„Ihr gehört doch hierher - ihr könnt nicht einfach zurück!“ / ZA04

24. Oktober - 28. Oktober 2011
Afrika ausklingen lassen  
Wir sind zurück. In Upington.
Es ist das erste Mal auf unserer Reise, wo wir an einen Ort zurückkehren. 
Obwohl wir hier nur einige Tagen verbracht haben, wirkt alles sofort wieder vertraut. Theo (der Campingplatz Betreiber) freut sich uns wieder zu sehen. „Unser“ Platz mit Grillstelle und schöner Aussicht auf den Oranje River ist noch frei. Fast schon obligatorisch ist dann auch wieder der Sundown-Cruise auf Sakkie‘s Arkie. Fast wie ein Homecoming. 
Sakkie's Arkie in Upington 
Sundown Oranje River

In den letzten zwei Wochen hat sich das Wetter stark verändert und es ist so richtig Sommer geworden. Umso schwerer fällt es uns, an eine Rückkehr in die Schweiz mitten in den Winter zu denken. Uns bleiben noch drei Tage bis zum Abschied von Afrika. Das Haghuri will noch rausgeputzt werden, bevor wir es hier in Upington einstellen können. 
So heisst jetzt schon Abschied nehmen von der Leichtigkeit des Seins. Denn jetzt müssen wir mit Volldampf arbeiten, sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig fertig zu werden. So schufften wir in der grössten Hitze, anstatt im Oranje River zu baden und am Ufer zu faulenzen. CH-Kultur statt African Lifestyle. 
Putztag!
Mit Zitronensaft haben wir die Kanister ausgewaschen.
...wäre lieber am Ufer bei Sonnenbaden...
...und ich am "bädele" ;-)
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wie neu!
Nicht traurig sein Haghuri, wir kommen ja wieder...
Theo wird bis dann auf Dich aufpassen.

Nach einem harten Tag, machen wir den letzten Abend-Stadtbummel. Nochmals Afrika einatmen. Wir glauben zu spüren, dass mit dem Sommer gleich nochmals etwas mehr Fröhlichkeit Einzug hält. Die Menschen sind aufgestellt, lächeln und grüssen uns freundlich, während wir durch die Strassen schlendern. Einige sprechen uns freundlich an und wollen für ein Foto posieren (ohne nach Geld zu fragen;-), andere wollen einfach nur ein bisschen plaudern. Erwähnen wir im Gespräch, dass wir leider bald nach Hause gehen, können sie das nicht verstehen. 
„Hey, ihr gehört nach Afrika! Warum wollt ihr denn schon zurück? Es ist doch endlich wieder Sommer und das Leben ist toll hier!“. Auf diese Worte aus dem Mund eines Marshals (Parkplatzwächter) können wir gar keine Antwort finden. Wie sollen wir ihm erklären, das wir kein Geld mehr haben. Er würde es uns nicht glauben. Er selber verdient gerade mal 3 Franken pro Tag, lebt ja auch hier und scheint fröhlich zu sein;-)
Wir freuen uns nochmals über tolle Begegnungen mit den Einheimischen. Den harten Putztag und den Reiseabschluss feiern wir würdig mit einem kühlen (verdienten) Bier und Steak im Pub. Das Leben ist wirklich toll - Prost!


Noch einmal zum Coiffure...
...den Einheimischen beim Diskutieren zuhören /-sehen...
...Begegnungen beobachten...
...Menschen fotografieren...
...mit den Strassenhändlern feilschen...
...und mit ihm über Gott und die Welt diskutieren;-)
Prost!


Der lange Weg zurück   
Das Haghuri ist eingestellt und abgeschlossen. Eigentlich sind wir beide nicht so emotional was Auto‘s angeht, aber das Einstellen unseres Weggefährten ist schon bewegend. Wahrscheinlich weil es für uns jetzt definitiv fertig ist in Afrika. Mindestens für den Moment. Theo bringt uns an den Flughafen von Upington. 
Wie wir dann erfahren handelt es sich weltweit um einen der drei NASA Flugplätze, wo das Space Shuttle landen könnte. Über fünf Kilometer lang ist die Start- und Landebahn. Uns nützt das in dem Moment wenig, ist jedoch interessant zu wissen;-)
Kaum gestartet bewegt sich Oli unruhig von einem Fensterplatz zum anderen. So erhascht er die letzten Blicke über die riesige Kalahari. Eine wunderschöne Sicht. Dann sind wir über den Wolken und kurze Momente später landen wir in Johannesburg, wo wir nach einer Wartezeit von sieben Stunden einen Direktflug mit der Swiss nach Zürich haben. 

Auf dem Rückflug erfahren wir, dass unsere Sitznachbarn und deren Freunde ein paar Reihen hinter uns, die letzten 12 Monate auch in Afrika unterwegs waren. Allerdings sind sie die Ostküste runterkommen. Es entsteht nochmals eine richtige Overlanderstimmung. So erzählen wir uns gegenseitig Geschichten und Erlebnisse aus Afrika. Die Zeit vergeht wortwörtlich wie im Flug. Wir alle sind natürlich traurig, dass die Reise schon wieder ihr Ende gefunden hat. Und doch geht es uns nach Mitternacht etwas besser....geteiltes Leid ist halbes Leid;-))
„Bitte schliessen sie die Sicherheitsgurte und stellen die Rücklehne gerade. Wir landen in wenigen Minuten. Es ist fünf Uhr fünfundvierzig und warme drei Grad in Zürich“ so die Durchsage des Piloten, die mit einem hörbaren Lächeln endet. Drei Grad..brrr...


