„Nao falo portugues“ - Wunderbares Angola / ANG01


19. - 26. Mai 2011
Bezahlen oder retour in den Kongo!
Wir verlassen den DRC mit tollen Erfahrungen und überqueren die Grenzbrücke in Luvo. 
Sofort wird ersichtlich, dass wir in Angola sind. Der Wachposten ist ein professionell
ausgerüsteter und gekleideter Soldat. Förmlich und freundlich heisst er uns Willkommen. Nach genauer Prüfung der Visa und Rücksprache mit dem Hauptquartier werden wir durchgelassen. Fast geschafft. Jetzt nur noch die Pässe und das Carnet de Passage stempeln lassen und ab geht‘s zur Entdeckungstour. Es ist 10:00. 
Bisher haben wir uns an die rudimentären Zoll- und Polizeigebäude gewöhnt. Auch dass es normalerweise schnell und problemlos geht. Schon hier wird ersichtlich, dass vieles anders sein wir. Obwohl Luvo ein kleiner Übergang ist, stehen da viele neue und moderne Gebäude, ein Schalter und viele Grenzwächter und Polizisten. Es macht einen sehr professionellen Eindruck. Nur schneller geht es deswegen nicht;-) Wir warten lange, bis wir überhaupt aufgerufen werden und dann nochmals lange bis wir die Pässe zurückbekommen. Also wir sind offiziell in Angola. Das Haghuri noch nicht. Um das Carnet de Passage abzustempeln müssen wir zum Zollinspektor. Er weiss nicht so recht was tun und ruft den Zollchef. Dieser ist daran gar nicht interessiert, sondern teilt uns forsch mit, dass wir eine spezielle Authorisierung für 65 Dollar brauchen.  Fängt das schon wieder an, denken wir. Von unseren Reisekollegen, die Angola schon durchquert haben, haben wir die Information bekommen, dass es keine Authorisierung braucht und wenn, ist diese kostenlos. Wir fragen freundlich nach und erwähnen diesen Umstand. „Das hat seit 2.5 Wochen geändert“, so die einzigen Worte des Zollchefs. Der Mitarbeiter ist eingeschüchtert und völlig verunsichert. Er sieht uns mitleidig an. Das finden wir schon etwas komisch. Wir wollen nicht bezahlen. Und überhaupt haben wir gar keine Kwanza oder Dollar, so unser Standpunkt. Der Zollchef verlässt genervt das Büro und übergibt an seinen Mitarbeiter. Und wir? Aussitzen. Die Klimaanlage zeigt 19 Grad und mittlerweile frieren wir - wie richtige Afrikaner;-) Eine Stunde ist um und der Zollbeamte fragt uns zum x-ten Mal, was wir jetzt denn tun sollen. „Lasst uns einfach rein. Ist doch ganz einfach.“, so unser Tenor. „Das geht nicht. Ich habe gerade den Befehl bekommen, dass ihr jetzt bezahlen müsst oder wir euch in den Kongo zurückschicken müssen.“, so die genervte Antwort des Zollbeamten. „Naja, das geht nicht, da wir ein offiziell gültiges Visa für Angola haben und wir kein Visum für den DRC mehr haben.“ „Hmmm, das stimmt“, so die Bestätigung des Zollbeamten. Wir sind stolz auf unser Argumentarium. Hoffnung macht sich breit. Dann erklärt er uns, es sei Zeit für das Mittagessen und wir gerne weiter rumsitzen können oder halt einfach die 65 Dollar bezahlen und alles geht gut. Dann geht er. Cool.
Irgendwie beschleicht uns dann doch das Gefühl, dass wir vielleicht doch falsch liegen könnten. Wir entschliessen uns, den Betrag aus den Dollarnotvorräten zu nehmen und zu bezahlen. Natürlich warten wir jetzt bis Herr Zollbeamter sein Mittagessen zu sich genommen und mit einem Schläfchen verdaut hat;-) Um 15:00 haben wir dann endlich das Prozedere hinter uns und können endlich los Richtung Mbanza Congo, der Hauptstadt der Region Zaire in Nordangola.

