26. Juni - 04. Juli 2011
„Darf es sonst noch etwas sein?“
Ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen. Natürlich haben wir uns mittlerweile intensiver mit Namibia befasst und auch immer wieder gelesen, dass es eben doch sehr Deutsch ist.
Aber in einem Laden auf perfektem Deutsch gefragt zu werden, ob man noch etwas dazu möchte?. Völlig aus dem Sprachkonzept gebracht, verneine ich und verlasse irritiert den Laden. Irgendwie passt es einfach nicht so richtig in unser Afrika Konzept. Klar, in West- und Zentralafrika sprechen sie ja auch Französisch. Aber das ist für uns ja auch eine Fremdsprache;-). Aber ausgerechnet Deutsch...klar, vieles fällt uns so einfacher. Uns ist sehr wohl bewusst, dass dies eben auch ein Teil der Afrika Geschichte ist. Auch daran werden wir uns gewöhnen;-)
Eigentlich ist hier sowieso alles anders als in „unserem“ bisherigen Afrika. Der Tourismus ist hochprofessionell organisiert, die unzähligen Lodges und Privatparks gehören fast ausschliesslich hellhäutigen Menschen. Die Tourguides sind fast nie dunkler Hautfarbe, sondern Weisse, die perfekt Deutsch, Englisch oder Afrikaans sprechen. So ist Reisen in diesem Land sehr einfach, da auch die gegenseitige Verständigung nicht das Hauptthema ist. So gesehen ist Namibia aus unserer Sicht ein sehr gutes Afrika-Einsteiger Land.
Lili und Steffen erzählten uns von dem Veterinärzaun. Ein doppelter Zaun soll das das Land im Norden von Ost nach West durchziehen. Wurde er früher für die Prävention zur Maul- und Klauenseuche gebaut (die riesigen Industriefarmen unterhalb des Zauns befürchteten Krankheiten von den Tieren im Norden), erscheine er heute eher als eine Trennung vom wilden, schwarzen Afrika und dem fortgeschrittenen, weissen Namibia. Ganz ehrlich: Wir konnten uns das gar nicht wirklich vorstellen, bis wir ihn gesehen haben. An bestimmten Grenzposten kann man ihn passieren. Aber auf keinen Fall mit rohem Grillfleisch im Kühlschrank. Das muss man nämlich abgeben oder geschickt schmuggeln;-)
Hat man die Barriere passiert, erscheint unterhalb des Zauns tatsächlich alles organisierter und strukturierter. Die riesigen Farmen sind schön eingezäunt, die unzähligen Lodges und Campingplätze bieten meistens den besten Standard. Die kleinsten Ortschaften haben vielfach deutsche oder holländische Namen. Asphaltierte Strassen mit Namensschildern, richtige Häuser, Supermärkte mit Auswahl sind ebenso selbstverständlich. Und die Campingstores....ein wahres Einkaufsparadies;-)
Seit unserer Abreise haben wir es nie auch nur ansatzweise so einfach gehabt. Haben wir uns mittlerweile an dieses andere, wilde und chaotische Afrika gewohnt, fühlen wir uns hier im ersten Moment überfordert. Nach dem ersten Kulturschock geniessen wir nun auch diese Seite und haben so etwas wie Pause vom Afrika Reisen. Zeit für Reflexion.
Der Veterinärzaun. |
Wintertime...
Nach dem wir unsere Gedanken ordnen konnten, freuen wir uns, den anderen Teil Namibias zu erkunden. Über den Grootberg Pass fahren wir entlang der Grat Table Mountains zum Eingang der Skeleton Coast. Die Nacht verbringen wir auf dem kleinen Camp vor der Barriere. Es ist unglaublich kalt! Während Corinne, in ihrem warmen Mammut Schlafsack verhüllt, friedlich vor sich hin schläft, kämpft Oli ums Erfrieren;-)
Unterhosen, lange Funktionswäsche, Baumwollleibchen, dicke Socken und die Mütze „ole23“ (das Nützlichste was ich von Marianne und Paul je in einem Fresspäckchen bekommen habe:-), schützt wenig vor den tiefen Temperaturen. It‘s wintertime!
