11.-15. Februar 2011
Adieu Niamey
Drei Tage Niamey sind genug und wir sind beide froh, den Camping Touristique zu verlassen. Nicht das dieser Platz schlecht war, aber es ist schon gewöhnungsbedürftig, wenn
all die Barbesucher, welche sich hier mit ihrer möglichen zweiten, dritten oder sogar vierten Ehefrau im Dunkeln treffen, Unmengen von Bier trinken und dann überall urinieren. Toiletten gibt es nur für die Campinggäste, welche nachts von unzähligen Kakerlaken heimgesucht werden. Ausserdem wird das Lavabo, welches eher einem Brunnen gleicht, als Badewanne benutzt, so dass sich Frau lieber fern hält.
Überhaupt verstehen wir nicht, wie sie hier mit ihrer Umwelt umgehen: Alles wird einfach auf die Strasse geworfen, ihre körperlichen Bedürfnisse erledigen sie an jeder Strassenecke und niemand kümmert sich darum. Ja, man hat das Gefühl es störe sie nicht einmal. Das ist für uns echt nicht einfach. Füdlibürger wie wir sind, tragen wir unseren Abfall den ganzen Tag mit uns rum, in der Hoffnung einen Abfalleimer zu finden.
Fehlanzeige. Irgendwann legen auch wir den Abfall an der nächsten Mauer nieder. Immer mit dem schlechten Gefühl, das wir dies eigentlich nicht machen dürften;-)
Was jedoch interessant ist am Street Live hier, sind die vielen kleinen Läden und Essensangebote auf der Strasse. Jeder versucht irgendwie zu überleben.
Zum Beispiel die vielen Street Food Stände. Gebratene Filetspiesse sind unser Favorit. Diese essen wir mittlerweile bedenkenlos. Das Fleisch ist gutdurchgebraten.
Was jedoch bedenklich ist: Kaum hat man irgendwas Essbares in der Hand, scharen sich Kinder und Bettler um einen. Jeder will den letzten Bissen. Mit Tellerchen warten sie auf die letzten Essensreste. Für uns ist dies eher befremdlich und stimmt uns trüb.
Wir getrauen uns fast nicht alles aufzuessen...(was der Figur von Oli ja eigentlich entgegenkommt...). Trotzdem ist es schon hart zu sehen, in welchen Verhältnissen die Menschen hier leben. Uns beschleicht auch das Gefühl, dass wir die Einzigen sind, die das kümmert. Die Einheimischen jagen die Leute weg wie Hunde. Schwierige Zustände.
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Bei ihm gibt es echte Filetspiesse - lecker! |
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...sie suchen überall nach dem letzten Bissen Mahlzeit... |
Die letzten Giraffen Westafrikas
Ca. 60 km westlich von Niamey sind die letzten Giraffen Westafrikas zu Hause. Diese langhalsigen eleganten Tiere wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wir besorgen uns in Kouré einen Guide und machen uns auf die Suche. Kaum ab der Hauptstrasse, sehen wir auch schon die ersten Tiere. Wir verlassen das Auto und machen uns zu Fuss auf die Pirsch. Ganz nahe kommen wir an die Tiere - wir geniessen es einfach in freier Wildbahn diesen Tieren so nahe zu sein.
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Zu Fuss auf die Pirsch. Einmalig! |
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Attraktion: die doppelköpfige Giraffe;-) |
In der grössten Hitze setzen wir unsere Fahr fort. Passieren unzählige Dörfer mit ihren einfachen Hütten und realisieren die Armut in Niger. Birni N‘Konni erreichen wir heute nicht mehr, so dass wir uns einen Schlafplatz in der Pampa, abseits der Strasse, suchen. Hoffentlich sind keiner Entführer in Sicht.
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Corinne sucht die Gegend ab |
Am nächsten Tag kommen wir bereits um zwei Uhr in Birni N‘Konni an und installieren uns auf dem Campingplatz. Oli ist erneut gesundheitlich angeschlagen und wir glauben an einen Malariarückfall. Von vielen Weissen, die in Afrika leben, haben wir den Tipp gekriegt, sofort Tabletten zu nehmen, sobald die ersten Anzeichen da sind. Oli hat sich das zu Herzen genommen und schluckt nun die Mephaquin.
