Gambia Experience / GA-1

12.11 - 16.11
Fahrt nach the Gambia
Nachdem das Haghuri nun wieder flott läuft, sind wir die Strecke über Kaolak (Senegal) nach Gambia gefahren. Der Grenzübergang aus Senegal ging eigentlich 
problemlos. Ausser dass wir 2 Stunden auf einen Stempeleintrag warten mussten, war alles friedlich gewesen. Mittlerweile haben wir uns an die Situation gewöhnt, dass man in der Wartezeit von ganz vielen Personen bedrängt wird die sich „Businessleute“  nennen und Geld wechseln wollen oder dass jeder ein Guide ist und dir seine Dienste anbietet. Seitens Senegals waren die Beamten jedoch sehr freundlich und korrekt. Schmiergeldversuche von Touristen um den Prozess zu beschleunigen funktionieren nicht (es funktioniert nur bei Einheimischen Patrons), denn da kommt einer nach dem anderen an die Reihe. So waren wir dann froh, dass wir endlich zur Grenze von Gambia gehen konnten, wo uns gemäss Reiseführer eine eigene Welt erwartet: Das Lächeln Afrikas! 


Doch vorerst noch eine wichtige Information: 
Muslimisches Toubaski-Fest und die Notsituation der Männer...
Der 17.-18. November sind nach Aussage unserer Bekanntschaften die grössten Feiertage im muslimischen Jahr. Vergleichbar mit Weihnachten im Christentum. Dies wird mit einem riesigen Fest gefeiert: das Toubaski Fest.
Ein Fest bei dem am ersten Tag alle in traditionellen Gewändern zum Gebet gehen und sich den ganzen Tag der Religion hingeben. Am zweiten Tag findet das Festessen mit Freunden und Bekannten statt. Da werden oft auch Bekannte anderer Religionsherkunft eingeladen. Das Besondere daran ist, dass jeder Mann für jede Frau die er besitzt, ein Schaf kaufen und schlachten muss. Als ob das nicht schon teuer genug ist, wollen die Frauen sich in den besten Kleider zeigen und diese müssen auch noch erworben werden...
Jeder Hausherr will sich da als guter Gastgeber und Mann von der besten Seite zeigen.
Auch wir spüren dies mittlerweile jeden Tag. 
Egal wo man hinkommt, überall klagen und betteln die Männer für eine kleine Unterstützung für die Schafe oder Kleider. Es ist für Touristen richtig mühsam, um in dieser Zeit in einem muslimischen Land unterwegs zu sein. 
Auf die Spitze treiben es vor allem die Polizisten und Zollbeamten, die Touristen anhalten und alles durchsuchen wollen und immer irgendeinen Grund oder Gegenstand finden und dann die Dreistigkeit besitzen, dir ein Gegenangebot vorzuschlagen: 
Geld; resp. Geschenk für Schaf und Kleider gegen Weiterfahrt.  
Vor allem haben sie doch tatsächlich den Eindruck wir wüssten nicht was da abgehen würde...   
Geschenk her oder ich schiesse...
Beim Grenzübergang nach Gambia wurden wir zuerst von der Polizei freundlich empfangen und bekamen das Visa problemlos. Als wir dann zum Custom mussten (Zoll) nahm das Ganze ernste Züge an. Sehr unfreundlich wurden wir begrüsst und darauf hingewiesen, dass wir innerhalb zwei Tage in die Hauptstadt Banjul müssten, um unser Auto anzumelden. Erst nach dem dritten Einwand und dem Vorzeigen vom Carnet de Passage hat der Beamte begriffen, dass wir einen Passierschein haben und sein Stolz liess es fast nicht zu, dass er dieses abstempelte. Dann wollte er dafür noch 5000 CFA (ca. 10 CHF), was eigentlich nicht korrekt ist. Wir zahlten im Glauben, dass wir nun gehen konnten.
Falsch gedacht! 
