Die wunderbare Fahrt in den Kongo und der schwarze Idiot


30. April - 04. Mai 2011
Buschstrecke nach Franceville
Kaum die Abzweigung zum Lope NP eingeschlagen, ändert sich die Landschaft schlagartig. Eine weitläufige Hügellandschaft mit tropischen Waldstücken und Flüssen bestimmt die Szenerie. Langsam cruisen
wir durch diese herrliche Welt, um möglichst viel davon aufzunehmen.
Für die Strecke nach Franceville nehmen wir uns drei Tage Zeit. Unsere Wildcamps errichten wir auf Hügeln, wo wir aus unserem „Schlafzimmer“ eine wunderbare Weitsicht über das Land haben. Morgens weckt uns das Rascheln und das Gekreische der Affen. Traumhaft. 
Ach ja: Wir gönnen uns am zweiten Abend ein richtiges Festessen. So grillieren wir die von Oli aus der Schweiz mitgebrachten M-Budget Servelats. Uns geht es wirklich gut;-) 

Wildcamp - Blick aus dem Schlafzimmer im Haghuri 
Wunderbare Stimmung am Morgen

Wir werden beobachtet;-)
Es geht nicht über gut gegrillte M-Budget Cervelats

In Franceville angekommen besuchen wir die Poubara Wasserfällen, die sich mitten im Wald befinden. Über eine Lianenbrücke zittert man zuerst über den Fluss, bevor man dann nach einem zwanzigminütigen Fussmarsch an den grossen, wunderbaren Wasserfällen steht. Unweit davon kann man sich dann auch herrlich mit einem Bad im Fluss abkühlen. Es ist ein Besuch wert, wenn man sich von dem angrenzenden Wasserkraftwerk nicht stören lässt...

DIe Nacht verbringen wir in der Auberge Apily in Franceville. Am Morgen besuchen wir noch den Marktbesuch um die Vorräte aufzustocken und danach nehmen wir die Strecke nach Lekoni (Grenzstadt in Gabun) und Okoyo (Grenzort Kongo) in Angriff. 
Die berühmten Poubara Wasserfälle im Hintergund
Einkauf auf dem Markt - Man findet alles was man braucht!
Noch den obligatorischen Frühstückskaffee und dann los...
Red Canyon 
Ein letztes Mal in Gabon campen. Wir fahren zum Red Canyon in Lekoni. Für die Einheimischen ist dies bis heute ein heiliger und mysthischer Ort. Dies sehen und spüren wir als sich die Sonne neigt und der Canyon in einem wunderbaren Licht erscheint. Als Wolken dann plötzlich die Sonne verdecken und Petrus seine ganze Trauerstimmung über uns herunterprasseln lässt, entsteht eine unheimliche Stimmung. Filmreif.
Nun, Oli nutzt das Wetter aus und duscht dann gleich in der Natur. MIt Duschgel bewaffnet  geniesst er die Dusche unter freiem Himmel. Nach zwanzig Minuten ist fertig mit Duschen und der Himmel klart schnell wieder auf. Mit dem vorgängig unter dem Auto in Sicherheit gebrachten Holz, bastelt Corinne ein tolles Lagerfeuer. Grillabend;-) 

Red Canyon bei Lekini
Abendstimmung 
Morgenstimmung
Da macht Frühstücken doppelt spass;-)

