Himba sei Dank! - ANG04


10. - 16. Juni 2011
Iona - der Angola Zauber hält an
Schweren Herzens verlassen wir die Flamingo Lodge in der Wüste Angolas. Problemlos hätten wir
noch viele weitere Tage an diesem genialen Platz ausgehalten;-).
Doch der Iona Nationalpark und der Cunene-Grenzfluss zu Namibia sollen weitere Highlights sein. Danach sind unsere wertvollen dreissig Tage schon wieder um.
Wir befinden uns noch immer in der Wüste. Überall Sand, Steine, ein paar hartnäckige Pflanzen und Tiere (leider haben wir bis auf ein paar schreckliche Käfer nichts gesehen), die sich ihr Überleben täglich verdienen. Und dann kommt Arco!
Mitten im Nichts gibt es eine grosse Süsswasser-Seenlandschaft. Riesige Felsformationen umringen das wertvolle Nass, als würden sie es vor der unbarmherzigen Wüste beschützen. Staunen. 
Nach zwei Stunden herumspazieren und sinnieren, woher denn das Wasser kommen könnte (Corinne‘s Gedanken), sowie der Frage, ob es hier wohl Fische gibt, die anbeissen würden (Oliver‘s Gedanken), machen wir uns wieder auf den Weg südwärts. 

Der berühmte Arco Bogen 

Als weiteren Tip haben wir von Ray die heissen Quellen von Pediva bekommen. Nochmals ein Wunder in der Wüste. Durch die schöne Landschaft gleitend, freuen wir uns auf ein heisses Bad. Das erste seit vielen Wochen;-)
In Pediva angekommen bleibt uns der Kiefer vor Staunen schon wieder minutenlang hängen. Tatsächlich gibt es ein grosses heisses Becken und ein noch grösseres kaltes Becken. Umgeben von einer Felslandschaft geniessen wir es im Wasser zu planschen. 
In dieser tollen Umgebung schlagen wir auch unser Camp auf und geniessen einmal mehr unser Fisch - Nachtessen... 
Ray von der Flamingo Lodge hat uns drei unserer gemeinsam gefangenen Fische mitgegeben. Damit sie haltbar bleiben, haben wir sie grilliert. Jedoch sind sie so gross, dass wir uns nun seit Tagen davon ernähren. Seit unserer Abfahrt vor drei Tagen ernähren wir uns zum Frühstück, Lunch und Abendessen davon. Ich glaube uns wachsen mittlerweile Schuppen und unsere Haut schimmert bestimmt auch schon regenbogenfarben;-) 

Durch die Wüste im Süden Angolas...
...haben es anscheinend nicht alle geschafft..
Thermalbad mitten in der Wüste
Pediva Springs...Wassertemperatur 37 Grad
Unsere Hauptnahrungsquelle - selbstgefangene Fische
...ok...Ray und Tina haben Oli ganz fest geholfen;-)
Desert Wild Camp 

„Wow, Oli sieh, ein Tier!“ freut sich Corinne. Oli schaut in den Rückspiegel und wundert sich: „Hoppla, ich wusste gar nicht, das sie hier auch Grizzly-Bären haben. Ist ja wirklich ein mächtiges Exemplar“. Natürlich war es kein Bär, sondern er hat nach zwei Wochen Bartwuchs selber im Spiegel gesehen und einfach nicht mehr erkannt;-) 
Derweil draussen dutzende von Springböcken rumrennen und vom heranbrausenden Leoparden-Haghuri Schutz suchen, geniessen wir die Fahrt. Die Landschaft hat sich von Wüste in Savanne gewandelt und ist goldgelb gefärbt von den vielen Gräsern, die Weite kann man gar nicht beschreiben. Und überall Springböcke. Wo Freund auch Feind, so denken wir. Irgendwo muss es doch auch Löwen, Leoparden oder mindestens Geparden haben. Verzweifelt halten wir Ausschau ob ein irgendein Feind im hohen Gras rumschleicht. Nichts. Nur hunderte von gutgelaunten Springböcken. Sie tollen herum, springen hoch in die Luft und haben Spass. Es sieht mindestens so aus;-) 


Juuhhee, das Haghuri ist gar kein richtiger Leopard;-)
Afrika Dream

Auf dem Weg zum Cunene River machen wir im Dorf Espenhiera halt. Es ist neben Iona das einzige verzeichnete Dorf in der Karte. Wir wollen endlich wieder einmal ein kühles Bier kaufen. Sogar ein warmes wäre ok. Hauptsache wieder einmal etwas anderes als gefiltertes Wasser oder Tee. Bestehend aus drei komplett leeren Hütten dient Espenhiera wohl einfach als Orientierungspunkt in dem riesigen Gebiet. Wir finden uns damit ab, dass somit nun der letzte Strohhalm geknickt wird. Ab hier müssen wir mit unseren noch übrig gebliebenen Vorräten und dem noch vorhandenen Diesel im Tank auskommen. Bis zur Grenze zu Namibia in ein paar Tagen gibt es kein Dorf und Einkaufsmöglichkeiten mehr. So müssen denn auch die in Reserve gehaltenen Militärguetzli als Brotersatz herhalten.

