Togo ist nicht nicht die Abkürzung von Toggenburg... / TG-01


18. - 22. Januar 2011

Togo? 
Wer kennt denn schon Togo? Tönt fast wie die Abkürzung von Toggenburg. Ausser dem unglücklichen Auftritt der togolesischen Fussballnati an der WM in Deutschland ist uns nichts bekannt. Bestimmt ist es etwa das Gleiche wie in Ghana...

Eigentlich wollen wir nur schnell durch, damit wir dann in Benin genug Zeit haben. 
Einmal mehr: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Grundsätzlich geht mal nichts einfach schnell in Afrika und dazu kommt, dass man die Geheimnisse des schwarzen Kontinents entdecken muss. Oftmals sind die wahren Schätze noch immer im Verborgenen. Mit dieser Erkenntnis überqueren wir die Grenze bei Wli und werden herzlich vom Grenzposten in Togo begrüsst.
„Schweizer? - unsere Freunde“, sind seine Worte. Wohlgefühl.
Blindflug“ in den Bergen Togo‘s 
Unser Ziel ist der Ort Badou. 
Dort soll es weitere sehenswerte Wasserfälle geben und danach ist es möglich direkt nach Zentraltogo fahren - gemäss GPS.
Wie verzaubert steuern wir das Haghuri durch eine wunderbare Berglandschaft. 
Rote Erde Pisten. Bergkämme. Schluchten. Serpentinenfahrt. Urwaldvegetation.  Herrlich!
Wieder einmal ein Nature Orgasm!  WOW! WOW! WOW!
Nach 5 Stunden Fahrt erreichen wir Badou. Es ist ein kleines, lebhaftes Städtchen inmitten der Bergregion. Zuerst erfahren wir von den Einheimischen, dass es die Wasserfälle aktuell „trocken“ sind und eine Tour nicht lohnenswert sei. Auch müssten wir ganz woanders durchfahren um nach Zentraltogo zu kommen. Wir wollen das nicht so recht glauben und fragen weitere Personen. Die Menschen sind freundlich und freuen sich uns gut Auskunft zu geben. Nachdem wir fünf verschiedene Meinungen und Vorschläge erhalten (wohlverstanden für das gleiche Ziel), entscheiden wir uns für Vorschlag Nummer 3. Zurück in die Berge fahren und dort nochmals nach dem Weg fragen. Glücklicherweise erhalten wir im nächsten Dorf zweimal die gleiche Auskunft, was uns bestärkt eine neue Richtung einzuschlagen. Spannend an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass Togo in unserem GPS bis auf die nicht gefundene Strasse, ein weisser Fleck ist und der Michelin-Papierkarte für ganz Westafrika auch nichts zu sehen ist. 
Mit einem Kribbeln im Bauch fahren wir nun weiter in den Bergen Togo‘s umher.

kreuz und quer durch die Berge Togo's
Wo geht's hier raus??
...Frisch-Fleischtransport durch die Berge...
Die Sonne neigt sich immer mehr nach Westen. Dämmerung. 
Nun ist es höchste Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Ein Wildcamp ist nicht so einfach. Es hat einige Dörfer auf der Strecke (wir wollten etwas ausserhalb sein) oder es geht den Hang runter. Also weiterfahren. 
Plötzlich!  
Plakat. Auberge 300m rechts abbiegen. 
Und darunter in Deutsch geschrieben: 
Eteka Dja - Staatlich anerkanntes Zentrum für Spiritualität und Gesundheit
Hoppla. Mitten im Busch. Auch das noch.
Naja, einen Versuch ist es wert. Was uns da wohl erwartet??  

