03. - 12. Januar 2011
Nun sind wir schon 10 Tage in Accra, der Hauptstadt Ghana‘s. Was eigentlich nur ein kurzer Aufenthalt von 2 Tagen werden sollte, entwickelt sich zu einer Tortur. Aber was ist geschehen?
Kurz vorher...
Bevor wir in das mit vielen Vorurteilen (chaotisch, Smog, dreckig, gefährlich) besetzte Accra reinfahren, gönnen wir uns noch eine Nacht im Camp Big Milly‘s in Kokrobite, 18 Km vor Acra. Es ist Feiertag in Ghana und der Strand ist voller Menschen die feiern, musizieren oder einfach am Strand ausspannen. Ein Riesenfest!
Tausende Menschen am Strand von Kokrobite |
...ein wunderbarer Strandabend... |
Soccer is everywhere |
Hier treffen wir zum ersten Mal auf unserer Reise Schweizer Touristen, bzw. CH-Touristinnen. Es ist schon etwas speziell, nach so langer Zeit wieder „Schwiizerdütsch“ mit anderen Leuten zu sprechen. So geht Oli dann am Abend auch gleich mit ihnen in einen Trommelworkshop im Pink House. Anscheinend hat es ihm viel Spass gemacht: „Corinne, das war echt cool! Die Profis haben mich eingeladen mitzuspielen...und am Schluss als wir fertig waren meinten sie nur, dass ich den Rhythmus nicht wirklich getroffen habe. Kein Wunder, bei dem grossen Lärm konnte ich ja gar nicht hören was ich spiele;-)“. Corinne meinte da nur trocken: „Oh Oli, weisst du, es geht darum dass du den Rhytmus spürst und danach spielst. Den Rhythmus hört man nicht, man fühlt ihn;-))“. „Naja, stimmt wohl...vor lauter auf die Trommel schlagen, hatte ich schnell mal geschwollene Hände und spürt weder die Hände noch den Rhythmus...wahrscheinlich wäre Alphorn dann doch dass bessere Instrument für mich...irgendwie vertrauter...;-)“.
Oli bevorzugt Alphorn;-) |
Murphy‘s law
Dienstag. Fahrt nach Accra.
Wir wollen nur einen kurzen Stop in der Stadt machen: Service bei Toyota, Visum für Togo, Blogberichte ins Internet und die Stadt oberflächlich anschauen. Zeitfenster: max. 2 Tage.
Kaum aus Kokrobite raus, müssen wir das Frühstück fürs Haghuri holen und fahren an die Total-Tankstelle. Endlich vollgetankt, kommt der Tankstellenwart und erklärt uns, dass wir 1.54 statt den angeschriebenen 1.18 Cedis bezahlen müssen. Die Preise hätten sich über die Feiertage erhöht. Wie bitte?? Gibt‘s denn so was...einfach so mehr bezahlen??
Auch das Gespräch mit dem „Manager“ hilft nichts. Er wedelt bloss mit einem Email Ausdruck vor unserer Nase und entschuldige sich, dass die Tankstelle noch mit dem alten Preis angeschrieben ist. Nach 10 Min. Diskussionen bezahlen wir zähneknirschend den Betrag und machen uns auf Richtung Toyota Garage. Auf dem Weg dahin haben wir bei den anderen Tankstellen die Preise tatsächlich neu angeschrieben gesehen. 30% Preiserhöhung. Naja, wir waren dann trotzdem etwas beruhigt, dass man uns nicht schon am Morgen früh übers Ohr gehauen hat.
Im Industriegebiet, kurz vor dem Verkehrschaos von Accra, ist die Toyota Garage. Und die hat es in sich: Riesiges Areal, hochprofessioneller Empfang und eine moderne Werkstatthalle.
Da wird das Haghuri sicher bestens auf Vordermann gebracht!
Die Annahme erfolgt durch einen in perfekten Anzug gekleideten Service Advisor, der das Haghuri von aussen begutachtet und uns dann sofort den Abholtermin und den Preis sagen kann.
Am Nachmittag ist der Service fertig und das Haghuri abholbereit! Wow, das bedeutet, dass wir schon heute weiterziehen können, denn das Togo Visum kann man am Morgen beantragen und am Nachmittag abholen...wäre ja echt super!
Ein Sprichwort lautet aber: „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt“.
...wir sind gerade bei Frankies und geniessen die erste Pizza seit Start unserer Reise, da läutet das Telefon...Corinne nimmt ab. Gesichtsfarbe: Bleich. „Oli, wir müssen sofort in die Toyota Garage, es gibt irgendein Problem...“, sagt Corinne mit besorgter Stimme.
„Man bekommt meistens weniger als man erhofft und mehr als man befürchtet.“
Zurück bei Toyota.
Der Chef der Service Reception empfängt uns. Er erzählt irgendetwas von einem Unglück und dass das Haghuri eben ein schweres Fahrzeug sei. Unverständlich. Dann führt er uns direkt in die Werkstatt. Nach Erklärungen der Mechaniker bleiben uns nur noch das Staunen: Das Haghuri ist ihnen vom Werkstattlift gefallen!!
Ja, gibt es denn so was?? Einfach so??
Der Schaden: Grosse Beulen in der Türe, Kotflügel, abgerissener Seitenspiegel, abgerissener Auftritt hinten, alle Auspuffaufhängungen abgebrochen, Halter für die Inneneinrichtungen sind ausgerissen, Stossstange hinten leicht verbogen. Es ist jedoch nur ein kleiner Schaden, den reparieren wir so schnell wir können...“ verspricht uns unser Service Advisor. Am Donnerstag sollen wir wiederkommen und das Auto sei dann bereit.