Endlich in Angola ;-)
Krankentransport par excellence
Eigentlich wissen wir gar nicht, was uns in Angola erwartet. Der Reiseführer beschreibt nur sehr wenig. Es sind vor allem Angaben zur Hauptstadt Luanda und den grössten Städten enthalten. Und das es sich lohnt nach Angola zu gehen. Die Landschaft sei abwechslungsreich, wunderschön und die Menschen herzlich und überaus freundlich.
Wir sind gespannt. Auf guter Piste mit wunderschöner Landschaft cruisen wir dahin. Sie unterscheidet sich bisher nicht wirklich vom DRC. Sanfte Hügel und Weite dominiert. Traumhaft. Die Menschen am Strassenrand freuen sich auf den Besuch und winken freundlich zu. Keine Bettelgestiken, einfach ein Lächeln und ein „Boa tarde“. Sympathisch.

Man wird überall Willkommen geheissen!

In einem kleinen Dorf springt plötzlich ein bewaffneter Polizist vor unser Auto und gestikuliert wild herum. Seine Gestik zeigt, dass er Hunger hat, so denken wir. Oli nimmt die Notizzettel mit den wichtigsten portugiesischen Ausdrücken zur Hand. „Nao falo portugues“, sagt er zum Wagenfenster heraus. Der Polizist redet und redet. Wir verstehen kein Wort. Plötzlich taucht ein in einen Ärztekittel gesteckter Angolaner auf und bittet uns in Französisch um Hilfe: „Könnten sie diese Frau bitte sofort in das Krankenhaus in Mbanza Congo bringen?“. Die Frau ist hochschwanger und ihre Mimik zeugt von Schmerzen. Natürlich. 
Wir packen die Patientin, ihre Mutter, ein anderes Kind, vier Kessel (2 Wasser und 2 Kochkessel), Vorräte, und ganz viele Kleider und Decken ins Haghuri und brausen los.
So schnell wie möglich fahren wir auf einer grottenschlechten Strasse durch herrliche Landschaften. Die 40 Kilometer scheinen ewig zu dauern. Da wir des Portugiesisch gar nicht mächtig sind, können wir uns fast gar nicht verständigen. Aber dem Gesichtsausdruck der Patientin sieht man an, dass sie froh über unseren Krankentransport ist. In Mbanza Congo angekommen, fragen wir ein Polizeiauto um den Weg. Sofort fährt er uns vor und bringt uns zum Krankenhaus. Geschafft! 
Die Mutter bedankt sich herzlich. Auch die Polizisten bedanken sich bei uns. Sie haben richtig Freude, dass wir geholfen haben. Uns scheint so, als hätten die Beamten mehr Freude als die Betroffenen. Welcome to Angola.     

Mit Vollgas nach Mbanza Congo...Krankentransport par excellence
Nach unserem Einsatz, fahren wir durch die Stadt und suchen eine Unterkunft. Die Stadt ist eine Mischung aus Modern und Tradition. Einige Quartiere sind klassisch afrikanisch mit staubigen Strassen, vielen kleinen Läden, vielen Menschen auf der Strasse und andere Quartiere sind richtig modern mit asphaltierten Strassen, Banken, wunderschönen alten Bauten und einem modernen Supermarkt. 
Doch wie wir dann später in anderen Städten selbst erfahren, trügt der Schein. Die Infrastrukturen wie fliessendes Wasser, Elektrizität, Internet oder Auswahl in Supermärkten ist stark entwicklungsbedürftig. Man darf jedoch auch nicht vergessen, dass Angola nach ihrem jahrzehntelangem Bürgerkrieg im Aufbau ist. Was man ganz klar sieht, ist dass eine kontinuierliche Entwicklung stattfindet. Überall wird gearbeitet und wieder aufgebaut. Irgendwie unterscheidet es sich stark von anderen afrikanischen Ländern, so unser erster Eindruck.
Einen Schlafplatz, sprich Hotel zu einem angemessenen Preis finden wir keines. So nehmen wir die Strecke Richtung Maquela do Zombo noch am Abend in Angriff und verbringen unsere erste Nacht in Angola in einem Wild Camp etwas ausserhalb der Stadt. 
Was für ein Tag!

Ab zum wild campen...ausruhen...was für Tag;-)
Relax.

