Republik Kongo - System Kongo


05. Mai - 11. Mai 2011
Auf dem Weg nach Brazzaville
Von Okoyo geht südwärts über Oyo in Richtung Hauptstadt Brazzaville. 
Entlang der meistens gut gebauten Asphaltstrasse nach Brazza
(wie es meistens genannt wird) haben wir eine fantastische Savanne-Landschaft um uns. Den erwarteten Regenwald sehen wir nicht. Wir uns den Kongo ganz anders vorgestellt. Oder besser gesagt: Wir haben uns einfach schlecht informiert. Von Einheimischen erfahren wir, dass sich die grossen Regenwälder vor allem ganz im Norden und im Osten des Landes befinden.
Blicken wir links und rechts der Strasse sehen wir sanfte Hügelzüge mit nichts ausser Natur. Viele kleine Dörfer säumen die Hauptverkehrsstrasse in die Hauptstadt. 

Wunderschöne Savannelandschaft
Immer wieder kleine Dörfer entlang der Strasse 
Ob Ananas, Bananen, Zuckerrohr...an den Strassenränden
kann man sich mit frischen Früchten eindecken
Corinne's Favorit: Frische Ananas
Betreffend Strassen und Bauten: Die Chinesen leisten gute Arbeit!
Neue Strassen, Regierungspaläste, neue Fussballstadien, die grossen Hochspannungs-Überlandanlagen, Kraftwerke, ja sogar neu erstellte Dörfer (für chinesische Arbeiter wohlverstanden) etc., das alles ist das Werk der chinesischen Firmen. Wir überholen viele der chinesischen Lastwagen und Jeeps. Marke Dong Feng und wie sie alle heissen. Es ist fast schon unheimlich, wie sie überall anzutreffen sind. Die vielen, riesigen Bauquartiere entlang der Strasse sind chinesisch angeschrieben, ebenso die Baumaschinen und Tafeln. Schon verrückt;-) 
Und daneben das Fussvolk, das für ganz wenig Geld für die Chinesen arbeiten muss, Menschen die ihre Früchte auf dem Markt verkaufen versuchen oder mit Street Food Ständen zu Überleben versucht. Wir erfahren, dass dies eben einfach „part of the game“ ist. Die Chinesen bauen die Infrastruktur des Landes auf, verkaufen alle ihre mitgebrachten Maschinen und Fahrzeuge für den nachfolgenden Unterhalt an die Regierung und erhalten im Gegenzug Rohstoffe, sogar noch viel Land, das sie von Schwarzen bestellen lassen. Den grössten Teil der Ernte wird nach China exportiert. Fast so etwas wie moderner Protektionismus. 
Als brave Schweizer sind wir richtig irritiert. 
Genug schwarz gemalt - wir sind noch immer unterwegs Richtung Brazzaville;-)
Corinne‘s 39‘er bei den Gorilla‘s von Lesio Louna
7. Mai. 2011
Seit nun 39 Jahren erfreut sich die Welt über die Anwesenheit von Corinne. Zu ihrem Geburtstag hat Oliver sogar im fernen Afrika einen Heimatkuchen bereit. Eine echte Engadiner Nusstorte. Besser geht‘s nicht;-) 
Das andere Geschenk soll ein Besuch bei den Gorillas sein. Schon seit langem liegt Corinne Oli in den Ohren, dass sie endlich einmal wilde Gorillas sehen möchte...als ob sie mit ihm nicht schon täglich genug Gorilla hätte...;-))
Aus Empfehlungen von anderen Reisenden glaubt Oli zu wissen, dass es irgendwo vor Brazzaville ein Gorilla Projekt gäbe. Nach 4 Stunden Fahrt sehen wir dann endlich das Schild für die Gorilla Sanctuary. Lesio Louna - da wollen wir hin. 
Wir fahren 12 Kilometer quer über eine faszinierende Graslandschaft und landen dann in einem Camp, wo wir herzlich begrüsst werden. Man teilt uns dann sogleich mit, dass wir das Lefini-Reserve betreten haben und somit 30‘000 CFA (60 CHF) bezahlen müssen.  
Mit einem Lächeln bezahlen wir die Entry Fee, in der Hoffnung Gorillas zu sehen.
 „Wie und wo können wir die Flachland-Gorillas sehen?“, fragen wir erwartungsvoll.
„Wir haben Einen auf der Insel. Die anderen vier sind leider gestorben. Gerne könnt ihr ihm bei der Fütterung zusehen. Das würde für euch beide 40‘000 CFA (80CHF) kosten. Interessiert??“ Nachdenken. 
Ein einzelner Gorilla? Puah, das tönt nicht gerade vielversprechend. 
Nach ein paar Minuten sagt man uns, dass sie das zweite Camp sind und das Hauptcamp 20km südlich liegen würde. Dort könne man Gorilla Babys sehen. Wir entscheiden uns ins Hauptcamp zu fahren. Dort angekommen, will man dann sogleich die Quittung für den bezahlten Eintritt sehen, sonst müssten wir wieder aus dem Reserve. Unbeeindruckt weisen wir die Quittung vor und werden dann ins Hauptcamp eingelassen. 
Auch hier die erste Frage: „Wollt ihr die Gorilla Babys sehen? Kosten 40‘000 CFA“ 
Ja,ja wir wissen es mittlerweile...
Bevor wir uns entscheiden, wollen wir jedoch etwas mehr vom Projekt erfahren. Nach mehrmaligem, hartnäckigen Nachfragen wissen wir mindestens, dass sie seit fast 20 Jahren bestehen und es ihnen bisher gelungen ist, mehrere Gorillas auszuwildern. Im Reserve leben vier Familien mit Babys. Insgesamt 30 Flachland Gorillas. 
Das ist doch ein beachtlicher Erfolg! 
Leider können wir keinen Trip zur Besichtigung machen, da dies eigentlich ein Tierprojekt und kein Tourismusprojekt ist. Ok. 
So buchen wir an Corinne‘s Geburtstag den Baby Gorilla Trip. Wobei Trip übertrieben ist. Wir laufen hundert Meter durch den Wald, bleiben bei einer Plattform stehen und sehen in 20 Meter Entfernung der Fütterung der Baby Gorillas zu. Es ist wie im Zoo. 
Nach 25 Minuten drängt der Guide, dass wir zurück gehen gehen, denn sie haben Feierabend. Wir fühlen uns gedrängt und abgezockt. Als er uns dann noch vorschlägt für 30‘000 CFA (60 CHF) bei den Eco Guards auf dem Areal zu campen, reicht es dann. 
Wir erklären ihm eindringlich, dass wir keinen Cent bezahlen und aufgrund des fortgeschrittenen Nachmittags unser Camp auf der Fläche mit Weitsicht hinter dem Eco Guard Camp errichten. Egal, was er dazu meint!
Auf einmal war alles kein Problem mehr. So kommen wir doch noch zu einem tollen, Wildlife-Geburtstagsabend. Die feine Engadiner Nusstorte hat unseren ganzen Ärger vergessen lassen;-) 