Er hetzte uns einen Zollbeamten auf den Hals, der dann 30 Minuten lang das ganze Auto durchsuchte.. Als er dann als Letztes die ganze Mittelkonsole peinlichst genau untersuchte, fand er unseren Pfefferspray. Er tat so, als würde er ihn nicht sehen und fragte Oli: „Haben sie einen Gasspray?“ Erwartungsvoll mit hohler Hand sass der Beamte da und wartete auf ein JA und ein paar tausend CFA. Als Oli kein Geld rausrücken wollte, sagte er ganz unverblümt: „Ach, da ist er ja ;-)  Das ist in Gambia nicht erlaubt und gilt als gefährliche Waffe. Er gehört jetzt mir!“.  
„Was soll das? Sind sie nicht ganz bei Trost? Das ist zur Not gegen diese wilden Baboos! Geben sie her!“, sagte Oli in ruhigem aber bestimmten Ton.  
„Halt, kein Mucks mehr oder ich schiesse damit! Soll ich ihn an ihnen ausprobieren. Wollen sie das wirklich. Sind sie so dumm?“, fauchte der korrupte Beamte. 
Nun, es war besser diesen unmöglichen Beamten in Ruhe zu lassen. Leider haben wir unsere wirkungsvollste Selbstverteidigungswaffe verloren... 
Somit war die Untersuchung abgeschlossen und der Beamte zog zufrieden mit seinem neuen Pfefferspray los.
Danach ging das Theater erst richtig los.
Ein Drogenfahnder der Polizei hat die Szene mitverfolgt und war der Meinung, dieser Pfefferspray würde der Polizei, sprich ihm, zustehen. Er bedrängte Oli den Spray zurückzuholen und diesen ihm zu übergeben. Nach mehrmaligem Bedrängen durch den Fahnder wurde es Oli echt zu blöd und er wollte ins Auto und weiterfahren.  
Nichts da! 
Zur Strafe mussten wir mit dem Fahrzeug in den Polizei-Hinterhof und die Autodurchsuchung startete nochmals. Die Begründung war, dass sie in Gambia ein Drogenumschlagsproblem aus Südamerika hätten und neue Bestimmungen die Drogenfahndung dazu zwingen alle Fahrzeuge richtig zu untersuchen (Dabei war die hohle Hand plötzlich wieder im Spiel...). Wir liessen uns nicht auf Bezahlung ein und die zwei Beamten untersuchten innerhalb von 2.5 Stunden nochmals alles. Jedes Medikament wurde genauestens angeschaut und mit einer Liste abgeglichen, das Buschmesser und das Jagdmesser peinlichst ausgemessen und alle Kleider durchwühlt. Wir waren überzeugt, dass dies eine reine Schikane ist, denn ohne Hund und ohne Fahrzeugkontrolle findet man keine Drogen!!  
Nachdem sie nichts, aber absolut nichts gefunden hatten, besassen sie die Frechheit um Geschenke für unsere neuen „Freunde“ zu fragen. Mit einem Lächeln quittierte Oliver diese Frage und meinte, dass wir ihnen nun fast 3 Stunden Zeit geschenkt hätten und wir damit ihren Vorgesetzten nicht belästigen würden. Auf einmal waren wir frei nach Gambia einzureisen;-))
„Wenn das nun alles gewesen ist...
...dann haben wir das Mühsamste nun endlich hinter uns!“. Während unsere Nerven nach dieser stundenlangen Tortur arg strapaziert waren, freuten wir uns trotzdem auf Gambia.  
Nur noch 10 Km fahren, dann mit der Fähre rüber nach Banjul und nochmals 10 Km bis zum Camp...
...nach 3 Stunden Warten und Belagerung durch Heerscharen von lungernden Jugendlichen und bettelnden Männern konnten wir endlich das Haghuri auf die Fähre setzen. Mittlerweile war es 22:00. Seit 08:00 waren wir an diesem Tag unterwegs. 
Auf der Fähre lernten wir dann noch einen jungen Einheimischen kennen, mit dem wir ein tolles Gespräch hatten. Da er im gleichen Dorf wie das Camp wohnte, bot er uns an, vorzufahren und uns zum Camp zu lotsen. Wir hatten ein gutes Bauchgefühl und waren froh um die Unterstützung. 30 Minuten später legten wir in Banjul an und wir machten uns hinter dem alten Mercedes unseres neuen Kollegen auf den Weg. 
Fast geschafft! 
„This is an offense. It is not alloud in Gambia...you have to give me a present...“