Eteka-Dja auf dem Berg Bena in Togo
Die Mystiker vom Berg Bena
Sehr freundlich werden wir bei Eteka-Dja empfangen und dürfen dort campieren. 
Durch den herrschenden Harmatan (Wüstenstaub aus der Sahara) und dem Fahren mit offenen Fenstern, sind wir einfach nur noch voller Staub und Dreck... die Dusche wirkt Wunder! 
Jürgen, der spirituelle Führer auf dem Berg, gibt uns die ersten Infos zu Eteka-Dja und wir kommen dann ins Grübeln. 
Mal ehrlich:  13 erwachsene Deutsche zwischen 20 und 60 Jahren, alle haben ihr Vermögen in einen Topf geworfen und sind ausgewandert, Heilzentrum für natürliche Medizin und Spiritualität, Meditation, spirituelles Zentrum mit einem spirituellen Führer, ein ganzes Dorf auf einem „heiligen“ Berg aufgebaut, Meditationstempel, Heilpraktiker und Schamane, Krankenzentrums, Buschambulanz, eigene Farm etc.  
- schon etwas suspekt...
Das muss Corinne und ich bei einem Teller Spaghetti zuerst einmal erfassen und irgendwie ordnen. Da wir auch noch müde vom ganzen Tag sind, sind unsere Gedanken eher plakativer Natur: Sekte! Vorsicht!
Gut ausgeschlafen und mit klarem Kopf wollen wir uns ein vollständiges Bild von Eteka- Dja machen und fragen Jürgen um einen Rundgang und Erklärungen. Unser Interesse freut ihn und zusammen gehen wir auf Tour. Dabei hinterfragen wir fast Alles und Jedes mit  gesunder Skepsis;-) Über 5 Stunden sind wir gemeinsam auf dem Berg unterwegs. Humorvoll und spannend erzählt uns Jürgen die Geschichte von Eteka-Dja: 
Jürgen arbeitete seit vielen Jahren als diplomierte Naturheilpraktiker/„Schamane“ sowie Meditationslehrer in Deutschland und hatte eine Vision, in Afrika ein humanitäres Projekt zu starten und zugleich ein Leben in der absoluten Natur zu finden.
Seine „Vision“ sagte ihm, dass das Land Togo sei. Da er noch nie in Afrika war, musste er zuerst einmal eine Karte besorgen und erfuhr dann, wo das überhaupt liegt. Ab ins Flugzeug und nach Lomé, dann mit einem Fahrzeug in die Berge. Als er den Berg Bena sah, war klar: Das ist der Berg meiner Vision! 
Kurz darauf hat er alles in Deutschland verkauft und mit Freunden über dieses Projekt gesprochen. Dreizehn Personen fanden dies so spannend und haben sich entschlossen, dabei zu sein. Pläne wurden geschmiedet, humanitäre Konzepte erstellt und dann gings los. Ab nach Afrika!
Heute, drei Jahre später, besteht Eteka-Dja aus einem Dorf auf dem Berg Bena.
Neben den Wohnhäusern bestehen mehrere Gasthäuser, ein Waisenhaus für 40 Waisen, einer Schule, einer grossen Krankenstation mit schulmedizinischer und naturheilmedizinischer Praxis, eine Buschambulanz, eine grosses Restaurant, ein spirituellen Zentrum für Meditation inkl. Meditationsweg rund um den Berg. Auch wurde eine Farm mit Pferden, Rinder, Hühner und natürlich Agrarwirtschaft aufgebaut. Das ganze haben sie selber aufgebaut.  Bauarbeiter, Krankenschwester, Buchhalterin,  Pferdezüchterin etc. - jeder der dreizehn Erwachsenen kann sich hier mit seinem Wissen und Tatkraft voll einbringen.
Um Eteka-Dja zu finanzieren, haben sie einerseits ihr Vermögen darin investiert und sind weiterhin auch sehr geschäftstüchtig. Viele hergestellte Kräuterliköre und Produkte werden unter dem Label Eteka-Dja in Supermärkten in Togo und bald auch Ghana an die reiche Mittel- und Oberschicht verkauft. Zusätzlich kommen schon viele Leute von der Mittel - und Oberschicht aus Togo, Niger, Ghana, Benin auf den Berg Bena und buchen Gesundheits- und Meditationstage sowie Arztbesuche. Allein die Naturapotheke besteht aus über 300 hergestellten natürlichen Arzneien. Weiterer Umsatz generieren sie mit dem Verkauf von eigenen Zuchtpferde und Rinder. Auch das Restaurant soll in Zukunft zum Umsatz beitragen. Mit all diesen Einnahmen sichern sie den Betrieb der Krankenstation und des Waisenhauses. Alles ohne Spendengelder.
Respekt!
Wir sind echt beeindruckt, welchen Mut diese Menschen beweisen und was sie leisten. Aus Gesprächen mit den verschiedenen Leuten, gewinnen wir die Überzeugung, dass sie mit der Aufgabe und dem Leben im Einklang stehen. Sie verwirklichen ihre Überzeugungen. Freiheit. Abenteuer. Humanitäre Hilfe leisten. 
