26. Dezember 2010 - 03. Januar 2011
Wir sitzen gerade beim Frühstück und schlürfen den überlebenswichtigen Nescafé.
Dabei erinnern wir uns nochmals an den Weihnachtsabend mit den anderen Gästen und Angestellten der „Rainbow Garden Village“ - Lodge. Wir wurden zu einem wunderbaren einheimischen Essen eingeladen: Fufu mit Hähnchen in einer köstlich-würzigen Paprikasauce.
Nach 3 wunderbaren Tagen hier, verlassen wir diese Oase und wollen in den tropischen Süden Ghana‘s. Wir freuen uns endlich wieder ans Meer zu kommen.
„Dort erwarten euch traumhafte Strände und wunderbare Menschen an der Gold Coast“, so die Empfehlung von Joe, meinem ehemaligen Auftraggeber und Freund bei der Swisscom. Aus eigenem mehrjährigem Berufsaufenthalt kennt er jeden Winkel dieser Regionen. Da freuen wir uns umso mehr!!
Weihnachten = fasnächtliches Treiben auf den Strassen Ghana‘s
Wir fahren auf Nebenstrassen Richtung Dixcove, wo sich 10 Km entfernt die Green Turtle Lodge befindet. Dabei passieren wir unzählige Dörfer. Auffallend dabei ist, dass es fast nur noch Plakate von Kirchen aller Art gibt. Presbitarien Church of Ghana, Zeugen Jehovas, Methodisten, Römisch - Katholische Kirche, Kirche Jesu Christi - die letzten der heiligen Tage, Pentecoast Church, uvm. So stark wie im Norden Afrika‘s der Islam verkündet wird, umso stärker nehmen wir hier das Christentum wahr. Eines haben sie alle gemeinsam: die vielen Plakate an den Häusern mit Aufschriften wie „God is great“, „God is the best“, „God bless Alica‘s hair shop“, „God wears Francis clothes“ und noch viele weitere spannende Verkündungen. Der 26. Dezember wird hier sehr traditionell mit Kirchengang und auch mit verkleidetem Strassenumzug gefeiert. Dabei sind die Menschen vom kleinsten Knirps bis zur Oma in den schönsten Kleidern zu sehen. Überall hören wir Gospelgesänge. Mancherorts bleiben wir vor der Kirche stehen und hören einfach zu.
Ein richtiges Weihnachtsfest. Inmitten der tropischen Umgebung. Es ist einfach schön.
Typisches Dorf in Zentral-Ghana |
Wunderschöne Kleider und Gospelklänge |
Erinnert an Fasnacht...ist jedoch X-Mas in Ghana |
Joe hat Recht;-)
Nach einer langen Autofahrt auf mehrheitlich guten Strassen erreichen wir Dixcove. Es ist ein kleiner Ort an der Küste im Westen von Ghana. Nur noch 10 Km Piste. Vorbei an kleinen Hütten, Kokospalmen und Bananenstauden. Und dann endlich da: Green Turtle Lodge.
Jeder Reisende sollte mal hier gewesen sein. Ein traumhafter Platz mit einem unglaublichen Strand. Hier treffen wir unsere deutschen Kollegen Birte und Sebastien wieder und haben natürlich sofort einiges gegenseitig zu erzählen. So erfahren wir dann zum Beispiel, dass sie einen Nationalpark im Süden Burkina‘s besucht haben und dieser zur Zeit ungewöhnlich viele Elefanten beherbergt. Wahrscheinlich sind es die fehlenden Elefanten aus dem Mole NP. Rätsel gelöst!
Wir stehen mit dem Haghuri direkt am Strand mit Meerblick. Es tut gut, wieder im Meer zu schwimmen, mit den grossen Wellen zu kämpfen oder einfach mal in der Hängematte auszuspannen;-) Also wenn Du diese Strände mal erlebt hast, willst du eigentlich gar nicht mehr in die kalte Schweiz zurück...
