01. - 09. Juni 2011
Binga Bay
Zwei Tage in Angola‘s Miami müssen genügen, um wieder aufzutanken. Nach dem Abstecher in die moderne Zivilsation verlassen wir Benguela und reisen
südwärts der Antlantikküste entlang. Ziel: Lubango - Die berühmte Stadt in den Bergen Angola‘s.Wenige Kilometer nach Benguela wird die Gegend wüstenartig. Die Vegetation besteht vor allem aus Sträuchern, Akazien-Bäumen. Es sind nur vereinzelte Häuser zu sehen. Auf einer schönen Offroadpiste gleiten wir in der Weite dahin. Enigma Sound hallt es blechern aus unseren Lautsprechern. Stundenlanges Live Kino.
Endlich der lang ersehnte Abzweiger: Binga Bay.
Die Anfahrt zu der Bucht ist teilweise anspruchsvoll und führt durch steile Felsentreppen bis zur Bucht hinunter. Kniffliges Geländefahren. Die Belohnung ist eine wunderschöne Bucht. Ein kleines Fischerdorf und traumhafte Strände zieren die Landschaft. Das sind die Orte für Wild Camps, die sich jeder Overlander sucht.
Welcome in Angola's Miami |
Sogar Veloständer gibt es am Beach;-) |
Relax! |
Fahrt nach Binga Bay |
Ab durch die Mitte zur Binga Bay runter |
Binga Bay - Kleines Fischerdorf |
Overlander Dream |
Blick vom Camp aufs Meer |
Mittlerweile hat sich das Klima geändert. Die Tage sind warm bis heiss und die Nächte kühl bis kalt. Je weiter wir in den Süden reisen, je gegenwärtiger wird die Jahreszeit Herbst / Winter. Kuscheln ist angesagt;-)
Weitere Wild Camps an der Atlantikküste folgen. Noch in keinem anderen afrikanischen Land haben wir solche unberührten Strände und unentdeckte Landschaften entdeckt.
Kaum ist die Sonne weg, wird es kalt;-( |
Overlander Dream |
Garcon: Bitte den Tisch mit der besten Aussicht! |
Fahrt zur Namibe/Lubango Kreuzung |
Etwas für die RIP Galerie: Verdursteter Strandwolf (Brown Hyena) |
Cristo Rei in Lubango
Nach drei Tagen durch wüstenähnliches Gebiet erreichen die berühmte Kreuzung im Nirgendwo. Rechts Namibe - Wüste. Links Lubango - Berge. Wir biegen links ab und nach 2 Stunden Fahrt stehen wir, umringt von Bergen, vor dem berühmten Leba Pass. Riesige Felsabrüche umrahmen die Passstrasse, die sich durch die Felsen hochschlängelt. Dieser Pass und überhaupt die ganze Gegend könnte sich genauso gut in den Alpen befinden. Das Haghuri quält sich ächzend und kreischend von 400m auf über 2000m.ü.M hoch. WOW - NO! ;-)
Wir nähern uns Lubango, der viertgrössten Stadt Angola‘s. Einmal mehr wird die Verbundenheit von Angola mit Portugal und Brasilien ersichtlich. Wie in Almada (Portugal)und Rio de Janeiro (Brasilien), trohnt die Jesusstatue „Cristo Rei“ hoch auf einem Felsen über Lubango. Von diesem Standort hat man einen fabelhaften Blick über die geschichtsträchtige Stadt. Traurige Berühmtheit erreichte sie während des langen Bürgerkriegs, da sich hier das berühmte Folterzentrum der SWAPO Partei befand.
Wie viele andere Städte in Angola wurde die Stadt während des Krieges beschädigt und ist heute voll im Wiederaufbau. Lubango ist so richtig in Fahrt. Die Entwicklung ist überall spür- und sichtbar. Viele grosse Geschäftsgebäude sind im Bau, grosse Hotels sind kurz vor ihrer Fertigstellung. Der Tourismus ist hier mittlerweile eine wichtiger Geschäftszweig. „Angola entdecken“ ist vor allem für Gäste aus dem südlichen Afrika mehr als ein Geheimtipp. Bereits bestehen einige Lodges und Hotels in verschiedenen Preisklassen. Von teuer bis sehr teuer;-)
In der Shopping Mall „Millenium“ kann man fast alles kaufen. Auch die vielen kleinen Geschäfte und Stores im Zentrum bieten alles an, was es zum Leben braucht.
