14. Mai - 17. Mai 2011
That‘s Congo Mix!
Wir freuen uns auf die bevorstehende Fahrt in den DRC (Dem. Republik Kongo, ehemals Zaire). Aber wo geht es durch ? In unserem GPS oder der Michelin Karte von Corinne (ja, die mit den Scenic Strecken...) sind weder Strassen noch
sonstige Angaben zu dieser Route ersichtlich. So sind wir froh, dass wir von unseren Reisekollegen Steffen und Lilli die wichtigsten Koordinaten für die Strecke über Boko (Rep. Kongo) nach Luvo (DRC) per Email zugesandt bekommen haben. Nochmals Danke!
sonstige Angaben zu dieser Route ersichtlich. So sind wir froh, dass wir von unseren Reisekollegen Steffen und Lilli die wichtigsten Koordinaten für die Strecke über Boko (Rep. Kongo) nach Luvo (DRC) per Email zugesandt bekommen haben. Nochmals Danke!
Die Fahrt noch Boko ist absolut problemlos. Sogar Asphalt, was unsere Abenteuerverlangen jedes Mal dämpft;-) Dort angekommen, wollen wir dann den Stempel für die Ausreise haben, aber das ist nicht so einfach. Denn der zuständige Beamte arbeitet nebenbei auch noch in einer Fabrik, die 100 Km entfernt ist. So müssen wir uns einfach etwas gedulden, bis er mit seiner Arbeit fertig ist und dann mit dem Bus nach Hause kommt. Es ist 14:00.
Wir stellen uns darauf ein, dass wir hier übernachten werden. Vom Polizeikomissar werden wir an die Gendarmerie verwiesen, die uns ein Wild-Camp sogleich verbietet und uns dafür den Platz vor ihrem Gebäude zur Verfügung stellt.
Der Chef ist ganz stolz auf seine Gastfreundschaft und auf seine Gäste. Er lädt uns sogleich auf einen Ausgang im Dorf ein (natürlich auf unsere Kosten). So stellt er uns dann auch ein Gendarm nach dem anderen vor. Wir seien extra von der Schweiz hergereist um ihn zu besuchen. So etwas wie gute alte Freunde.
Wir nehmen es mit Humor;-))
Der Barbesuch ist Afrika Musik, interessante Gespräche und eine tolle gastronomische Erfahrung. Bier trinkt man hier auch (ungekühlt). Aber umso mehr ist das Getränk „Wein aus dem Tetra-Pak gemixt mit Coca-Cola“ verbreitet. The famous Congo mix - wie sie es nennen. Oli findet es so gut, dass er gleich richtig mitbechert. Nachdem der Rest unseres Tagesbudgets für unsere und die vielen anderen Getränke draufgegangen ist, ist dann auch der Ausgang für alle zu Ende. Als „Cadeau“ bringen wir dem Wachposten noch ein T-Pack Rotwein mit und er verspricht im Gegenzug uns während der Nacht zu bewachen;-) Berufsehre.
Sie haben uns gewarnt: Der Congo Mix hat's in sich;-) |
Er wünschte uns einfach nur Reise-Segen |
Wunderschön-Verrückt...
Die Piste von Boko nach Luozi
Kurz vor dem Schlafengehen kommt dann noch der Immigrationsbeamte vorbei und stempelt uns die Pässe mitten in der Nacht, so seien wir frei und können morgen losziehen. Er müsse früh arbeiten gehen. Unkompliziert.
In der Nacht und am Morgen hat es geregnet und wir sind etwas besorgt, denn Steffen hat uns in seinem Mail eben auch mitgeteilt, dass die Strecke bei Regen womöglich nur sehr schwer passierbar sei. Alleine zu fahren habe es in sich. Hmm..., wir sind alleine hier, keine weiteren Reisenden in Sicht und umkehren wollen wir nicht.
In der Nacht und am Morgen hat es geregnet und wir sind etwas besorgt, denn Steffen hat uns in seinem Mail eben auch mitgeteilt, dass die Strecke bei Regen womöglich nur sehr schwer passierbar sei. Alleine zu fahren habe es in sich. Hmm..., wir sind alleine hier, keine weiteren Reisenden in Sicht und umkehren wollen wir nicht.
Wir haben Glück und es trocknet sehr schnell ab. Die Strecke ist wild und oftmals anspruchsvoll zu fahren. Das Haghuri meistert dies jedoch sehr professionell (den beiden Piloten sei dank;-) und es wird eine richtig tolle Abenteuerfahrt in einer unglaublichen Umgebung.