Dass sie dabei einmal täglich 30 Minuten mit ihrem spiritiuellen Lehrer meditieren und eine eigene Schöpfungsgeschichte glauben - jedem sein eigener Glaube und spirituelles Denken. 
Spannend ist, dass wir nach dieser interessanten Begegnung an das Wort Sekte nicht einmal mehr denken.
Wir wünschen dem Freundeskreis Bena weiterhin so viel Tatkraft und positive Weiterentwicklung!  
Jürgen - der spirituelle Lehrer und Schamane in seinem Labor
Corinne vertraut (noch) lieber auf Aspirin statt auf Heilpflanzen
...jetzt spürt auch sie den Geist von Bena...
Die Buschambulanz ist ein wahres Wunderwerk auf Rädern...
Ein kaltes Calanda - what else?
Nach dieser tollen Begegnung fahren wir stundenlang durch den Busch mit dem Ziel Kpalime. Immer wieder ist die Piste ausgeschwemmt und in fürchterlichem Zustand. Da macht Offroad fahren erst richtig Spass. Wir geniessen die Fahrt. 
„Du Corinne, i hett jetzt richtig Glust uf es kalts Bier!! Am liebsta as Calanda“. 
Zehn Sekunden später auf der rechten Seite: 
Höchste Zeit um eine Pause zu machen. Halluzinationen??
„Oli, häsch du das au gseh?“ fragt Corinne mit einem Leuchten in den Augen. 
Quietsch, Bremsssssss....zurück fahren. Das ist unmöglich!
Unmöglich? Nein! Tatsächlich steht da ein Lastwagen von Calanda Bräu!
Sofort stürmt Oli raus und fragt ganz aufgeregt eine Gruppe von Afrikaner wem dieser Lastwagen gehöre, wo der Inhalt ist und ob man Calanda kaufen könne. Dazu fuchtelt er wild mit den Armen und schwafelt etwas von Heimatbier, Herkunft etc.
...und das in seinem Schulfranzösisch....;-)
Die Leute sind völlig überfordert und glauben dass er den Lastwagen zurückhaben wolle. Der stehe aber nicht zum Verkauf und er sei auch nicht gestohlen!
Erst als Oli dann noch ein Handyphoto mit dem Calanda Bier zeigt, fangen sie an zu lachen. Sie hatten bis heute keine Ahnung was Calanda Bräu ist!
Dann folgt das Händeschütteln mit allen. Nach 10 Minuten kommt Oli gutgelaunt zurück: „Gsesch Corinne, han schu immer gsait, dass Calanda bekannter isch als Egger Bier!“ ;-)))
Na, Calanda Bräu gefälligst??
Kpalime - wo sich Flamen und Schweizer treffen...
In Kpalime angekommen fahren wir zum Grand Hotel du 30 Aout und campen auf dem Parkplatz. Einst ein schönes, grosses Hotel, sind wir nun die einzigen Gäste. Und dann noch als Camper auf dem Parkplatz;-)
Die Angestellten nehmen es mit Humor und kümmern sich um uns, als wären wir reiche Hotelgäste. Jeder stellt sich bei uns persönlich vor: Lehrling, Barfrau, Gärtner, Trommelverkäufer, Sekretär des Direktors, Direktor  - Alle wünschen uns ein Bienvenue und versichern uns, dass sie für uns da sind, egal was wir brauchen;-) Welche Ehre!
Leider kein Calanda in der Grand Hotel Bar...
Auf dem Markt lernen wir eine Togolesin kennen, die dann plötzlich in gutem Deutsch erzählt, dass ihr Mann ein Flame (Belgier) sei und sie zusammen ein Restaurant betreiben. Wir sollen sie doch besuchen kommen und da könnten dann endlich wiedermal deutsch sprechen. Freundlich überrascht versprechen wir unser Kommen und sind gespannt was uns da wohl erwartet?
Wir entscheiden uns, dass wir wegen dem Essen und dem Deutsch zum Belgier gehen wollen und lassen uns mit den halsbrecherischen Mototaxi hinfahren. 
Nachdem wir die afrikanischen Spaghetti (scharf ohne Ende) und das flämische Ragout im „le bon vivant“ mit Heisshunger verspeist haben, sitzen wir mit dem Belgier Jan und einem weiteren Schweizer Phillip beim Bier zusammen und reden...
...deutsch  -  sogar Berndeutsch (Phillip ist Welsch-Berner)!
Toller Abend mit spannenden Geschichten.

...mit den halsbrecherischen Moto-Taxi durch Kpalime...
...Afrika - Mini - City - live...
...man isst flämisch und spricht Berndeutsch beim Belgier...

Nach 3 tollen Tagen im relaxten Kpalime fühlen wir uns bereit für die nächste Afrikanische Grossstadt - Lomé!

Finde spannende Abenteuer-Geschichten aus Afrika:

Shaghuri-Partner