Am nächsten Morgen warten wir auf den ersten Sonnenstrahl um uns endlich wieder zu wärmen. Auch ist es das erste Mal, dass wir im Auto die Heizung wieder einschalten. Hurra, sie funktioniert noch. Wie wir doch riesige Freude an den kleinen Dingen haben;-)
Fängt auch mit N wie Norwegen an und es ist etwa gleich kalt...Namibia;-) |
Corinne hat gut lachen - Mammut sei Dank! |
Skeleton Coast
Wider Erwarten ist die Durchfahrt durch den Skeleton Coast Nationalpark Park gratis. Leider ist es jedoch nicht möglich die Orte Torra Bay und Terrace Bay zu besuchen. Diese sind nur im Dezember/Januar offen. Es wäre genau der Part der Skeleton Coast, wo die grossen, weissen Dünen im Meer enden. Absolut wilde Natur. Sei‘s drum. Wir geniessen die Fahrt durch den südlichen Part der Wüste. Wild Camps sind problemlos möglich. Wichtig: Feuerholz nicht vergessen! Natürlich haben wir das vergessen. So sammeln wir jeden Tag Holz an der Küste und versuchen am Abend ein einigermassen wärmendes Lagerfeuer zu entfachen. Gar nicht so einfach. Meistens viel Rauch für wenig Feuer;-)
Ab geht's ans Meer. |
Warum heisst die Skeleton Coast wohl so?
Rrrrrrichtig...,die Küste besteht aus vielen Skeletten. Auf unserer Karte ist jedes davon verzeichnet. Nein, keine Skelette alter Piraten, sondern eine Menge Schiffswracks. Einige dieser Wracks besuchen wir. Oftmals sind davon jedoch nur noch etwas Holz und Metallteile vorhanden. Auch ein Skelett einer Ölförderanlage kann man besichtigen. Neues entdecken!
Den Nationalpark verlassen wir am Abend und reisen der Küste entlang weiter südwärts. Hier befindet sich das Angelparadies Namibias. Unzählige Fischerspots sind mit Schildern gekennzeichnet. Immer wieder begegnen uns Jeeps, mit den riesigen, auf dem Dach befestigten Angelruten. Zu Corinne‘s Glück findet auch Oli das Wetter nicht gerade toll für stundenlanges rumstehen am Strand und so verzichtet er auf einen Angelausflug;-)
Vorsicht Skelette! |
Skeleton Coast... |
...Friedhof vieler Schiffe. |
Ölbohrturm-Skelett |
Rostet wie unser Haghuri dahin;-) |
Skeleton-Desert |
Am dritten Tag (ja, wir sind wirklich langsam unterwegs...), besuchen wir Cape Cross. Hier stinkt es gewaltig!
Abertausende von Robben bevölkern diese Bucht. Es ist unglaublich toll, diesen Seelöwen (Typ: Ohrenrobben) zu zusehen. Wenn der starke Geruch nicht wäre, könnten wir den ganzen Tag an diesem Live Kino verbringen. Tierisches Vergnügen!
Ein tierisches Vergnügen |
Hautnahe Erlebnisse...der Starke Geruch fordert Durchhalten. |
Neben den Faultieren wahrscheinlich die faulsten Viecher... |
...wieder ein bisschen rumbrüllen... |
und dann sofort wieder weiterschlafen;-) |
Deutschland in Afrika
In Swakopmund angekommen sind wir nun definitiv „Zurück in Europa“, besser wir sind in Deutschland angekommen. Der erste Eindruck der einer kleinen, verschlafenen Stadt, irgendwo im Niemandsland in Deutschland. Alles ist in Deutsch angeschrieben. Die Hotels heissen Deutschlandhof, grüner Kranz, Kupferpfanne oder Freunde Deutschlands. Auch sehen wir sogleich die Volkswagen Garage. In den Restaurants läuft deutscher Schlager. Namibia ist bestimmt Westerwelle's Lieblings-Ausland: "Wir sind hier in Namibia. Hier spricht man Deutsch" ;-)
Aber eigentlich fühlen wir uns schon ganz wohl. So schnell geht das - schön verrückt;-)
Wir entscheiden uns für ein englischsprachiges B&B „Desert Sky“, wo wir problemlos campen dürfen. Bei Cymot, dem grössten Campingladen - ein echtes Paradies, kaufen wir alles, was wir so ersetzen müssen. Der nahe gelegene Supermarkt bietet alles, was wir uns nur wünschen können. Wir müssen wirklich aufpassen mit Einkaufen, denn das Tagesbudget ist sofort ausgegeben. Oli ist jedoch sehr bescheiden und wünscht sich im Moment nicht sehnlicher als eine Wolldecke...liegt drin;-)
In knapp einer Woche kommen unsere Freunde Hasi und Luzi aus der Schweiz für drei Wochen zu Besuch. Gemeinsames Entdecken in Namibia steht an. Da nutzen wir doch die letzten paar Tage mit Vorbereitungsarbeit wie Wäsche waschen, Auto in den Service bringen oder Internet aktualisieren. Wir wollen bereit sein;-)
Ob Hasi und Luzi es auch sind?
Langi Unterhosa und Wullasocka iipackt ? - It‘s cool man;-)