Von Bamako nach Mopti - bleibende Eindrücke! / MA-4


1. - 4. Dezember 2010


Ségou - Wildcamp zwischen Leguanen und wilden Tieren...!
Bevor wir Bamako hinter uns lassen, stocken wir unsere Vorräte mit französischen Produkten auf, die für afrikanische Verhältnisse ein halbes Vermögen kosten, z.B. 
200 Gramm Gummi-Käse CHF 5.00 - der günstigste versteht sich!, Frühstücksflocken Kellog‘s für CHF 8.00 - wohlverstanden für eine Packung (die wir dann nicht gekauft haben;-).
Gut gelaunt fahren wir der Hauptstrasse entlang in östlicher Richtung. Ziel: Ségou. 
Etwas hat Mali seinen Nachbarländern voraus - in Mali bezahlt man Strassengebühren und in der Gegenleistung fährt man auf einer gut asphaltierten Strasse, wo man problemlos 80 - 100 kmh rasen kann (für‘s Haghuri ist das wirklich schnell!). 
Die 230 km nach Segou sind deshalb ein Kinderspiel. 
Wir sind noch immer mit unseren deutschen Reisegspännli Brite und Sebastian unterwegs. Wir passieren Ségou mit dem Gedanken irgendwo wild zu campen, am liebsten irgendwo am Wasser. Das ist nicht schwierig zu finden, den unsere Route führt uns am Bani Fluss entlang. Nachdem wir eine Brücke passiert haben, glauben wir eine geeignete Gegend gefunden zu haben. Denn weiter unten am Fluss scheint es kaum Leute zu haben...bis auf einen taubstummen Jäger, der uns unbedingt seine Trophäen zeigen will...mmhhh zwei geköpfte Leguane... Als Oli im dann in Zeichensprache fragen wollte, wie er dieie erlegt habe und dabei seine „wertvolle“ Machete zeigt, will ihn der Jäger unbedingt mit auf die Jagd nach einem grossen Waran mitnehmen. Doch dieses Mal zögert Oli und sagt dann zum Glück ab;-) Der Jäger erklärt uns dann noch (so glauben wir mindestens zu verstehen), das man hier eigentlich gefahrlos campieren könne. Die Krokodile seien ein paar hundert Meter weiter unten...ach, wie beruhigend;-)





Wir kämpfen uns mit unseren Blechkisten noch etwas weiter voran Richtung Kroko‘s. 
Von einer Strasse kann hier nicht mehr die Rede sein, denn wir folgen einem Eselspfad der sich durch die Vegetation schlängelt. Plötzlich ist ein lautes Knirschen und Kratzen - hoppla, was war denn das????? Wir haben einen abgeschlagenen Baumstrunk touchiert - Resultat: eingedrücktes Blech und defekte Rücklichter. Sofort erinnern wir uns an den Vorbereitungskurs und Jürgs Rat (Instruktor ATW) - erst einmal alles fotographisch festhalten und danach Kaffee trinken. Tatsächlich - der grösste Ärger wich danach dem Gefühl von Abenteuer Narben am Auto und plötzlich erfüllte uns das Malheur mit Stolz;-)) Endlich finden wir einen Rastplatz direkt am Wasser. Die Wasserratte Oli kann sich ein Bad nicht verkneifen. Puh, zum Glück scheint es hier ausser ein paar Wasservögeln und vielleicht Bilharziose!! wirklich noch keine Nilpferde und Krokodile zu geben! 





Auf zur weltgrösste Lehmmoschee der Welt in Djenné
Nach einer ruhigen Nacht setzen wir unsere Fahrt fort und passieren etliche afrikanische Dörfer, die noch so sind, wie man sie aus den Büchern kennt - Hütten aus Lehm, ein Dorfbrunnen, Männer sitzen im Schatten und diskutieren, die Frauen arbeiten und die Alten kümmern sich um die Kinder umgeben von unzählige Tieren - Ziegen, Kühe, Schafe, Hühner und Esel. 