Die Stadt ist gepflegt, das Zentrum herausgeputzt, ja sogar neue Parkbänke sind vorhanden und es gibt sogar öffentlich zugängliche Sportanlagen. Alles wirkt völlig vertraut. Easy going.
Mehr zu Lubango: http://de.wikipedia.org/wiki/Lubango
In der Stadt selber finden wir keinen Stellplatz zu einem vernünftigen Preis. Billigstes Angebot: Casper Lodge. 50 Euro pro Nacht für einen Parkplatz...
Wir kurven in Lubango rum, stocken unserer Vorräte auf und fahren Richtung Tundavala Schlucht. Auf halber Strecke fragen wir beim katholischen Priesterseminar für einen Campingplatz an. Kein Problem und dazu völlig gratis. Frühmorgens am nächsten Tag heisst es ab zur Tundavala => Overlander Frühstück hoch über der Schlucht.
Grossartige Kulisse.
Unglücklicherweise hat Corinne die Pinky Eye Erkrankung eingefangen. Böse Bakterien haben sich auf den Kontaktlinsen niedergelassen und so die ganzen Tränensäcke entzündet. Zum Glück ist es gut kurierbar und bei Behandlung gefahrlos. Vero‘s Wunder Augentropfen sei Dank!
So sieht Corinne nicht einmal diese tolle Umgebung...
Leba Pass |
Faszinierende Felsabbrüche auf dem Weg nach oben |
Und wo bitte führt die Strasse runter?? |
Er beschützt Lubango: Cristo Rei |
Blick über einen Viertel der Stadt... |
Overlander Frühstück im Tundavala |
Hat von der schönen Aussicht nichts mitbekommen: Pinky Eye Corinne |
Die menschenfressende Kuh
Mit einem völligen Freiheitsgefühl starten wir in den Tag. Unsere nächste Station ist ein wahrer Insidertip: Flamingo Lodge. Mitten in der Wüste. Dort wo sich der Sand und das Meer begegnen, hat ein „Verrückter“ eine Lodge gebaut. Im absoluten Nowhere Angolas. Verrückte Sportfischer und Wüstenfans schwärmen von diesem Ort.
Fischen ?? - Da müssen wir hin. Bestimmt kann Oli da was lernen;-)
Um dorthin zu gelangen, müssen wir zuerst viele Kilometer auf der Hauptstrasse nach Namibe fahren. Auf Asphaltstrasse haben wir keinen Bock. Nun, wir zwei Helden wollen es uns einfach machen und wählen eine Route mitten durchs Land der Mokubal. Pures Abenteuer - irgendwie wird es denn schon gehen. Dachten wir.
Bei Caracula zweigen wir ab nach Virei. Wir befinden uns inmitten einer herrlichen Savannelandschaft. Hier soll es noch viele Tiere geben. Auch Löwen und Leoparden.
So ist denn Indiana Oli bei seinem Kletterausflug auf die Löwenfelsen voller Furcht und hofft, dass ja keine Katze hinter den Felsen auf ihn lauert. Nach 50 Minuten kehrt er denn ganz verunsichert zurück. „Da sind voller Löwenspuren. Gleich neben unserem Auto entlang bis zu den Felsen. Hmmm, das ist mir also nicht ganz geheuer...“
Und so verbringt unser Held eine Nacht, bei der er fast kein Auge zu bekommt...
Am nächsten Morgen treffen wir auf den Stamm der Mokubals. Einmal mehr ist Verständigung eher schwierig. Und doch ganz einfach. Denn sie sprechen auch kein Portugiesisch;-) Mit Sandzeichnungen, einem Mix aus allen uns geläufigen Sprachen und ulkigen Wortlauten seinerseits, schaffen wir so etwas wie eine Kommunikation. Oli wird aufgeklärt, dass die Löwenspuren sehr wahrscheinlich verwischte Spuren von Rindern seien. Die letzte Löwen hätten sie schon vor einiger Zeit erlegt;-)
Der Schweizer Pathfinder gibt sich kleinlaut: „Also ich bin mir da nicht ganz sicher. Also mindestens Löwen- und Kuhspuren kann ich doch wohl noch unterscheiden...“
„Naja, wenigstens wurden wir nicht von einer Kuh gefressen ;-))“, so Corinne‘s trockener Kommentar.
