Wundertüte Niger / NI-01


08. - 11. Februar 2011
Horrorfahrt in die Hauptstadt nach Niamey  
Eine Nacht vor Grenzübertritt. Beim Auto gerade stellen, eine der umstrittensten Handlungen bei jeder Camp Errichtung, fährt Oli über einen Baumstrunk und puff...
alle Luft raus aus dem hinteren Reifen. Ein typischer Reifenschlitzer.
Routiniert wechseln wir mittlerweile das Rad aus. 
Blöd: Das Reserverad ist wirklich nur noch Reserve...Dies bedeutet, dass wir uns in Niamey auf die Suche nach mindestens zwei gleichen Reifen machen müssen, um mit einem guten Gefühl durch den Niger und Tschad zu reisen. Uns schwant Übles. Hoffentlich finden wir genau diese Reifengrösse und -typ. 
Mittlerweile Routiniers ;-)

Der Grenzübertritt verläuft problemlos. Verschiedenste Menschen die sich an der Grenze tummeln, helfen uns bei den Formalitäten, führen uns zu den Gebäuden und plaudern einfach drauflos. Immer wieder denken wir, dass sie jetzt Geld wollen, aber nein, sie lehnen es sogar ab. Eigentlich werden wir richtiggehend empfangen. Natürlich weiss jeder hier um die vielen Entführungsgeschichten und die Auswirkungen auf den Tourismus. Umso mehr freuen sie sich über die wenigen Hasardeure, die das Abenteuer Niger wagen. So richtig freuen können wir uns jedoch nicht. „Was läuft da? Wer beobachtet uns? Wo sind die Banditen?“, so der Galgenhumor von Oli. Nichts dergleichen passiert. 
Einzig die 100 km Strasse vom Grenzübergang Gaya nach Dosso ist eine wahre Katastrophe und leider die einzige Route Richtung Hauptstadt Niamey. Alles bewegt sich hier auf der höchstens zweispurigen Strecke. Von Eselskarren bis Schwerstverkehr ab 40 Tonnen. Schlagloch um Schlagloch. Verkehrsunfälle und Blockaden.
Das Haghuri leidet Qualen und irgendetwas macht nach 40 Km komische Geräusche. Nicht schon wieder...
Gegen Abend treffen wir in Niamey ein. In der Stadt wo vor ein paar Wochen wieder zwei Franzosen entführt und anschliessend bei der Geiselbefreiung getötet wurden. Da kommt uns die Beobachtungserfahrung aus dem Pendjari NP zu Gute. Überall schauen wir uns wieder um. Und immer wieder die Frage: Wie sieht eigentlich ein Entführer aus?
Müde, von der Strecke erschlagen, aber zufrieden finden wir den Campingplatz und freuen uns umso mehr, dass noch andere Overlanders dort sind. 
Normales Bild auf den Strassen Afrikas...

Overlandertreffen;-)

Reebok statt Lowa
Je länger wir hier in der Stadt sind und je mehr wir uns auf der Strasse bewegen und mit den Menschen Worte wechseln, desto sicherer fühlen wir uns. Mittlerweile bewegen wir uns sogar stressfrei in der Hauptstadt von Niger. Auch das Tschad Visum (unser eigentlicher Grund um nach Niamey zu gehen) bekommen wir problemlos. 
Endlich kann Oli sich um das Haghuri kümmern. Während der Horrorfahrt ist ein wichtiges Teil für die Achsverschränkung abgerissen und muss ersetzt werden. Weiter muss die Dieselzufuhr für beide Tanks neu gelegt werden, da der eine Filter völlig zu ist und ein solcher hier nicht zu bekommen wäre. Zudem müssen neue Reifen gekauft werden. 
Die nächsten zwei Tag dreht sich also alles nur ums Auto.
Unsere Befürchtungen werden wahr und wir finden keine gleichen Pneu‘s, nicht einmal andere in der gleichen Dimension. Nach dem x-ten Besuch einer „Pneubude“ entscheiden wir uns für ein neues Set und können die bisherigen Reifen in Zahlung geben. Statt Mud-Terrain haben wir nun etwas schmalere, all-terrain Pneus von BF Goodrich gefunden. Sozusagen Reebok statt LOWA. In einer hochprofessionellen Garage werden die Pneu montiert, die Reifen neu ausgewuchtet und das Haghuri ist wieder angriffsbereit. Kosten: Ungefähr gleich viel wie zu Hause: 230 Franken pro Pneu und Montage. Geht einigermassen in Ordnung.

Die wahrscheinlich beste "Pneubude" in Niamey
S'Haghuri bekommt nun neue Turnschuhe
Nicht alles in Afrika ist improvisiert;-)
Irgendwie, Irgendwo
Nun, das mit den Pneus haben wir gut hingekriegt. Und das mit dem Ersatzteil?
Mit dem Pneuverkäufer konnten wir vereinbaren, das er uns hilft, das benötigte Ersatzteil zu finden. Wir fahren zum Schrottplatz und sprechen mit vielen Gestalten. Plötzlich kommt jemand und meint, dass er in seinem Keller in seiner Wohnung noch eine Toyota Achse stehen hätte und diese habe wahrscheinlich ein solches   Teil an sich. Quer durch die Stadt zum hoffnungsvollen Keller. 
Mit Taschenlampe begeben wir uns (Pneuverkäufer, Ersatzteilverkäufer, 2 weitere Gestalten und Oli) irgendwo in Niamey in einen dunklen Keller und suchen eine kaputte Toyota Achse. Sehen so vielleicht Entführer aus? Ist Oli wirklich so blöd und läuft geradezu in sein Verlies?
Wir stöbern im besagten Keller rum und siehe da: Es ist tatsächlich wahr. Das heissbegehrte Teil sieht sogar noch brauchbar aus. Nach völliger Überzahlung (8000 CFA) verabschieden wir uns und Oli kann nun endlich das Haghuri fertigstellen. 
Huahh  -  wieder mal Glück gehabt!!

Pneuhändler und Schrotthändler
Wer sucht, der findet!

Basteltag für einen Mechaniker Dummy 
Mittlerweile macht sich Dummy Oli als Mechaniker ganz gut. Wohl sind es nicht die kompliziertesten Arbeiten, jedoch repariert er nach einigen Anläufen und viel Schweiss die Achsverschränkung. Hoffen wir, dass es hält;-) 
Auch den Umbau der Dieselzufuhr und die dazugehörigen Elektroinstallation mit Magnetschalter gelingt ihm. Bei der Testfahrt funktioniert alles tip top. 
Und was macht Corinne in der Zeit? Sie sitzt da, geniesst die Sonne und trinkt Oli sein kühles Bier weg! 
Im Ernst: Corinne kümmert sich um die Reinigung unserer Doppelgeschosswohnung und um die Wäsche. Was jetzt nach klassischer Rollenverteilung tönt, ist genauso;-)
Stellt euch vor, Corinne repariert das Auto (was ihr noch zuzutrauen wäre) und Oli reinigt und wäscht (was im wohl eher nicht zuzutrauen wäre = Anm. Corinne;-)...wohl besser klassische Rollenverteilung...weil es eben praktisch ist;-))) 


Wieder was Neues gelernt!

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