Am Limit / DRC02


17. Mai - 19. Mai 2011
Polizei, dein Freund und Helfer im Congo!
Nach unserem „Schlüsselerlebnis“ in Banza-Sanda sind wir nun unterwegs durch den Süden des DRC in Richtung Kimpese, der ersten grösseren Stadt seit unserem Eintritt. Diese Landschaft hier: ein echter Nature Orgasm - WOW!
Man kann das Gefühl
gar nicht anders beschreiben.

WOW - Nature Orgasm pur
Einen nach dem anderen ;-)

Für den Übergang nach Angola haben wir uns eine echt tolle Strecke ausgesucht: den Grenzübergang bei Kinzenga und dann direkt nach Maquela do Zombo in Angola. Von da aus dann die Michelin - Scenic Strasse bis nach Luanda (ja genau, Corinne hat die Strecke ausgesucht:-). Viele Tage Offroad Abenteuer und verlassene Gegenden. 
In zwei Tagen sollten wir bereits in Angola sein. Da wollen wir auch kein Geld mehr in Kongo Francs wechseln. Als wir Kimpese jedoch verlassen wollen, müssen wir die Strassengebühr bezahlen: 5 CHF. Leider haben wir kein Geld mehr in Kongo Francs und die 1-Dollar Noten nehmen sie hier nicht. Nach versuchtem Aussitzen vor der Schranke geben wir uns geschlagen und kehren nach Kimpese zurück. Die Polizei hält uns natürlich mal wieder an und wundert sich, warum wir hier so rumfahren. Kein Problem - nur Neugier. Sie lassen uns bei ihnen parkieren und helfen uns den Menschen ausfindig zu machen, der unsere letzten CFA zum besten Kurs wechselt. So werde wir unsere letzten Westrafrikanischen Francs noch los. Dann bittet der Commandante Oli in sein Büro (es trifft irgendwie immer Oli;-). Auch hier: kein Problem, einfach Neugier und Freude, dass Touristen hier sind. Oli erklärt die Reise und die tollsten Erlebnisse. 
Einer der anwesenden Polizisten stellt eine ernstgemeinte Frage: „Was esst ihr denn hier überhaupt? Gibt es denn genug, was die Europäer in Afrika essen können? Und wie kocht ihr denn das Essen - habt ihr Kochgeschirr und benutzt ihr Teller?“ Diese Fragen sind uns nicht neu, jedoch wurden sie bisher immer nur von der Familie und Freunden aus der Heimat gestellt;-)   „Ja, wir essen eigentlich alles, was ihr auch esst. Ausser Kasawa (Maniokpaste). Das kann niemand wirklich gut finden. Schmeckt viel zu streng für die Touristen;-))“ Sie haben ein Riesengaudi im Büro. Man kann es bis draussen hören;-) 
In Kimpese ist gerade Markt und so decken wir uns auch gleich noch mit Lebensmittel ein.  Das Einkaufen auf dem Markt ist einfach immer ein tolles Erlebnis!

Sie sind einfach nur neugierig...und freundlich!
Auf dem Weg zur Grenze müssen wir immer wieder Einheimische für die Abzweigung nach Kizenga fragen, die wir irgendwie immer wieder verpassen. Wir treffen auf ein paar Belgier, die hier im Kongo seit längerer Zeit als Agronomen auf einer Palmöl Plantage arbeiten. Fasziniert von unserem Afrika Abenteuer fotografieren sie das Auto, die Einrichtung, uns als Piloten und erklären, dass sie unbedingt mit einem solchen Auto nach Belgien fahren wollen. Wir freuen uns mit ihnen. So versprechen wir, dass wir uns wieder melden, sobald wir in Uganda sind und den Kongo nochmals vom Osten her besuchen. Sie wollen mit uns in die Virunga Berge zu den Gorillas mitkommen. Wir sind überrascht und zugleich erfreut ab dieser spontanen und herzlichen Begegnung. Ach, den Weg konnten sie uns auch nicht genau sagen. Sie haben uns jedoch eine andere Route zum Übergang empfohlen. Mit einer Übernachtung bei ihren Bekannten auf einer riesigen Zuckerrohr Plantage. Da wollen wir nun hin! 
Jede/r ist hilfsbereit...keine/r weiss jedoch sorecht wo es durch geht...