Wie Kommunikation dann doch immer funktioniert 
Über eine coole Offroadstrecke gelangen wir nach Maquela do Zombo. Was wie eine Westernstadt klingt, sieht auch ein bisschen so aus. Nichts ist mehr modern. Ein staubiges Städtchen im Norden Angolas. Bei der katholischen Mission finden wir Unterkunft. Franziskaner Pater Antonius heisst uns recht herzlich willkommen und offeriert uns einen Stellplatz. Die Einladung zum Nachtessen nehmen wir gerne an. Dann wird geplaudert; bzw. kommuniziert. Etwas Französisch, etwas Portugiesisch, ein paar Brocken Englisch und viel Gestikulieren. Wir zeigen unsere bisherige Reise und Bilder aus der Schweiz. Sie erklären uns die verschiedenen Regionen in Angola, wie die Menschen hier so sind, etc. Es ist ein toller Abend. Als wir dann am nächsten Morgen noch etwas für die Kirchenkasse geben wollen, lehnt der Pater mehrmals ab und sagt uns, dass er sich überhaupt freue, dass wir hier sind. Pure Gastfreundschaft.

DIe Gastfreundschaft von Kapuziner- Pater Antonius ist riesig. Danke!

Unsere nächsten Stationen ist die Strecke nach Uige, dann nach Malanje. Von dort aus nach Huambo, die vor dem Krieg schönste Stadt in Angola. Oft wurde sie auch „Noa Lisboa“ genannt. 
Die nächsten 7 Tage reisen wir durch herrliche Landschaften, haben tolle Kontakte mit den Menschen und geniessen jede Sekunde in diesem Land. Die Umgebung hat sich in klassische Savanne verwandelt und wir befinden uns ständig auf 1700 Meter über Meer. Auf der Strecke von Uige-Malanje-Kuito wird vor allem Agrarwirtschaft betrieben. Auch kann man die Steintore mit Inschriften zu den einst riesigen portugiesischen Farmen sehen. Wild campieren ist gar kein Problem. Man findet immer ein gutes Plätzchen. Die Nächte hier sind nicht mehr kühl, sondern eisig kalt. So kuscheln wir uns in die Schlafsäcke und warten bis es Morgen wird;-)
Der Besuch des riesigen Wasserfälle in Qualandula ist einer der Höhepunkte. WOW. 
Mit der Sprache schlagen wir uns noch immer hilflos herum, jedoch können wir mittlerweile die wichtigsten Brocken stammeln. Manchmal versucht Corinne mit Spanisch weiterzukommen. Manchmal hilft‘s, oftmals aber auch nicht;-). 
Aber Irgendwie verstehen sie uns dann immer. 
Eine tolle Erfahrung war dann auch ein Marktbesuch, etwas ausserhalb von Malanje. Es ist gar nicht so einfach zu erklären, dass man nur 10 Tomaten kaufen möchte und nicht einen ganzen Kessel mit ca. 50 Tomaten. Immer wieder versuchen wir uns zu verständigen. Schlussendlich gibt es dann immer ein Riesengelächter und Schulterklopfen. Man hat das Gefühl, als wären wir alte Freunde. Herzlich.

Sanfte Hügellanschaft auf dem Weg nach Uige
...hoch und runter...
Historische Gebäude in Uige sind zahlreich
Das Leben ist jedoch modern...
...gewohnt wird nicht in Strohhütten;-)
Quedos de Calandula
Malanje haben wir nur durchfahren...Hotels sind zu teuer;-)
Über den wunderschönen Rio Kwanza...Richtung 
Hat es in sich - Kilometerlange Asphalt Schlaglöcher sind der pure Horror
...da leidet Fahrer, Beifahrer und Fahrzeug
Und geht dabei etwas kaputt...
kein Problem, die Afrika-Praktiker sind überall.
Auf der Strecke sieht man überall noch Kriegsspuren.
Holz sammeln ist in Afrika Frauenaufgabe.
Die Menschen sind aufgestellt und kontaktfreudig. 
Darf es ein Kessel sein?
Nein, nein, wir wollen doch nur 10 Tomaten;-)
Was, nur 10 Tomaten? Was gebt ihr dann euren Kindern zu essen?
Markterlebnisse!

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