Da heute wohl der letzte Abend mit Birte und Sebastian ist, wollen wir nochmals draussen in der Wildnis campen samt Barbecue. Fleisch muss also her, aber wo kaufen? An einer Strassenecke machen wir eine geschlachtet Ziege aus, die vermutlich noch nicht Stunden in der Sonne liegt. Auf jeden Fall ist sie noch nicht von tausend Fliegen befallen, was für uns ein gutes Zeichen ist. Vor Augen schon das toll grillierte Fleisch, verhandelt Oli mit dem Verkäufer - das Stück kann nicht gross genug sein und auf Rat von Corinne kauft er nicht die Lende und das Hinterteil, sondern die Rippen samt Keule. Mmmh, Ziegenfleisch mit Kartoffeln und dazu ein Gläschen Wein - was will man mehr?
Corinne, der Feuerteufel, kümmert sich ums Feuer, Oli macht sich ans Fleisch und zaubert eine Marinade aus Senf, Honig und Gewürzen. Den Fleischfressern läuft das Wasser im Munde zusammen und unser Vegetarier verschliesst die Augen. Endlich ist es soweit - en Guete. Herzhaft machen wir uns über die Ziege her - zäh wie Leder, kaum Fleisch und erst noch ,bökelet‘ - wir sind enttäuscht - so viel Aufwand für nichts!



Endlich in Djenné
In Djenné ist der grösste Lehmbau der Welt zu finden - die Moschee. Ein Weltkultur-Erbe, dass man einfach gesehen haben muss. Es ist ein imposanter Bau, der jedes Jahr nach der Regenzeit wieder repariert werden muss. Nicht-Muslime dürfen das Innere nicht betreten, obwohl mit dem nötigen Kleingeld, könnte man sich auch das Erkaufen. 




Nicht nur die Mosche ist ein Lehmbau, das ganze Dorf/Stadt besteht nur aus Lehm. Eine Stadtführung unter „the boss“ führt uns durch schmutzige Gassen, in denen es von ebenso schmutzigen Kinder wimmelt. Es ist erbämlich, wie die Kinder hier aufwachsen - Blähbäuche, Rotznasen, bedürftige Kleidung. Voller Stolz wird uns die Koranschule gezeigt, nur schade dass die Kinder da werde Mathematik noch sonst was nützliches lernen. Ebenso schwierig  ist nachzuvollziehen, dass die Jungs, welche das 10. Lebensjahr erreicht haben, nicht mehr zu Hause übernachten dürfen. Sie schlafen im oder vor dem ,Maison Jeunne‘, da die Häuser zu klein sind um die Jungen und Mädchen zu separieren. Unvergesslich ist der Gestank in Djenné - da vereinen die verschiedensten Düfte zu einem Bouquet zusammen, das nicht mal mehr auf einem Plumpsklo zu finden ist.







Nach dieser anstrengenden Tour richten wir unser Camp auf dem Parkplatz des Hotels Huober, was in der Landessprache Bambara als grosses Haus bezeichnet wird, ein. Am Morgen trennen sich dann die Wege vom Haghuri und vom Brümmchen für die nächsten Wochen. Wir gehen nach Mopti und unsere deutschen Freunde wollen so schnell wie möglich ins Dogonland und dann nach Burkina Faso. Wir haben abgemacht, dass wir den Sylvester zusammen am Strand in Ghana verbringen wollen. Das wird bestimmt klappen.
Gemischte Gefühle in Mopti/Sevaré
In Mopti angekommen machen wir uns auf die Suche nach einem weiteren Schlafplatz. Empfohlen wurde uns Mac‘s Refuge. Doch als wir dort ankommen und uns erkundigen, ob man mit dem Auto stehen kann, nehmen wir ein eher zögerliches und mit vielen Bedingungen enthaltenes JA entgegen. So machten wir uns  auf den Weg zu einem anderen Camp. Das afrikanische Via-Via Hotel bietet uns ein grosser, sauberer und bewachten Stellplatz mit  WC und Dusche. Super!
Jetzt nur noch den in Bamako verpflichteten Guide anrufen und die Tour um Mopti sowie die anschliessende Tour im Dogonland kann starten. Gespannt lauschen am Telefon (auf Lautsprecher geschaltet) auf die Freizeichen. 1mal, 2mal, 3mal...hat er uns etwa betrogen? Einfach mit dem Vorschuss abgehauen?  Wir wieder einmal die naiven Touristen? Beim 6mal nimmt Mamadou Kone, genannt „bozo“ ab und wir sind erleichtert. Wir verabreden uns für den nächsten Tag und freuen uns auf das Venedig Afrikas.