Traumstrecke in den Kongo
Das Frühstück bei aufgehender Sonne am Rande des Canyon inmitten der Natur - es gibt keinen besseren Start in den Tag!
Gestärkt ziehen wir los Richtung Kongo. Als Bündner (sogar mit Heimatort im Bündner Oberland) verbindet mich ganz viel mit dem Kongo. So etwas wie Verwandtschaft. Wird das Bündner Oberland doch auch oft als Rhätischen Kongo bezeichnet (die Affen die im CH-Urwald leben). Als Knabe wurde damit in der Schule natürlich gerne gehänselt;-)
Nun unter dem Kongo stelle ich mir so natürlich viel Urwald, Gorillas und seelenverwandte Menschen vor. Lassen wir uns überraschen... 
Kaum haben wir den letzten Posten von Gabun verlassen, hört die Asphaltstrasse abrupt auf und die bei den Overlandern berüchtigte Sandpiste hat ihren Anfang. 
Das Offroadblut kommt in Wallung;-))
Es eine Hauptverkehrsachse zwischen den beiden Ländern und wird vor allem von grossen, schweren Lastwagen mit hoher Bodenfreiheit befahren. So wundert es natürlich nicht, dass die Spur vor allem durch tiefe Furchen im Sand besteht. Obwohl unser Wagen ein spezielles Fahrwerk hat und höher gelegt ist, rutschen wir fast nur auf dem Differenzial
und den Federblättern dahin. Immer wieder knallt es, wenn wir dann wieder einen Stein oder harte Lehmstollen überfahren. Hoffentlich geht das ohne grossen Schaden gut...
Zum Glück ist es das Ende der Regenzeit und wir erwischen einen Tag voller Sonnenschein und trockenes Wetter. Wehe denen, die diese Strecke bei Regen machen müssen;-)) Freunde von uns haben dies vor ein paar Wochen erlebt....
So freuen wir uns, dass wir das Haghuri nur zweimal aus dem Sand schaufeln müssen...das ist ja schon fast ein Dürfen;-)