Der Clanchef der Mokubals, rät uns denn auch gleich noch unser Vorhaben abzubrechen, denn es sind zwei Flüsse zu überqueren. Einer von denen ist aktuell 1,5 Meter tief mit sandigem Untergrund. Ein Durchkommen ist sehr unwahrscheinlich. Enttäuscht und doch dankbar für diese Warnung machen wir kehrt. Wir haben mittlerweile gelernt, dass es ratsam ist, auf die Tips von Eingeborenen zu hören. So fahren wir viele, viele Kilometer zurück und gleiten schlussendlich doch noch auf der Hauptstrasse nach Namibe.
Aussicht vom Löwenfelsen: der kleine, weisse Punkt links ist das Haghuri |
Die Mokubal Frauen begrüssen uns herzlich... |
und die Männer geben uns Tips über die Strecke und die menschenfressende Kuh |
So schlimm ist die Asphaltstrasse dann doch nicht...;-) |
Into the wild: Flamingo Lodge
Spätestens nach der einsamen Kreuzung (die wir ja schon mal passiert haben), wird uns klar, dass wir in die wohl wildeste Region Angola‘s kommen. Ausser Steinen, Sand und ein paar Büschen gibt es nichts mehr. In Namibe machen wir kurz Halt.
Eine alte Fischerstadt mit wenig Flair. Im Gegensatz zu den anderen Städten Angola‘s hat man hier das Gefühl, dass der Fortschritt noch auf sich warten lässt. Wohl ist das Stadtzentrum gepflegt und es gibt auch ein paar Geschäfte. Aber irgendwie ist wenig vorhanden, was uns zum Entdecken lockt. Einzig die alten Häuser aus der Kolonialzeit versetzen uns ein bisschen in die frühere Geschichte der Stadt. Zusätzlich sind sind die touristischen Einrichtungen wie Campingplatz, Restaurants und Hotels entweder verlassen oder locken einen nicht gerade zum Verweilen. Also, weiter geht‘s zur Flamingo Lodge.
Nach 70 Kilometer auf einer perfekten Asphaltstrasse durch das Nichts, kommt das Schild Flamingo Lodge. Der Offroadspass beginnt. 23 Kilometer durch den ausgetrockneten Flamingo River. Umgeben von faszinierenden Formationen der Steinwüste und den vielen Wundergewächsen „Welwitschia Mirabilis“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Welwitschia_mirabilis), driften wir bis zur Atlantikküste.
Unser erster Eindruck: Gewaltig! Wild, wilder, Angola!
Wir erreichen die Flamingo Lodge.
Inzwischen hat sich das Wetter verändert. Nebel hat sich auf Blickhöhe gesenkt. Alles scheint völlig verlassen zu sein. Alle Türen der Gebäuden stehen offen, die Plätze und die Lodge machen einen unaufgeräumten Eindruck. Auf einmal gehen in allen Bungalows das Licht an, die Reklametafeln an der Bar leuchten in verschiedenen Neonfarben. Aber auch nach 3 Stunden ist noch kein Mensch zu sehen oder hören. Unheimliche Stimmung.
Es wird langsam dunkel und wir beschliessen am Strand unser Camp zu errichten.
Hmm, was uns hier wohl noch erwartet?
Endlich wieder Sonnenschein. Sofort sieht die ganz Umgebung viel freundlicher aus. Auch entdecken wir endlich Leute an der Bar. Es sind Ray und Tina. Völlig verwundert begrüssen sie uns herzlich und erkundigen sich, woher wir denn kämen. Sie seien gestern erst ganz spät in der Nacht von Namibe zurückgekommen.