Es geht zuerst nach Johannesburg
Ein Amarula zum Abschluss?
Und schon sind wir wieder zurück;-)


Eine perfekte Landung in der Schweiz!   
Donnerstag, 27. Oktober  06:10
Nach über 420 Tagen und fast 48‘000 Kilometer mit dem Jeep durch Afrika, sind wir wieder zurück. Eine unglaubliche Reise mit phantastischen Erlebnissen findet ihre Pause. 
Es ist ein spezielles Gefühl wieder zurück zu sein. Allein die Werbungen und Hinweistafeln im Flughafen in Deutsch zu lesen ist ungewohnt. Als bei der Beförderungsfahrt zum Haupttrakt urschweizerische Alphornklänge ertönen und uns das Heidi lachend zuwinkt, kommen uns ja schon fast die Tränen;-)) Heimat.
  
Das Gepäck mit den vielen Geschenken auf den Rollwagen geladen, durchschreiten wir das Empfangstor. Freudig blicken wir umher und dann entdecken wir sie! Vero, Mauro und Bruno. Verpackt in dicke Jacken und Pullover stehen sie da und heissen uns willkommen. Wir freuen uns, unter anderem auch weil wir wissen, dass sie extra ganz früh aus den Federn mussten um uns um 06:15 in Zürich einen persönlichen Empfang zu bereiten. Danke! 
Khur - Kapstadt
420 Tage - 48'000 Kilometer

Zurück in den Busch - ab nach Hermiswil.   
Vor unserem Start zur Afrika Reise wohnten wir die letzten paar Monate in einer Wohnung im Haus von Corinne‘s Eltern. Da die Wohnung in der Zwischenzeit nicht vermietet werden sollte, konnten wir unsere Möbel einfach drinnen stehen lassen. Das macht natürlich vieles einfacher, denn so müssen neben der Jobsuche nicht auch noch gleichzeitig eine Wohnung suchen. Und in Hermiswil ist es ja auch ein bisschen wie in Afrika. Es liegt im Nirgendwo, hat nur ein paar Einwohner, keinen Laden und die nächste Stadt erreicht man zu Fuss erst in ein paar Stunden. Und auf Safari kann man hier auch gehen: Kühe, Pferde, Katzen, Wildhunde (oder hat der Briefträger von wilden Hunden gesprochen?). Im Wald gibt es Baumhörnchen und viele Antilopen à la suisse.
Bestimmt wird Oli von jetzt an frühmorgens im Dorf und im Wald rumschleichen und seine „Action“ Fotos machen. Kuh frisst Gras, Katze frisst Maus, Igel frisst Schnecke -  Abenteurer bleibt Abenteurer;-) 
Bevor wir in den CH-Busch nach Hermiswil zurückfahren, heisst es zuerst den Internetanschluss wieder in Auftrag geben. Natürlich im Swisscom Shop am Flughafen;-)
Dann geht‘s zum Coop. Wir haben unser Empfangskomitee zum Raclette Essen bei uns zu Hause eingeladen. Doch beim Einkauf folgt der erste Schock. Völlig überwältigt vom riesigen Angebot stehen wir überfordert im Laden. Warum gibt es so viele verschiedene Esswaren? Wer isst denn das alles? Was, das kommt extra aus Afrika? 
Allein bei den Tomaten können wir zwischen vier verschiedenen Sorten auswählen. Und die unglaublichen Preise...4 Servelats für vier Franken zwanzig...wir sind uns gewohnt für ein Kilo gutes Rindfleisch soviel zu bezahlen...ganz zu schweigen vom Käse und Brot...daran werden wir uns wohl wirklich gewöhnen müssen.
Nach fünf Minuten ist der erste Schock vorbei. Beim Einkaufen konzentrieren wir uns auf die Aktionen und Coop Garantie Produkte;-) 
Es wird ein toller „welcome back“ - Racletteabend. Dabei ist uns erst bewusst geworden, wie stark wir den Käse vermisst haben - mmhhh, eine Delikatesse!
Hermiswiler Dschungel - sieht aus wie in der DRC (Kongo)
Das ist hart. Vom Sommer in den kommenden Winter.

Sind mal kurz weggewesen.
Immer wieder hört und liest man, dass eine lange Reise die Person verändert, dass man die Welt danach mit anderen Augen sieht und anders handelt. Auch erwartet man, dass sich gleichzeitig die Welt verändert. Immerhin sind wir 15 Monate weg gewesen. 
Es ist schon verrückt. Da sind wir nun wieder vor unserer Haustüre, schliessen auf und alles ist so vertraut. Alles wie früher. Das ist im ersten Moment schon etwas frustrierend. Als wären wir nur schnell weggewesen. Unmittelbar tauchen Fragen auf:
Was bleibt nun von Afrika?
Was bedeutet das jetzt für uns?
Was hat sich denn nun wirklich verändert?  
Heisst Blick nach vorne die Vergangenheit abhaken und vergessen? 
Wie schaffen wir es, Afrika und die Erlebnisse aktuell zu behalten?
Natürlich ist es nicht möglich darauf sofort eine Antwort zu geben. Diese Fragen werden sich bestimmt im Laufe der Zeit automatisch klären. Zuerst müssen wir uns mal wieder eingewöhnen. Ganz bestimmt haben wir uns verändert, resp. entwickelt. 
Offenheit für Neues, Mut zur Veränderung, Gelassenheit in hektischen Situationen, Umgang mit anderen Werten und Kulturen sowie positives Denken sind alles Themen, die wir in den letzten Monaten täglich gelebt und verinnerlicht haben. Was das aber genau bedeutet, werden wir vermutlich erst erfahren, wenn wir uns hier eingelebt haben und in dieser Welt wieder in Herausforderungen stehen. 
Aber das Wichtigste: Afrika trägt man im Herzen, nicht im Kopf ;-)

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