Der Grenzübergang vom Congo in den DRC ist problemlos. Die Beamten (Immigration, Polizisten) sind sehr freundlich und freuen sich über die Reisenden. Man fühlt sich richtig willkommen im DRC. Kurz vor Luozi schlagen wir unser Wild Camp auf und geniessen unseren ersten Abend im ehemaligen Zaire. Wir fühlen uns als Abenteurer;-)
Erhöhter Offroad Puls |
S?Haghuri kletter hoch...was der alles kann... |
Immer wieder kommen wir an wunderschönen Dörfern vorbei. |
So, jetzt wird's richtig dreckig! |
Geteiltes Leid ist halbes Leid;-) |
Bei Wild Camps die Abenteuertage ausklingen lassen. |
DRC - do muasch eifach hi!
Was hatten wir doch für Vorstellungen....
Vor und während unserer Reise haben wir uns immer wieder mit anderen Reisenden ausgetauscht, mit Kollegen gesprochen oder uns in Internetblogs über den DRC informiert. Meistens hörten wir Horrorstorys - Polizisten korrupt, überall Diebe, Sicherheit ist wenig gewährleistet....am liebsten würde man keinen Fuss in das Land setzen.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!
Vorab: Der DRC ist eine unserer tollsten Erfahrungen geworden.
Natürlich haben wir nur einen winzigen Teil in kürzester Zeit dieses über 2,6 Mio. qkm grossen Landes gesehen (Vergleich CH: 42.5 Tausend qkm). Im Nachhinein können wir sagen, dass der DRC einer der tollsten Erlebnisse gewesen ist. Die Menschen sind freundlich, aufgestellt und unglaublich gastfreundlich. Sie sind Freunde.
Weiter unten gibt‘s kleine Geschichten dazu;-)
Zwei „arms“ - peng - peng!
Neuer Tag - neues Afrika Glück. Mittlerweile haben wir uns in Luozi bei der Immigration sowie der Polizei eingeschrieben und mit der kleinen Fähre (2 Fahrzeuge) den mächtigen Congo-Fluss überquert. Am anderen Ufer wartet schon wieder die Polizei auf uns.
Routine - dachten wir. Mit den Pässen, Fahrzeug- und Führerausweis bewaffnet begibt sich Oli in das Lehmhäusschen.
„Wo ist der Schwarze, den ihr geschmuggelt habt. Wo ist er? Raus mit der Sprache!!“, so die direkte, forsche Begrüssung des Polizisten.
Hä?? Tatsächlich haben wir in Luozi einen Local als Guide angeheuert um Besorgungen zu machen, Geld zu wechseln und uns den Weg zur Fähre zu zeigen. Aber wir haben ihn ein grosses Stück ausser Sichtweite aussteigen lassen. Die Polizei kann uns unmöglich gesehen haben. „Ähhmm...wir haben ihn auf der anderen Seite des Flusses gelassen...er hat uns in Luozi geholfen...ist der Neffe des Dorfpolizisten...was genau haben wir verbrochen.“, so meine gestammelte Frage. Eine Antwort bekomme ich nicht.
Dann eine Reihe suggestiver Fragen „Du bist doch Amerikaner, oder? Die sehen doch so aus. Dein Auto ist doch von Amerika, stimmt‘s? Du hast doch „arms“ versteckt, oder etwa nicht?“, so der ganze Frage-, bzw. Behauptungskatalog. Natürlich habe ich ihn ganz genau verstanden, jedoch stelle ich mich der französischen Sprache nicht mächtig. Keine Ahnung, was der will... Weitere Informationen bekomme ich keine...
Genervt von diesem Getue, sage ich ihm, dass ich tatsächlich zwei „arms“ hätte, nämlich einen Linken und einen Rechten und mache eine Gestik von zwei Fingerpistolen. Uups!
Der eine Polizist nimmt das Telefon zur Hand, ruft seinen Chef an und holt die Bewilligung zur Fahrzeugdurchsuchung. Jetzt geht es rund. Nachdem ich alles im Fahrzeug gezeigt habe, den lieben Polizisten erklären konnte, dass wir Schweizer sind und die Schweiz nicht in Amerika liegt, Toyota aus Japan kommt - überhaupt die Amerikaner gar kein solch geniales Auto bauen können, war die Situation viel entspannter. Augenblicke des Schweigen später, werden wir dann aufgeklärt, dass sie einen amerikanisch aussehenden Reisenden suchen, der vor zwei Tagen ein Kriminalverbrechen im DRC begangen hätte. Sie hätten ein Telegramm bekommen und müssen nun jeden Reisenden genau kontrollieren.
Ach so. Das hätten sie auch vorher sagen können.