Die ersten zwei Polizeikontrollen bei der Fahrt durch Banjul konnten wir problemlos passieren, bei der dritten innerhalb von 3 Minuten wurde unsere Geduld nochmals richtig auf die Probe gestellt. Einmal mehr wollte ein Drogenfahnder unser Auto durchsuchen. Es war mittlerweile 24:00. Da er keine Taschenlampe hatte, mussten wir ihm sogar unsere zur Verfügung stellen!
Kaum hat er das Buschmesser entdeckt fing das Theater an: „This is an offense...bla, bla, bla“. Damit könne ich Menschen umbringen. Das sei nicht erlaubt. Er werde sie behalten. 
Meine Geduld war echt am Ende. Ich erklärte ihm sicher 10 mal, dass ich damit nur Bäume und Sträucher umbringe und ich kein Interesse am Morden oder sonst was habe.
Leider hatte er immer die gleiche Platte aufgelegt und argumentierte mir immer das Gleiche. Dann hatte ich auch noch eine andere Strategie ausgesucht und erklärte dies sein ein Geschenk von meinem Freund Nico aus der Schweiz. Und Geschenke weiter zu schenken sei ein schlechtes Omen und bringe Unglück. Keine Chance!
Auch auf meine x-fache Bitte, die Verfügung dieses Verbots zu sehen, wollte er nicht eingehen. Auch zeigte er keine Reaktion auf die Nachfrage zur Herausgabe einer Quittung sowie seinem Namen und Polizeinummer, damit wir die Machette bei der Ausreise von Gambia abholen könnten. Meine Forderung, seinen Vorgesetzten sofort zu sehen oder mit ihm zu telefonieren nütze nichts. Ein weiterer Polizist fragte mich, was wir ihnen denn geben würden, damit wir weiterfahren dürfen. Unsere Geduld am Ende, unser Stolz und Widerstand gewachsen, waren wir nicht bereit uns auf dieses Spiel einzulassen. 
Unser neugewonnener Kollege von der Fähre schaute dem Spiel zu, sprach danach 5 Minuten mit dem Polizisten und wir konnten mit Machette weiterfahren. 
Im Nachhinein hat mir unser neuer Freund erzählt, dass er Mitleid mit uns hatte und helfen wollte. So habe er den Polizisten Geld gegeben und alles sei ok. Das Groteske dabei: Die ganze Szenerie spielte sich vor einem überdimensionalen Plakat ab auf dem der Präsident von Gambia zu sehen war: „We say no to drugs and corruption!“
Nach einem laaaangen Tag und voller Groll und Enttäuschung über diese Begrüssungszeremonien in Gambia kamen wir im Camp an und waren der Überzeugung, dass wir in diesem Land wohl nicht allzu lange bleiben wollen.



Rein und raus...
Nun sind wir seit 3 Tagen an der Küste Gambias, welche wunderschön jedoch auch stark touristisch ist. Am ersten Tag sind wir mit unseren deutschen Kollegen Birte und Bastian in in ein Hotel gefahren, wo wir gegen einen Eintritt den Pool und Strand benutzen durften.
Nach unseren 3 Monaten Wildlife-Erfahrungen und Begegnungen mit Einheimischen war es denn schon etwas speziell, die vielen weissen Touristen am Strand herumliegen zu sehen...meistens stark Übergewichtig, schwitzend, oftmals mit einem einheimischen Toyboy oder einer neuen Freundin...mit Abstand betrachtet war es eher befremdlich wie sich die Leute benahmen...  oder wir waren bisher einfach zuviel in die neue Safari Welt abgetaucht;-))



So haben wir uns entschlossen die Weiterreise zu planen und bereiten uns aktuell auf die Strecke dem Gambia River entlang Richtung Osten vor. In 3 Tagen werden wir dann den Senegal nochmals kreuzen und nach total 5 Tagen die Grenze zu Mali übertreten. 
Dann ist muslimische Toubaski-Fest durch und wir können in Mali hoffentlich mit weniger Unanehmlichkeiten einreisen;-))

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