahrt 4 Tage in Anspruch nimmt und wir zudem alleine unterwegs wären. Dazu kommt, dass wir am 10. April in Kribi sein müssen. So wählen wir schlussendlich die Möglichkeit in der grössten Regenwaldzone Kameruns, im Réserve du Dja, auf Pirsch zu gehen.
Auf leisen Sohlen durch das Réserve du Dja
Angekommen im Dorf Samalomo suchen wir nach dem Eingang zum Park. Nur, der Park ist kein Park, sondern eine Schutzzone. Der Eingang gibt es so nicht, sondern es steht eine Flussüberquerung an. Sozusagen eine natürliche Grenze zum Reservat. Um den Fluss überqueren zu können, braucht man eine Genehmigung des Verantwortlichen für den Dja. Drei junge Typen die gerade am Fluss herumstehen, sind sehr hilfsbereit und bringen uns zu Pierre Simon, dem Chef vor Ort. Nicht uneigennütz, denn sie haben gemerkt, dass es vielleicht etwas zu verdienen gibt. Gepäck durch den Urwald tragen;-)
Wir besprechen eine Tour von 3 Tagen mit Guide, dem Eco Guard (ist obligatorisch und der Teuerste von allen) und drei Trägern. Eigentlich wollten wir das Gepäck selber tragen oder höchsten 1 Träger mitnehmen, aber nachdem die Jungs untereinander über eine Viertelstunde lauthals streiten, wer uns als erster „entdeckt“ hätte und jetzt etwas verdienen könne, war uns das Theater zu viel und wir heueren alle drei an. Oli‘s verschmitztes Lächeln ist dabei nicht zu übersehen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass sie dies gekonnt inszeniert haben;-)
Wir besprechen eine Tour von 3 Tagen mit Guide, dem Eco Guard (ist obligatorisch und der Teuerste von allen) und drei Trägern. Eigentlich wollten wir das Gepäck selber tragen oder höchsten 1 Träger mitnehmen, aber nachdem die Jungs untereinander über eine Viertelstunde lauthals streiten, wer uns als erster „entdeckt“ hätte und jetzt etwas verdienen könne, war uns das Theater zu viel und wir heueren alle drei an. Oli‘s verschmitztes Lächeln ist dabei nicht zu übersehen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass sie dies gekonnt inszeniert haben;-)
Als am nächsten Morgen der Wald-Chef mit Gewehr bewaffnet und in der Bekleidung des Eco Guard auftaucht, können wir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Hat er doch gestern davon immer in der 3. Person gesprochen und dass er diesen organisieren müsse.
Jeder will etwas verdienen;-))
Alle drin? Ab geht's durch den Busch zum Ausgangsort. |
Unsere Dja-Equipe v.l.: General Jackson, die tapferen Drei, Eco Guard Pierre Simon |
Es ist drückend heiss.
MIt einem professionell gestylten Guide, einem gut ausgebildeten Wächter und den starken Jungs vom Fluss, machen wir uns auf den Regenwald zu entdecken. Fasziniert schleichen wir durch den Wald, in der Hoffnung hinter dem nächsten Busch einen Gorilla, Schimpansen, Büffel, Elefanten oder eine Schlange zu sehen. Aber so einfach ist das nicht. Wir hören überall Geräusche, insbesondere die Flügelschläge der über dem Blätterdach fliegenden Kalaos (Tucan) verursachen Klänge wie von einem weit entfernten Helikopter. Auch hören wir immer wieder Affengebrüll. Nur sehen wir diese Tiere fast nie. Wahrscheinlich ist dies die grösste Herausforderung im Regenwald: Tiere sehen.
Nach 5 Stunden erreichen wir eine kleine Hütte und erstellen dort unser Camp. Von hier aus erkunden wir dann verschiedene Plätze im Wald, wo oftmals die grossen Tiere weiden sollen. Wir freuen uns auf Begegnungen.
Und dann erleben wir die nächsten 2 Tage wieso es Regenwald und nicht Sonnenwald heisst. Regen + Wald = Regenwald. Es regnet vor allem die ganzen Nächte durch und tagsüber auch noch dazu. Umso mehr freuen wir uns, dass es an den drei Tagen mehrere trockene Abschnitte gibt. Die Ausflüge zu den verschiedenen Felsplateaus und Weideplätzen der Tiere sind interessant. Wir trainieren vor allem unseren Wahrnehmungsinn „Hören“. Denn leider sehen wir auch hier nicht die erwarteten grossen Tiere. „Uh, Uh, Uh, Uh“, hören wir die Gorillas rufen. Gemäss Guide in 400m Entfernung. Sie zu sehen ist unmöglich. Sich ihnen zu nähern, bringt so gut wie nichts. Sobald sie uns riechen oder etwas Unbekanntes hören, sind sie weg. Sie sind eben noch richtig wild. Gut so.