„Wow. Wir haben keine Gäste mehr erwartet. Die Saison ist gelaufen und es wird Winter. Hey, aber absolut kein Problem. Ihr seid unsere Gäste - Herzlich Willkommen!“ so Tina und Ray. Als sie uns dann auch noch eine Lodge zum Preis des Camping anbieten, sind wir dann ganz baff. Wir werden begrüsst wir alte Freunde und werden behandelt wie Familienmitglieder.
Im Laufe des Tages erfahren wir, dass Ray die Lodge zusammen mit Kollegen vor ein paar Jahren aufgebaut hat. Er betreibt diese coole Lodge mitten der Wüste an der Küste. Die Gegend zu den besten Fischerspots die es überhaupt gibt. Aus der ganzen Welt kommen verrückte Sportfischer, um die wilde Natur, das unberührte Meer und natürlich die
verschiedensten Fischerspots entlang der Küste zu erleben. Es gibt einen riesigen Artenreichtum, wie er nur an wenigen anderen Orten auf der Welt zu finden ist.
Als Ray er von Oli‘s bisherigen Fischererfolgen (1 kleiner Capitain, 3 kleine Fissschen) erfährt, muss er herzlich lachen. „Packen wir die Sachen und fangen wir unser Nachtessen. Ab zum Fischen“, so seine einzige Antwort.
Mit dem modifizierten Landcruiser (Cabrio) düsen wir durch die Sanddünen. Immer wieder halten wir an und Ray wirft einen Blick aufs Meer. Was für uns einfach nach Wellen aussieht, ist für Ray eine Landschaft. Er sieht Rey die Fische. Sogar die verschiedenen Arten. Unglaublich.
An den ersten beiden Plätzen ist nichts zu holen. Dafür sammeln wir frischen Austern, welche wir sofort öffnen und die schleimigen Inhalte schlürfen. Genuss pur;-)
Weiter geht‘s zum nächsten Sport. Plötzlich springt ein schwarzes Monster vor das heran brausende Auto. Ojk, ojk. Ein Seelöwe hüpft sich ins Meer.
Der dritte Platz hat es in sich. Innerhalb von wenigen Minuten fangen wir fünf grosse Fische (Anm. es die grössten Fische, die Oli je gefangen hat;-). Man wirft aus und sofort beissen sie an. Wir haben nicht einmal Wurm oder Fischstücke als Köder am Haken...
Auf dem Rückweg sammeln wir noch Muscheln für das Nachtessen.
Es ist wirklich unglaublich. Alles ist in Hülle und Fülle vorhanden.
In den nächsten zwei Tagen zaubern Ray und Tina wunderbare Menues mit den gefangenen Fischen und den Muscheln. Uns geht es wie im Paradies;-)
Was wir beim ersten Eindruck als Einöde wahrgenommen haben, entpuppt sich als wahres Paradies. Neben der ganzen Schönheit und Reichtum des Atlantiks findet man hier auch wunderschöne Canyons zur Besichtigung. Mit genügend Geduld kann man auch Koyoten, Hyänen, verschiedenste Vögeln und sogar Schlangen entdecken. Die Spuren sind überall in den Sand gezeichnet. Entdecker werden begeistert sein!
Wir können diesen Ort nur empfehlen. Es ist ein absolutes „must see“ in Angola.
Mehr dazu:
Ray und Tina - Danke für eure überaus grosszügige Gastfreundschaft!
Die Flamingo Lodge bleibt in allerbester Erinnerung.
Jetzt fängt der Offroad Spass an: Fahrt im trockenen Flamingo River |
Flamingo Lodge |
Tina, Ray & Jimmy Dog: Einfach coole Typen |
ohne Worte |
ohne Worte |
Toyota HZJ 78 Cabrio - Kult! |
Sanddrive - it's very cool! |
Mal sehen ob was anbeisst... |
...sie suchen förmlich den Grill...5 Fische in fünf Minuten;-)) |
Abendstimmung im Camp |
Nicht nur das Meer bietet Highlights: Canyon Besuch in der Wüste |
... |
Einfach nur noch staunen. |
Die grössten und ältesten Welwitschia Mirabilis findet man hier. Sie sind oftmals mehrere hunderte Jahre alt. |