Congo‘s finest rum
Der Weg zur Zucriere führt uns über Kwilu Ngongo, einem richtig, lebhaften Afrika Städtchen. Kaum ist der Schlüssel gedreht und der Motor abgestellt, haben wir Menschen um uns herum. Keine Bedrängnis, sondern ein herzliches Willkommen. Mister Martin lädt uns dann auch sogleich ein, seine Werkstatt und Schreinerei zu besichtigen. Oli nimmt seine Kamera und verschwindet hinter einem grossen Metalltor. Ich warte und bewache das Haghuri. Einfach ein bisschen Menschen beobachten. Spannend. 
Nach einer Stunde kehrt Oli dann ganz begeistert zurück und will mir alles auf einmal erzählen. Lastwagen reparieren, Sofa schreinern, Familie kennengelernt, Foto‘s gemacht etc. Mal halblang. Eins nach dem anderen;-))

Kwilu Ngongo
Mr. Martin und seine Lastwagen-Jungs
Ohne Worte

In der Zucriere angekommen, treffen wir wieder auf die Polizisten, die uns einen Tag vorher bei unserem Schlüsselerlebnis helfen wollten. Es ist ein herzliches Wiedersehen. Sie sind gerade auf Inspektionstour durch die Dörfer. Auch der Geschäftsführer der Plantage heisst uns Willkommen und bietet uns ein Zimmer im Guesthouse zu einem guten Preis an. Er schwärmt für die Küche, die wir am Abend austesten und das Prädikat „sehr lecker“ verleihen. Es ist ein toller Abend in einer entspannten Atmosphäre. 
Das Unternehmen „Zucriere“ ist wirklich faszinierend. Sie wurde 1925 von Belgier gegründet, in dessen Hand sie noch heute ist. Auf fast 500 qkm arbeiten beinahe 2000 Menschen und pflanzen drei verschieden Sorten von Zuckerrohr an, die hier zu Zucker verarbeitet werden. Der Grossteil des Zuckers geht nach Belgien. Eine oft in den Hintergrund geratene Ressource, die auf dem Weltmarkt eine Stellung hat, die auch das weisse Gold genannt wird. 
Mehr dazu: www. zucker....  
Neben Zucker produzieren sie seit 2009 auch den Kwilu, den im Congo mittlerweile bekannten Rum. Wir sichern uns das flüssige Gold in Form einer Flasche.
Congo‘s finest rum!
Ist einen Besuch wert!
Die Ernte wird gerade eingefahren
Flüssiges Gold - Congo's finest rum
S‘Haghuri (oder eben wir) am Limit...
So, endlich nehmen wir den letzten Teil zur Grenze Angolas in Anspruch. Frühmorgens cruisen wir durch die Zuckerrohr Plantage um endlich nach ... zu gelangen. Die Strasse wird immer schlechter. Wir erleben eine richtige Schlammschlacht. Ein Schlammloch nach dem anderen. Die ersten vier Schlammbadewannen überstehen wir ohne grosse Probleme. Beim fünften stecken wir dann definitiv fest. Das Haghuri bekommt schön Schlagseite. Der Versuch Corinne aus dem Wagen zu bekommen um Fotos zu machen, scheitert kläglich. Der Schlamm steht bis zur Türe. Nach mehrmaligen Versuchen bewegt sich das Haghuri doch noch ein bisschen und wir stehen wieder einigermassen gerade. Die Szenerie wird von zwei Einheimischen beobachtet, die sich wahrscheinlich fragen, was diese komischen Menschen mit ihrem grossen Fahrzeug hier machen. Oli steigt aus, fängt an zu schaufeln und Corinne übernimmt das Steuer. Die zwei Beobachter schauen noch immer begeistert zu;-) 
Es bewegt sich nichts...Versuch mit Sandblechen. Mittlerweile helfen unsere Beobachter fleissig mit. Nach knapp 90 Minuten ist es geschafft. Wieder festen Boden unter den Füssen. 20 Meter weiter, das nächste grosse Schlammloch. Corinne fährt, Oli immer noch draussen mit der Schaufel bereit. Mit präzisen Angaben lotst er Corinne durch den Schlamm. Doch dann der typische Mann/Frau Effekt. Er sagt Stop, Stop und zeigt mit der Gestik ein Halt Zeichen. Sie versteht natürlich alles anders: Los, Vollgas, los! 
So schlingert das Haghuri mit heulendem Motor durch dass Schlammloch, unsere Helfer sind voll Schlamm, Oli steckt vor dem Auto fest und versucht verzweifelt dem Mordversuch zu entkommen. Mit brüllendem Motor nähert sich das 3,2 Tonnen Ungetüm. 
Ist es das Ende von Indiana Oli?  
Ein simpler Verkehrsunfall, weil eine Frau am Steuer ist? Kein Kampf mit einem Löwen oder einer Giftschlange? Einmal Kongo sehen und dann sterben?
Unvorstellbar.
Mit grösster Kraft rammt er die Schaufel in den Schlamm, stösst sich im letzten Moment ab und rettet sich mit einem Sprung in die Büsche.  
Schrecksekunden später wagt er sich mit zittrigen Beinen aus dem Busch, eine Blutspur hinter sich ziehend. Alive!
Unglaublich, aber wahr: Er hat sich bei der Rettungsaktion doch tatsächlich die Schaufel in den grossen Zehen gerammt und nun blutet es schrecklich...das ist ja auch ein furchtloser Held;-)
Und unsere afrikanischen Helfer - was sie wohl von diesem Schauspiel denken?  
Wahrscheinlich Dick und doof 
(wo Oli wohl am ehesten die Dick-Rolle zufällt und somit bleibt dann nur noch eine Rolle für COrinne übrig...)? 