Riesige Bäume... die kleinen Punkte unten rechts sind wir. |
General Jackson in Aktion...irgendwo sind doch Affen?! |
Angst vor ihm brauchen nur die Wilderer zu haben. |
Das Zelt unter dem Bretterdach war eine weise Idee... |
Da nützt alles Anlocken nicht... die Gorillas wollen ihre Ruhe haben. |
Von unserem Guide lernen wir wie man im Urwald überleben kann. Der Name Regenwald lässt vermuten, dass Wasser hier kein Problem sein sollte. Nur, Trinkwasser ist eben doch ein Thema. Richtig abgeschöpft, kann man das Wasser aus den kleinsten Flüsschen trinken. Auch suchen und finden wir die „Wasserlianen“, die sich äusserlich nur in der etwas rötlicheren Farbe von anderen Lianen unterscheiden. Schneidet man sie aber durch, ist das Innere voller sauberem Trinkwasser. Je nach Grösse der Liane kann man bis zu 10 Liter Trinkwasser gewinnen. Eine Wohltat.
General Jackson, wie sich unser Guide nennt, zeigt uns auch die verschiedenen Bäume und Pflanzen zur Heilmittelherstellung. Chinin zur Behandlung von Malaria, Grundstoff zur Gewinnung von Penicilin, Hausmittel gegen Magen- und Kopfschmerzen und vieles mehr lernen wir kennen. Lehrreich.
Leider hören wir dann auch noch die Wilderer und sehen die Spuren an den Bäumen. Auch hier stellen sie ein grosses Problem dar. Dadurch, dass sie nur noch wenig Geld zum Schutz des Waldes haben, können sie ihn heute nicht mehr richtig schützen (über eine Milliarde Euro der EU vor 10 Jahren zum Schutz des Waldes ist nicht mehr vorhanden...). Einmal im Monat geht eine Patrouille von 40 Mann während einer Woche zu Fuss durch den Wald in der Grösse von ca. 526‘000 Hektaren...
Nach 3 erlebnisreichen Tagen finden wir dann auch tatsächlich wieder aus dem Regenwald. Bis auf ein paar kleine Affen, eine grüne Mamba (die eigentlich gelb war), vielen Insekten und tausenden von Bienen haben wir leider vor allem Bäume und Sträucher gesehen. Die Gorillas sparen wir uns für den Kongo auf, die Elefanten, Büffel und Antilopen sind wohl einfacher zu sehen in Südafrika;-)
Wenn du noch mehr wissen möchtest:
Es gibt viel zu entdecken. |
Die Wasserliane ist im Regenwald das wichtigste Überlebenselixier. |
Kautschukbaum |
Unbedingt mal wieder Vitamin D tanken
Nach dem Mount Cameroon und dem Regenwald haben wir genug Regen gesehen. Wir wollen mal wieder so richtig viel Sonne kriegen und unseren Cameroon Aufenthalt an den berühmten Stränden von Kribi abschliessen.
Auf dem Weg nach Kribi, übernachten wir nochmals in Yaoundé bei den Presbytariern. Wir treffen auf einen weiteren Reisenden: Yvan aus Mexiko. In den letzten 11 Monaten reiste er mit seiner 650‘er BMW Motorrad von Mexico City über New York, Südkorea, Russland, China ans Nordkap, danach durch ganz Europa und nun durch ganz Afrika. Verrückter Mexikaner.
Den Abend verbringen wir gemeinsam mit Geschichten erzählen und GPS Punkten austauschen. Wie könnte es anders sein, als dass es am nächsten Tag nochmals so richtig wie aus Strömen regnet und wir unsere Weiterfahrt auf den nächsten Tag verschieben. Es scheint, als sollen wir für immer in Yaoundé bleiben...
Neuer Tag, neues Glück. Die Sonne zeigt sich schon am frühen Morgen. Wir starten den mächtigen 4.2 Liter Motor vom Haghuri und reisen der Sonne entgegen;-) Strand. Meer. Gutes Essen. Es kribb(i)elt schon.