Natürlich werden wir dann noch nach einer Spende in Form von Bier gefragt. Von wegen der ganzen Aufregung und so. Wir haben die Spendierhosen an und offerieren ihnen ein Bier im Dienst. Wo doch Oli diese ganze Aufregung verursacht hat;-)
Zwei „arms“ - peng - peng! Typisch.
Auf der Fähre war alles noch ok... |
ja, sogar cool... |
un die Fährmänner völlig relaxt...später dann das Polizei-Erwachen;-) |
Schlüsselerlebnis in Afrika
Darauf trinken wir Einen!
Nach der ganzen Aufregung sitzen wir im kleinen Restaurant gegenüber der Polizei und gönnen uns ein Bier. Abkühlen.
Sofort haben wir Leute um uns, die mehr von uns und unserer Reise erfahren wollen. Die Menschen hier sind sehr offen und interessiert. Wir haben tolle Gespräche mit diesen sympathischen Personen. Dann die definitive Stunde von Indiana Oli.
Er holt den Fotoapparat und macht fotografiert Menschen und die Umgebung. Stolz posieren sie vor seiner Kamera. Die schöne Monica verdreht ihm die Augen und fragt ihn nach einem Foto und Visitenkarte;-) Ach, da kann er nicht widerstehen. Ab ins Auto, Foto ausgraben, Türknopf runter, Türe zu und voller Machostolz ab zu Monica. Noch schnell einen Blick zurück ins Auto, ob es geschlossen ist...oopps...was glitzert denn da so rot im Auto. Nein!!!
Voller Entsetzen sucht der Held den Blick zu Corinne, die sich bisher köstlich ab dem Indiana-Gehabe amüsierte. Doch ihr Gesichtsausdruck wechselt von lustig vergnügt zu Verzweiflung. „Du hast doch wohl nicht...Schlüssel??“, Corinne ganz entnervt. „Hey, easy, du hast doch noch einen Zweiten, oder?“. „Nein, der ist auch im Auto!!“, so die coole Corinne. Merde!
Das spricht sich sofort im Dorf herum. Innerhalb von fünf Minuten sind dreissig Afrikaner bei uns. Jeder hat schon mal ein Auto geknackt, so scheint es. Oder zumindest so was im Fernsehen beobachtet. Oli, der Europa Theoretiker (so nennen sie uns Weissen) zusammen mit den Afrika Praktikern. Ob das gut geht?
Die Schlösser mit dem Draht öffnen geht wohl nur im Fernsehen. Nach einer Stunde voller enthusiastischer Auto-Knackversuche, geben sie diese Methode auf. Aber an Ideen mangelt es ihnen nicht. Alle verfügbaren Schlüssel werden ausprobiert. Nichts zu machen. Nun braucht es konkretere Methoden. Scheiben einschlagen, Türe ausbauen, unter dem Auto reinklettern oder die Frontscheibe ausbauen...alles wollen sie sofort in die Tat umsetzen. „Non, ca casse!!“, hört man Oli immer wieder rufen.
Die herbeigeeilte Polizei gibt sich geschlagen und hat keine brauchbaren Ideen um diesen Landcruiser-Panzer aufzukriegen. Langsam stellt sich Resignation ein. Doch dann erinnern sie sich an ihren Praktiker Stolz und geben nochmals alles. Es entsteht ein richtiger Wettbewerb. Auf beiden Seiten ein Team von rund 8 Personen, die mit dem Draht versuchen, den Türknopf hochzuziehen. Auch das will nicht klappen. Nach 3 schweisstreibenden Stunden (die Sonne brennt unerbittlich nieder), schafft es Team 1 (rechte Türe) doch tatsächlich mit dem Draht den Schlüssel zu angeln und den Fahrerschlüssel zur Türabdichtung herausschauen zu lassen. Wie bringt man jedoch den ganzen Schlüsselanhänger durch die versperrte und abgedichtete Türe. Richtig - mit Gewalt! Nach 10 Minuten haben es die Afrika Praktiker tatsächlich geschafft und den Schlüssel rausbekommen. Riesenfreude!
Voller Stolz rufen, tanzen und singen sie zusammen. Afrika schafft alles!
Die Türe kann ich dann schon irgendwie reparieren;-)
Voller Erleichterung geben wir Bier aus und bedanken uns bei unseren neuen Afrika Kollegen. Es ist einmal mehr eine tolle Erfahrung.
Living Africa!
Die Menschen sind echt toll! |
Monique - der Unschuldsengel;-) |
Sie haben ja gut Lachen... |
Nach fast 3 Stunden hat er's geschafft...der beste Autoknacker im Dorf |
DIe Afrika Praktiker in Siegerlaune |