Da werden Erinnerungen wach...

Reis und Salz - was sollen wir damit?
Ein Blick aufs GPS und eine kleine Diskussion genügt und wir sind uns einig. Zum Cunene River wählen wir einen wenig befahrenen Offroad Track. Wir fahren mitten durchs Land Richtung Monte Negro. „Rocky and overgreen“ wechselt sich auf dem Display immer wieder mit „stones, stones, stones“ oder „slow and rough“ ab. Die Fahrt ist ein Abenteuer. Immer wieder haben wir Bedenken, wo uns dieser Pfad hinführt. Adventure pur. 
„Stop. Da sind sie!“ Voller Freude zeigt Corinne auf ein Erdiglu und erklärt, dass sie Himbas gesehen hat. Wir wussten, dass die Ureinwohner Namibias auch in der Namib Gegend in Angola leben. Völlig abgelegen in den Bergen. Die Himba Frauen sollen bekannt dafür sein, dass sie die für uns aussergewöhnliche Gewohnheit haben, sich mit einer roten Erde-Buttermischung einzuschmieren. Geschmückt mit dem Lederschmuck soll ihr Aussehen faszinierend sein. Echte Ureinwohner.  
Und da stehen wir plötzlich vor diesen Menschen. Zwei Sachen werden uns schlagartig bewusst: Wir sind in einem wirklich abgelegenen Teil der Erde und die Frauen sehen wirklich faszinierend aus.  
Einmal mehr wird die Kommunikation mittels Sandzeichnungen geführt. Fotografieren ist für die Himba Familie auch ok. Von anderen Reisenden haben wir mitgekriegt, dass es höflich ist, wenn man bei einem Besuch Reis, Salz oder Zucker mitbringt. Wir kramen den Reis und Salz aus unserer Schublade hervor und übergeben es dem Hausherr. Dieser staunt nicht schlecht und legt die Stirn in Runzeln. Da wir leider kein Mahimba sprechen, lesen wir seine Mimik. „Was ist das? Wofür ist das gut?“
Oli, ganz der Sandkommunikator, erklärt ihm die Kochanweisung. Nach ein paar Minuten wird ein Topf gesucht um die Kommunikation handfest zu unterstützen. Das plötzliche Lachen der Himbafrau entspannt die Situation und sie erklärt ihrem Mann, wie man den Reis kochen muss. Nun wird die Himba-Rollenverteilung ersichtlich;-) 
Als wir uns nach dem herzlichen Treffen wieder auf den Weg machen, sind wir noch immer nicht sicher, ob es denn Reis oder Reisbrei geben wird;-) 
Chef im Iglu ist klar  Frau Himba;-)

Hilfe! Himba‘s!
Weiter geht‘s durch Gebüsch und Stein. Unterwegs treffen wir auf eine Patrouille der Grenzpolizei. Gerne wollen sie mitgenommen werden. Leider haben wir keinen Platz für die fünf Leute. Freundlich weisen sie uns dann auf Portugiesisch darauf hin, dass es ein paar Kilometer weiter einen Fluss gibt, der nass ist und es über einen Meter Wasser hat.
Mindestens glauben wir dies verstanden zu haben. „Ok. Ein nasser Fluss ist ja irgendwie logisch. Und einen Meter ist ja wohl noch möglich. Wofür haben wir denn einen Landcruiser.“, so die beschwichtigenden Worte von Indi Oli.
Zwei Stunden später.
„Jetzt sollten wir gleich zum Fluss kommen. Oli bitte sei vorsichtig. Soll ich aussteigen und das Gelände erkunden?“ „Mal sehen. Ha, siehst du deinen Fluss? Es hat gar kein Wasser. Er ist trocken. Jiipieheh!“ Kaum die letzten Silben ausgesprochen, hört der Pfad abrupt auf und das Haghuri schlittert den plötzlich vor uns auftauchenden Uferhang hinunter. 
Da haben wir wohl was ganz falsch verstanden. Schlamm statt Wasser! 
Scheisse!   
Nach drei Stunden verzweifelter Bergungsversuche kommen die Polizisten während ihrem  Fussmarsch bei uns vorbei und staunen nicht schlecht. „Wir haben ja gesagt, dass ihr ganz vorsichtig sein müsst. Nein, Schlamm kein Wasser“, so der Kommentar des Chefs. Ja, ja das mit dem Portugiesisch...(Oli‘s Gedanken)
Ja, ja das mit dem Übermut des Fahrers... (Corinne‘s Gedanken)