...sieht nicht so schlimm aus... |
...ist aber eine richtige Verstauchung... |
Unsere Afrika Freunde Sebastian und Birte sind auch in Accra und empfehlen uns ihr Hotel „The Date“, welches glücklicherweise noch Zimmer frei hat.
Zimmer Nr. 13 - Afrikanische Suite. Alte und abgenutzte Möbel. Kingsize Bett. Ventilator. WC/Dusche und das alles in einem Zimmer...super!! Wie könnte es anders sein: Am Abend kommen sie dann hervor...über 20 riesige Kakerlaken...Igiitt !!! Entnervt ziehen wir in ein anderes Zimmer, das glücklicherweise nur von Ameisen bewohnt wird.
Rückblick: Was für ein Tag!
30% Benzinpreis Erhöhung. Haghuri fällt vom Lift. Überall Kakerlaken. So was nennt man einen richtigen Scheisstag;-)
Naja, es kann nur noch aufwärts gehen!
In der Zwischenzeit...
...nutzen wir die „Wartezeit“ um Accra etwas besser kennenzulernen: Lebendig, bunt, gar nicht mal so chaotisch, viel Autoverkehr. Ein ständiger Schleier aus Smog und Dunst hängt über der Stadt. Die Sonne sehen wir so gut wie nie. Das Klima ist ständig fecht-warm ist und wir schwitzen den ganzen Tag vor uns hin. Wenn man durch die Strassen geht, wechseln sich die Gerüche ständig ab: von süssem Parfumduft aus den Marktständen, über die tpischen Fischgerüche bis zu den stinkenden Fäkalien aus den verschmutzen Gewässern...es ist eine richtige Riech-Erfahrung. Und doch erscheint uns die Stadt auf Anhieb sympathisch;-)
Blick vom Leuchtturm über Accra |
...pulsierend... |
...modern... |
..traditionell... |
Unser Hotel liegt an der Kojo Thompson Road. Viele einheimische Restaurants, lokales Kleingewerbe und geschäftiges Treiben zeichnen dieses Viertel aus. Insbesondere das White Bell und die Orangerie sind als Restaurants zu empfehlen.
Unmittelbar in der Nähe ist der Makola Markt. Ein Wirr-Warr aus Verkaufsständen. Sieht aus wie ein riesiger Ameisenhaufen, verteilt auf ein ganzes Stadtviertel. Angeboten wird alles: Riesenschnecken und Krebse, dazu passende Kochtöpfe, frisches Gemüse als Beilage, aber auch der letzte Modeschrei, Schuhe, Hüte, Kosmetik, einfach alles...
Auch der nahe gelegene Timbermarket haben wir besucht: Vodoo Zubehör!
Neben getrockneten Ratten, Fröschen, Vögel und Schlangen, verkaufen sie auch echte Leoparden- und Hyänenfelle, natürlich auch Vodoopuppen und viel weiteres okkultes Zeugs. Allein beim Anschauen wird es einem schon unheimlich...
...die Quartiere sind voller Leben... |
Eines der zahlreichen Warenhäuser beim Makola Market |
Kojo Thompson Road - an einem normalen Mittwoch |
Makola Market |
In den letzten Tagen haben wir uns auch im Hotel gut eingelebt. Keine Viecher mehr, dafür ein ruhiges Plätzchen mitten im Trubel. Einzig am Mittag geht die Post ab. The Date ist in der Gegend für sein gahanaisches Essen bekannt. Dies besteht vor allem aus Fufu mit verschiedenen Fleisch- oder Fischinhalten (Buschmeat, Riesenschnecken, Poulet, getrockneten Fisch) in einer würzig-scharfen Sauce, genannt Laimsoup. Gegessen wird das Ganze natürlich traditionell mit den Händen. Mmmhhhh...
Mmmhh... Riesenschnecken... |
...dann doch lieber Fufu mit Fisch ;-) |
Endlich Donnerstag...
Wer hätte es gedacht? Auch hier in Afrika wird es endlich Donnerstag. Haghuri abholen.
In der Werkstatt stellt Oli dann fest, dass die Hälfte der Reparaturen und des Services gar nicht gemacht wurden...nochmals neuer Termin am Freitag Nachmittag...puahh!!
Freitag.
Bitte schick Hirn vom Himmel!!!
Das Beste ist doch wirklich, dass sie genau den Auspuff geschweisst haben, die Halterung der Kisten im Innenraum wussten sie nicht wie reparieren und der Service ist noch immer nicht komplett durchgeführt (Ölwechsel und Fahrwerk abschmieren vergessen). Ausserdem hat der Kotflügel nun eine andere Farbe als der übrige Rest...zuviel ist zuviel! Zusammen mit Bastian stellt Oli den General Manager und den Service Manager zur Rede und verbringt doch tatsächlich 2 Stunden im Chefbüro. Da wird hart in englischer Sprache verhandelt. Gut, dass Bastian dabei ist. Für ihn sind solche Gespräche in Englisch kein Problem.
Ergebnis: Der Service wird fertig erstellt und kostet uns nichts. Der Wertverlust und die Kosten für unser Warten (Hotel-, Taxi-, Essenskosten) wird aufgewogen durch eine komplette Rostbehandlung, das Ausbeulen der Delle am rechten Hintern vom Haghuri und einer gesamten neuen Seitenlackierung. Dann sind wir quitt pro quo.
Bastian, vielen Dank für deine Verhandlungsunterstützung!
Für uns heisst es nun wieder warten und das Haghuri am folgenden Donnerstag morgen abholen. Mal schauen;-)
Das Wochenende wollen wir nicht in Accra Stadt verbringen, so dass wir unser Haghuri von Toyota „ausleihen“ und in den östlichen Strandteil Accra‘s ins Camp Savannah fahren - Rastafaris erwarten uns!!