Aus schlechtem Gewissen hilft Corinne den Verwundeten zu versorgen. Der Zeh sollte eigentlich genäht werden. Das wäre das erste Mal auf unserer Reise, wo wir unser Ärzteset benutzen könnten. Und eigentlich haben wir ganz vergessen wie wir das machen müssen. Plötzlich ist die Verletzung dann nicht mehr so gravierend... wir wollen uns nicht auch noch auf dieses Sanitäts-Abenteuer einlassen.  So wird erstmal die Wunde gereinigt, richtig viel Merfen reingekippt und ein Druckverband angelegt.
Obwohl die Strasse wieder besser wird, will Corinne ab sofort nicht mehr fahren. 
Oli übernimmt. Doch fünf Kilometer vor der Grenze ist dann wirklich Schluss. Man sieht gar keine Strasse mehr, sondern nur noch Schlamm. Einheimische eilen herbei und raten uns auch zur Umkehr. Bisher sei noch kein Fahrzeug durchgekommen. Auch keine Land Cruisers. Wir entscheiden uns schweren Herzens zur Umkehr. 
Manchmal geht es halt einfach nicht;-)
Wie geschlagene Hunde kehren wir zurück und fahren westwärts nach Songololo. Dort finden wir Unterschlupf in der katholischen Mission, wo wir auf deren Gelände ein Nachtlager aufbauen und die Wunden (die physischen und psychischen) pflegen. Morgen ist ein neuer Tag. 
Am kommenden Tag fahren wir zum Grenzübergang nach Luvo. Auf der Kogo-Seite geht alles problemlos. Wir verlassen ein wunderbares Land mit unglaublich gastfreundlichen und sympathischen Menschen. 
Congo - we will miss you!


Da kann man nur noch staunen...wie blöd sind die denn?
Kollegen aus dem Vorbereitungskurs bei ATW werden sich totlachen;-)
  Die Zwei haben nichts dazugelernt - schon wieder im Schlamm...
Da konnte er noch lachen - Schaufel-Oli

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