Indiana Idiot ;-)

Die Polizisten organisieren sofort alle in der Gegend befindenden Himba Männer. Innerhalb zwanzig Minuten bildet sich ein Eingeborenen-Bergungstrupp. Einer der Himba Männer spricht Englisch und führt die Truppe an. Aber zuerst wird der Preis verhandelt. Zehn Familien, jede Familie erhält zehn Franken, macht zusammen 120 CHF;-) 
Egal, Hauptsache wir bringen das Haghuri aus dem Schlammbad. 
Doch zuerst wird diskutiert. Wer macht was, mit wem und wie? 
Weitere 20 Minuten später ist es dann soweit. Die Bergung beginnt. Vorne heben 10 Männer das Fahrzeug an, hinten ziehen sechs Kräftige am Abseilgurt. Die anderen legen die Sandbleche, feuern ihre Kollegen an, machen Stimmung. Auch die Polizisten helfen mit. Himba Frauen sind mittlerweile auch bei uns und beobachten fasziniert das Schauspiel. Endlich wieder mal richtig Action in der Wildnis. 
Drei Stunden und viele, viele Versuche später, ist es geschafft! 
Wie wenn sie aus einer erfolgreichen Schlacht gekommen wären, freuen sich die Beteiligten. Bravehart ist nichts dagegen. Hier sind die wirklichen Kämpfer zu Hause;-)
Dann geht es aber erst richtig los. Als wir ihnen den verdienten Lohn übergeben, fängt die Diskussion erst richtig an. Da wir nicht alles in kleinen Scheinen haben, muss eine Lösung gefunden werden. Der Chef der Bergungstruppe kommt nach zwanzig hektischen Minuten zu uns und gibt das Geld zurück. „Wir können uns nicht einigen wer das Geld wechseln gehen soll. So haben wir entschieden, das Geld zurückzugeben. Ihr braucht das bestimmt mehr als wir!“, so seine überraschenden Worte. Auf keinen Fall können wir das akzeptieren und nehmen das Geld nicht zurück. So wird dann nochmals lauthals diskutiert, bis sie jemanden bestimmen, der in den nächsten Tagen in eine Stadt gehen muss, um das Geld zu wechseln. Armer, reicher Kerl;-)
Hä, was machen denn die hier??
We will rock you...
Das sind noch richtige Männer ;-)
..eben echte Himba-Bravehearts!
Musste sein;-)

MIt dieser Erfahrung sind wir den Himbas viel näher gekommen, als wir eigentlich erhofft hatten. Eine Weisheit sagt, dass man den wahren Menschen erst in der Herausforderung kennenlernt. Wir hatten die Begegnung mit den Himbas in einer wahren Herausforderung. 
Es sind echt tolle Menschen!
Den Fluss überqueren wir unter Anleitung der Polizisten an einer anderen Stelle und fahren nach Monte Negro. Auf Wunsch des Kommandanten verbringen wir die Nacht auf seinem Areal. Dort treffen wir wieder einige unserer Helfer, die im angrenzenden Himba Dorf leben. Sie laden uns ein, Erinnerungsfotos von ihren Frauen zu machen. Herzlich. 
Was sie wohl von uns denken?
"Aha, das sind also die Safari Helden aus der anderen Welt"

Angola, was bleibt
Heute geht unser Angola Abenteuer zu Ende. Wir fahren zum Grenzübergang nach Ruacana. Nach der eindrücklichen Himba Begegnung von gestern, fühlen wir uns ihnen so stark verbunden, dass wir Taxi spielen. Immer wieder laden wir auf dem Weg zur Grenze Himba‘s ein und aus, damit sie nicht laufen müssen. Wer weiss, vielleicht ist der neue Himba Banker unter ihnen;-)
Zum Abschluss unser Angola Erfahrung brauchen wir gar nicht viele Worte. 
EHGG - Einfach huara geil gsi!
Ist er der neue Himba Banker?
Buschtaxi ist absolut der richtige Ausdruck fürs Haghuri
Angola - we love it!

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