In Birni N‘Konni gibt es nichts zu sehen oder zu tun uns so machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg Richtung Zinder. Eigentlich könnten wir Zinder heute erreichen, aber wir entschliessen uns für einen kleinen Abstecher nach Mayahi, da wir noch etwas mehr von Niger sehen möchten, als nur die Hauptstrasse. Der Ausflug hat sich kaum gelohnt, den mehr als Dörfer, das jedes dem anderen gleicht, sehen wir auch da nicht. Erst als wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz machen, merken wir, wie dicht besiedelt dieses Gebiet ist. Überall wird Hirse angebaut und wir finden keinen Platz, wo wir ungestört campieren könnten. Als es langsam dunkel wird, sinken unsere Ansprüche uns wir stellen uns einfach abseits der Strasse hin. Alles geht gut.
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Die typische Sahellandschaft |
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Niger typische Hirsespeicher |
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Die Menschen sind freundlich und offen im Niger |
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Das Leben spielt überall am Strassenrand |
Zinder - Altehrwürdige Stadt ohne Glanz
Endlich, nach langen 1000 km kommen wir in der ehemaligen Hauptstadt und grössten Handelsumschlagsplatz im Niger an. Wer hier eine moderne Stadt erwartet, wird völlig enttäuscht. Wohl findet man ein Internetcafé und etwas Läden, das meiste ist jedoch alte Gebäude, viel Staub und viel Verkehr. Wenig vom früheren Glanz.
Und natürlich einmal mehr viele neue Landcruisers von Hilfsorganisationen;-)
Einen Campingplatz gibt es, jedoch weit weg vom Zentrum und ohne Sicherheit. In der Stadt ist es leider schwierig auf dem Parkplatz bei einem Hotel zu übernachten. Und wenn ja, dann verlangen sie horrende Preise. Sie seien eben angewiesen auf das Geld, da keine Touristen sonst hier seien. Wir entscheiden uns zu einem Besuch beim Pastor der Evangelisten. Er erlaubt uns, auf ihrem Areal zu campieren.
In Zinder bereiten wir uns auf den Eintritt und die Umrundung des Lake Tschad vor. Auch können wir endlich wieder mal unseren Internet Blog aktualisieren, das Haghuri fit machen (es ist schon wieder eine Halterung ausgerissen...) und Oli kuriert seinen Malaria Rückfall komplett aus.
Die Menschen hier sind jedoch immer sehr freundlich und zuvorkommend. Manch schöne Begegnung und Wortwechsel finden statt. Auch hier: Sie freuen sich, dass immer noch hin und wieder Touristen vorbeikommen. Die verschiedensten Menschen aus den verschiedensten Stämmen leben hier zusammen. Interessante Menschen.
Ganz krass sind hier jedoch die Verhältnisse zwischen Arm und Reich sichtbar. Das einzige einigermassen aktuelle Restaurant/Bar ist die Central Bar. Im geschlossenen Innenhof sitzen die muslimischen Dorfkönige bei Bier und Zigaretten und vor dem Eingang tummeln sich scharenweise Bettler und Kinder mit Essnäpfen. Einmal haben wir gemischte Gefühle, wenn wir etwas Trinken oder Essen gehen. Für unsere Verhältnisse kosten 5 Spiesschen, etwas Pasta und ein Bier nichts, für einen Arbeiter mit Durchschnittseinkommen sind es 15 Arbeitstage und für arme Leute ist dies gar nicht möglich. Wir werden echt auf die Probe gestellt. Denn wir können auch nicht allen etwas geben. Erstens könnte man sein Vermögen an die armen Leute verschenken und zweitens es würde nichts an der Situation im System ändern. Diese Probleme liegen weit tiefgreifender. Aber wie gehen wir nun damit um?
Treffen wir auf kranke und behinderte Menschen, geben wir ihnen immer etwas Kleingeld, denn für sie ist es doppelt hart. Auch essen wir nicht mehr alles fertig, sondern lassen imer noch was übrig. Einkäufe machen wir sowieso nur noch an den kleinen Läden. So leisten wir eben unseren Teil bei.
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Zinder |
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Sie ist eine Frau aus dem Volksstamm der Touareg |
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Sie ist eine echte Haussa |
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Interessante Tätowierungen |
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schon als kleine Kinder werden sie tätowiert
...sieht fast so aus wie eine Katze;-) |
Start zum Abenteuer Lake Tschad
Wir sind nun endlich wieder reisebereit. Heute starten wir Richtung Tschad. Die nächste Stadt im Niger ist Diffa. Etwas ausserhalb werden wir wohl unser Camp aufschlagen. Viel Sand und staubige Pisten erwarten uns:-))