Das Frühstück hoch über dem Lac Bleu mit Blick über einen weiten Teil des Lefini-Reserve hat uns gut in den Tag starten lassen. Nach 2 Stunden geben wir die Tierbeobachtung endgültig auf und schenken den Worten der Eco Guards Glauben. „Es hat fast keine wilden Tiere mehr. DIe meisten wurden während des Bürgerkriegs gejagt und gegessen“, so deren Erklärung. Tatsächlich. Wir sehen nicht ein einziges Tier in der weiten Savanne. Traurig. 


Querfeldein über Graslandschaften
...bis zum Lesio Louna
Die Gorilla Babys - zwischen 2,5 und 4 Jahre alt
(es sind die Tiere links im Bild;-)
Morgenstimmung im Lefini Reserve
Frühstück mit Blick über den Lac Bleu und die Kongo Savanne
Unglaublich, aber wahr - es sind keine Tiere zu sehen

Brazzaville und das System Kongo
Vom Lesio Louna fahren hundert Kilometer weiter und kommen dann in die Vororte von Brazzaville. Eine weitere, typische afrikanische Stadt., so unser erster Gedanke. Viel Verkehr, viele Kleinläden, viel Menschen, viel Dreck. Wenn da nur nicht die unglaublich vielen Offroader wären. Neben den vielen grün-weissen Taxis und Minibussen, begegnen uns nur die besten Luxusfahrzeuge. Landcruisers V8, getunte Range Rover Sport, Porsche Cayenne, VW Touareg - wir schämen uns schon fast für unser dreckverschmiertes, altes Vehikel;-)
Auf direktem Weg fahren wir zum Hotel Hyppocampe, wo uns der Geschäftsführer Olivier freundlich begrüsst. Er freut sich über jeden Reisenden und gewährt ihnen gerne einen Stellplatz mit WC/Dusche. Gratis!
Da er selber als Reisender unterwegs gewesen war, kennt er die Schwierigkeit in einer Stadt einen sicheren Platz zu finden. Wir freuen uns natürlich darüber und essen dafür einmal täglich in seinem vietnamesischen Restaurant (ist zu empfehlen!!) Bewaffnet mit den Tipps und Tricks von Olivier, machen wir uns auf die Entdeckungstour in Brazzaville.
Brazzaville liegt am Kongo Fluss, gegenüber von Kinshasa, der Hauptstadt der demokratischen Repulik Kongo. Im Gegensatz zu Kinshasa bewohnen „nur“ knapp 2 Millionen die Stadt (Kinshasa ca. 8 Millionen). Brazza gilt als ruhige und sichere Stadt. Den Kern von Brazzaville gibt ein fortschrittliches Bild ab. Geprägt wird das Zentrum von vielen herausgeputzten Regierungsgebäuden und -plätzen, modernen Geschäftshäusern, pulsierenden Geschäftsquartieren und den vielen, wirklich vielen gut angezogenen Menschen. Anzug, Kravatte und schöne Schuhe sind üblich, mindestens jedoch schöne Hosen und Hemd. Wir als Touristen in Safarihosen, T-Shirt und Flip Flops fallen sofort auf; respektive ab. 
Die Stadt macht auf uns einen eher ruhigen Eindruck. Wenig Hektik. Freundliche und aufgestellte Menschen. Wir fühlen uns wohl. Aber Brazza ist teuer. In den Geschäften und Restaurants bezahlt man oftmals fast Preise wie Paris. 
Wir fragen uns, wer dies denn alles bezahlen kann und woher die Menschen all das Geld für ihren Lebensstandard haben? Vor allem interessant ist die dann, wenn viele Kongolesen ja gar nicht bei der Arbeit sind, sondern gut angezogen in Cafés und Bars sitzen...
Interessiert an dieser Situation, sprechen wir dann mit verschiedenen Menschen in Brazza. Die Menschen hier sind sehr offen, zugänglich und sympathisch.  Und sie diskutieren und philosophieren gerne;-)