Drei Tage später erfahren wir die Küstenregion Stück um Stück. Das Wetter ist immer heiss, feucht und oft weht eine kleine Meeresbrise. Manchmal wünscht man sich dabei in Alaska zu sein. Nicht einfacher als das! Wir ziehen weiter zu einem Camp mit dem verheissungsvollen Namen „Alaska“ in Busua. Auch hier ist es herrlich, kein spezieller Luxus, dafür ein tolles Flair mit einem weiteren Traumstrand. Das Wetter jedoch ist das Gleiche;-) Nichts von Alaska. Da nützt es auch nichts, wenn der Chefkoch mit dem Bären T-Shirt rumläuft. Ach, halb so schlimm. Es könnte ja schneien, kalt sein und eine Bise statt Brise wehen;-))
Der Strand in "Alaska" |
"Mir gefällt das Zigeunerleben sehr gut..." |
Kulturelles Highlight in Elmina
Nach sechs Tagen am Strand wird es wieder Zeit für ein kulturelles Abenteuer. So entschliessen wir uns nach Elmina (Nähe Cape Coast) zu fahren und das geschichtsträchtigste und ehemals grösste Sklavenfort Afrikas zu besichtigen.
Imposant. Schreckliche Geschichten. Unglaubliche Ereignisse. Schwer vorstellbar.
Auf unserem begleiteten Rundgang treffen wir viele Menschen aus den USA und Südamerika. Sie wollen ihre Ahnengeschichte hören und spürbar erleben. Plötzlich fangen drei dunkelhäutige Personen an zu weinen, kurz danach singen sie in lauter Stimme ein rührendes Gospellied. Geht unter die Haut.
Wie wenn es so sein müsste, ist zur gleichen Zeit auch der 1. Sohn des 1. Präsidenten von Ghana auf dem Rundgang. Dieser wird von vielen Leuten erkannt und sogleich umringt. Anscheinend soll er fast so berühmt sein wie sein mittlerweile verstobener Vater. Freundlich nimmt er Danksagungen und Glückwünsche entgegen und spricht den Menschen Mut zu. Ein absolut schönes Erlebnis.
Beeindruckende Kulisse... |
Alle wollen den 1. Sohn des 1. Präsidenten von Ghana sehen... hab ihn leider nicht erwischt;-)) |
Der Guide war echt super! Packend und emotional führt er durch das Fort. |
Fast kommt man auf den Gedanken, dass es in dieser Umgebung angenehm gewesen sein könnte....weit gefehlt...Horrorszenarien unter Palmen!! |
Der Ritter der Kokosnuss
Nach diesem kulturellen Highlight zieht es uns wieder an den Strand bei Elmina.
Wir nehmen eine Piste westwärts und werden ein paar Kilometer später von einem modifizierten MG Oldtimer aus dem Jahre 1948 überholt und angehalten. Dieser verrückte Engländer erzählt uns von einem coolen Camp für Reisende, das gerade fertig erstellt wird. Beiläufig erwähnt er, dass er dessen Besitzer ist. Wir folgen ihm und lernen ein wirkliches tolles Camp, gesäumt von vielen Kokospalmen kennen.
Da hat Oli sein neues Hobby entdeckt. Kokosnüsse sammeln und zubereiten. Dass er dabei den Einheimischen den Job wegnimmt, finden wir zwar nicht so gut, aber er hat sich eine Taktik zugelegt. Mittlerweile sammelt er die Kokosnüsse, legt sie neben dem Fussweg aufeinander, behält eine pro Tag für sich und übergibt die anderen an die Einheimischen...was die wohl von ihm denken? ;-)
Auf jedenfall sind die Kokosnüsse sind so was von köstlich!
Stumble Inn - ein Muss für jeden Traveller! |
Nein, das ist nicht Oli...dafür ist er (immer noch) zu schwer...;-)) |
...er arbeitet bei der Bodencrew und sammelt sie ein... |
...stapelt sie... |
...die alten Kokosnüsse verarbeitet er weiter... |
...voller Stolz ein Ritter zu sein... |
Köstlich und gesund!! |
Auch haben wir es geschafft, einen guten Kontakt zu den Einheimischen herzustellen. Ist das Eis erst gebrochen, wollen sie fast nicht mehr aufhören zu plaudern;-)
Unser erster Eindruck wahr wohl eben nichts mehr als eben ein erster Eindruck. Ob auf dem Markt, am Strand oder mitten in den Quartieren, sobald wir auf die Menschen hier mit einem Lächeln und proaktiv zugehen, sind sie nicht mehr zurückhaltend, sondern voller Freude, Offenheit und Freundlichkeit. Wir fühlen uns wohl und sicher in Ghana.
Wir verbringen im Stumble Inn die Tage um Sylvester und feiern gemeinsam mit anderen Reisenden den Start in ein verheissungsvolles 2011.
Happy New Year!
@Joe: Danke für deine Gold Coast Empfehlungen - durch die Vorfreude wurde das Erlebnis in Ghana verdoppelt;-))