Da gilt es Ausweichrouten zu nehmen...die Furchen sind zu tief
Endlich wieder mal Training...
Irgendwie waren wir froh, dass wir nicht die Einzigen sind;-)
„Sie wir denn Idioten? Nur weil wir Schwarz sind?“
Die tolle Offroadstrecke ist geschafft, der Eintritt  in den Kongo verläuft problemlos. 
Lästig ist nur, dass wir wieder hartnäckig nach Geld und Geschenken gefragt werden. Insbesondere der Immigrationsbeamte, der mit Pseudoregeln für Touristen wieder seine persönliche Schatulle aufzufüllen versucht, ist etwas mühsam. Mittlerweile glauben wir diese Tricks zu kennen und wehren uns erfolgreich gegen diese Versuche. Am Schluss der Gespräche, stempeln sie die Ausweise und wünschen uns freundlich eine gute Reise.  
Eigentlich sind sie ja fast alle freundlich und sympathisch. Auf ihre Art;-)
„Sie denken wir sind alles Idioten!! Ist es nicht so? Nur weil wir Schwarz sind! Sie haben unser Land genug unterdrückt. Ich bin der Kongo. Für sie der erste und wichtigste Mann im Kongo! Ich bin der Douane! Verstanden?“ 
Was ist passiert?
Das ganze Einreiseprozedere in den Kongo haben wir hinter uns. Fast. 
Es fehlt noch der Stempel im Carnet de Passage. Eigentlich ein kleine Sache. Normalerweise zum Zollbüro, Stempel und Unterschrift drauf und fertig.
Wir sind mitten in der Savanne in einem kleinen Dorf vor dem Zollgebäude. Es ist Nachmittags und die Sonne brennt erbarmungslos. Selbstbewusst schreitet ein Zollbeamter in meine Richtung. Feinster Anzug mit Einstecktuch, rosafarbenes Hemd mit Schweisstuch im Kragen, schöne Schuhe, Golduhr, Goldkette und Goldarmreif. Natürlich fehlt auch die Ray-Ban Sonnenbrille nicht. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich noch Kameras und den James Bond Regisseur um die Ecke erwartet;-) 
Wir haben zwar davon in Travelguide gelesen, dass die Kongolesen ihr Geld für Kleidung, Schmuck und Auto ausgeben, anstatt für eine neue Bettmatratze. Jedoch konnten wir uns davon bis jetzt noch kein Bild machen. Wohnt mitten in der Savanne in einer Wellblechhütte und schwitzt täglich im teuren Anzug. Jetzt glauben wir‘s ;-)  
Zurück zur Geschichte. 
Monsieur Zollbeamter bittet mich in sein Betonbüro, sitzt mir gegenüber und putzt seine Fingernägel. So lässt er mich 10 Minuten warten und erklärt, dass seine Sekretärin gleich kommen würde. Sie sei gerade am Kochen...
Tatsächlich, zehn Minuten später schlurft sie ins Zimmer und erhält vom Chef sofort alle Instruktionen wie sie das Carnet stempeln muss. Er sei zu beschäftigt...
Nach weiteren zehn Minuten ist es dann geschafft. Die Sekretärin hat den Ort, Datum, Unterschrift und den Stempel hinbekommen. Nun blickt der James Bond in Gestalt des Zollbeamten auf und will 2000 CFA (4 Franken) für den Stempel. Service Gebühr für Touristen. Nicht schon wieder...
Freundlich bitte ich ihn nach dem Lettre du Service, wo dies vermerkt ist und erkläre ihm dass wir dies nun bei der Polizei, Gendarmerie und der Immigration erlebt haben. Mit dem Ergebnis, dass es diese Sevicekosten offiziell nicht gegeben hätte. 
„Sie denken wir sind alles Idioten!! Ist es nicht so? Nur weil wir Schwarz sind! Sie haben unser Land genug unterdrückt. Ich bin der Kongo. Für sie der erste und wichtigste Mann im Kongo! Ich bin der Douane! Verstanden? 
Die anderen sind alles falsche Kollegen, unglaubwürdig.“ 
Seine Stimme bebt. Er sei der einzige, der dies darf. Nach zweimaligem Nachfragen, findet er doch tatsächlich ein Papier, das er mir freudig und grinsend hinhält. 
Datum: Februar 2001 - Er ist vor 10 Jahren ausgedruckt worden. Darauf angesprochen und auf die Frage, ob es noch gültig ist, behauptet er doch tatsächlich, dass das Datum nur falsch geschrieben sei und es 2010 stehen sollte und überhaupt sei dies gar kein Datum sondern eine Nummer... 
Dann regt er sich nochmals minutenlang auf und beschimpft mich. Meine sehr anständig formulierte Frage, was er denn genau gegen die Weissen habe und natürlich insbesondere gegen mich, bringt ihn endgültig auf die Palme. Eine Antwort erhalte ich natürlich nicht. Aber er schreit mich an, dass er jetzt sofort die 2000 CFA erhalten wolle oder er die Polizei rufe und mich verhaften lasse. 
Wohl besser bezahlen, als wegen 4 Franken ins Buschgefängnis gehen, oder?
Ob schwarz oder weiss ....mittlerweile glaube ich, dass er tatsächlich ein Idiot ist;-)
Mit einem Lächeln bezahle ich die 2000 CFA und nehme mein Carnet de Passage wieder an mich. Ach ja, sein schönes Hemd und sein schöner Anzug ist nun auch noch ganz durchgeschwitzt. Ob ich ihm nochmals 2000 CFA für die Reinigung geben soll??   Ach was...nicht noch Salz in die Wunde streuen;-)
Oase: Michel, Firma Fichtner, Okoyo
Wir sind einfach froh, dass wir die Strecke ohne Autoschaden und die Einreise ohne Verhaftung durchgestanden haben und freuen uns als wir in Okoyo bei Michel eintreffen. Michel ist bei Reisenden ein mittlerweile sehr gut bekannter Franzose, der mitten in dieser Einöde als Ingenieur für die Chinesen die Baufortschritte des Strassenbaus kontrolliert. 
Er freut sich jedes Mal, wenn Reisende bei ihm Halt machen. Er bietet uns ein Zimmer zur Übernachtung an und offeriert uns einen tollen Z‘nacht mit Bordeaux Wein! WOW!
Danke Michel!
Wir sind echt überrascht und überglücklich, dass es noch Menschen gibt, die dich einfach aus Freundlichkeit aufnehmen. Wir wollen seine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren, bedanken uns mit einem kleinen Cadeaux bei seinen Angestellten(was überhaupt nicht erwartet wird!) und brechen am nächsten Tag Richtung Brazzaville auf. 

Endlich im Kongo
Herrliche Landschaft beim Übergang Gabon - Rep. Kongo

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