DIe Geschichten die sie erzählen, gleichen sich oftmals stark.
So sprechen alle davon, dass der Kongo als reiches Land eben im 1. Sektor arbeitet. Sprich: die Ressourcen. Un die Europäer, Amerikaner und Asiaten die Industrie für die Weiterverarbeitung seien. Der Handel mit Rohstoffen macht das Land und Leute reich. Und sie sprechen davon dass dies natürlich auch Nachteil hat. Z. B. ist dann eben viel Schein statt Sein. Es gibt es ein paar ganz reiche Leute. Es ist die Regierung und wenige Familien, die den Öl- und Mineralienhandel kontrollieren. Die Kongolesen in den unteren Schichten arbeiten hart für ihr überleben, während die Mittel- und obere Schicht sich von den „Ausländern“ durch Gefälligkeiten bezahlen lässt. Viele Menschen hier denken nur daran, dass sie für sich und heute genug haben. Alles andere interessiert sie wenig. Arbeiten ist nicht lohnenswert, da es ja auch anders geht. Agrikultur betreiben sei nicht wirklich notwendig, höchstens für den Eigengebrauch. Handeln bringt Geld. Aufgemotzte Landcruisers, Range Rovers, Porsche Cayenne, dazu Armani Anzüge, Goldschmuck und 3 Telefone. Das ist Style im Kongo. Wer sichtbar mehr hat, ist eben einfach mehr! 
Leider hören wir diese Geschichten und Erklärungen mehrmals unabhängig voneinander. Von Menschen aus verschiednen Schichten und Ethnien.  Sie sprechen auch mit Besorgnis darüber. Mit der Besorgnis, dass das System eigentlich nicht gerecht sei und es irgendwann mal wieder zum Bürgerkrieg kommen könnte. Dann würden einfach die Besitzgüter wieder umverteilen. Und das Spiel fängt wieder von vorne an. Wie schon beim letzten Mal. 
Hoffen wir, dass sie sich täuschen und es wirklich vorwärts geht im Kongo.

Die Stadt ist fortschrittlich und doch ohne grosse Hektik - Sympathisch
Man kann sich problemlos in der Stadt verweilen - auch in der Nacht
Brazza gilt als sichere Stadt
Warten auf den Bus oder den Chauffeur 
Die wichtigen Plätze in Brazza werden täglich herausgeputzt
Internet Cafés mit funktionierendem Access sind rar -
Man(n) informiert sich an den Zeitungsständen
Die Kongolesen sind offen und zugänglich...und Philosophen;-)
Sianoune erklärt uns das System Kongo

Wie weiter nach Brazza? 
In den vier Tagen Brazzaville haben wir ganz viele Eindrücke gesammelt. Wir sind hin- und her gerissen. Wir wollen glauben, dass es das Sein ist und uns über die Entwicklung in diesem afrikanischen Land mitfreuen. Denn wir fühlen uns hier wirklich wohl. Die Menschen sind aufgeschlossen und sympathisch. 
Mit gemischten Gefühlen verlassen wir die Hauptstadt des Kongos und starten Richtung Angola. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir den DRC, in dem wir nur wenige Tage Aufenthalt planen. Der Entscheid nicht die Fähre nach Kinshasa zu nehmen, ist uns nach all den Warnungen der vor uns fahrenden Traveller‘s leicht gefallen. 
Wir verzichten auf teure Fährgebühren, Stress am Zoll und dem fürchterlichen Verkehr in der Hauptstadt des DRC. Eventuell verpassen wir eine sehenswerte Stadt.
Jedoch wählen wir lieber die Offroadstrecke über Boko, Midouli, die Minifähre nach Luozi um dann an die Grenze über Luovi nach Angola zu kommen.  
Angola - 30 Tage lang ein für Touristen fast verschlossenes Land entdecken!

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