Nachdem wir die Märkte und Kontakte mit Händlern und Einheimischen hautnah erleben konnten, steuerten wir auf der Bootstour die verschiedenen Dörfer auf den Inseln an. 












Nachdem wir die Märkte und Kontakte mit Händlern und Einheimischen hautnah erleben konnten, steuerten wir auf der Bootstour die verschiedenen Dörfer auf den Inseln an. 
Der erste Eindruck ist voller Freude, so nah bei den Menschen in ihren Häusern und Dörfern zu sein. Nachdem die Anfangseuphorie verflog, stellen wir leider fest, dass viele der Menschen in den ärmsten Verhältnissen leben, die Dörfer von Dreck übersät sind, die Alten mit Krankheiten kämpfen und die Kinder richtige Blähbäuche vom eintönigen Essen haben. Unser Guide erklärt uns, dass er mit anderen Guides lokale Projekte durchführt, bei denen sie diesen Leuten die Möglichkeiten nach sauberem Wasser herstellen (Brunnen) und sie die Leute auch in der Aufklärung und Hilfestellung für den Anbau weiterer Lebensmittel wie z.B. Gemüse unterstützen. Es sei so, dass gerade auch Menschen, die in Tourismusgegenden leben, oftmals noch in ärmeren Verhältnissen leben.  Ihre Hoffnungen, von Touristen direkt unterstützt zu werden, sei vielfach nicht der Fall. Die grossen Organisationen würden sich vor allem in anderen Gegenden in Unterstützungsprojekten engagieren. So gebe es Leute, die wenig Chancen auf Verbesserungen haben. Darum würden sie lokale Guides sich darum kümmern.





Für uns ist das schon eine komische Situation. Einerseits die schöne Landschaft, die eindrucksvollen Handelssysteme, die freundlichen Leute und andererseits haben sie nur das absolut Nötigste und scheinen irgendwie zufrieden, oder mindestens sich mit der Situation abgefunden zu haben. Wir wissen gar nicht, ob von uns jetzt Hilfe oder Geldleistung erwartet wird und entschliessen uns, dem Guide kein weiteres Geld zu geben. Wir müssen das Ganze zuerst setzen lassen und dann entscheiden wie und in welcher Form wir Unterstützung leisten wollen und können. 
Jedoch versprechen wir Mamadou, dass wir das Engagement der lokalen Guides auch in unserem Blog vermerken und zum gegebenen Zeitpunkt deren Stiftung öffentlich angeben wollen. 
Das flaue Gefühl im Magen von Oli wird immer stärker und er scheint richtig erschöpft zu sein...die verschiedenen Eindrücke? etwas Schlechtes gegessen? Seekrank? In kurzer Zeit ist er bleich, hat starkes Kopfweh und fühlt sich total schlaff. Mit gemischten Gefühlen (wortwörtlich) kehren wir von der Bootstour zurück und verbringen unsere letzte Nacht vor dem Dogon Abenteuer in einem Camp, 5 km vor Bangiagara, der Hauptstadt der Dogen. 
Es erwarten uns Tage voller Spannung und einer Tragik!




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