Die Götter müssen nun endgültig verrückt sein! / NAM06


02. August - 08. August 2011
Gut gebrüllt, Löwe und jetzt hau ab;-)
„...und dann musst du ihm nur ganz fest in die Augen schauen, Selbstbewusstsein zeigen, sei stark! Er wird dich dann böse, böse anschauen und anbrüllen. Bleib noch immer ruhig und bewege dich nicht. Sekunden später wird er einen ersten Schritt zurück machen und dann heisst es langsamen Rückzug, ohne den Blick abzuwenden.“
 Martin der Raubtierbetreuer überzeugt uns schon fast mit seiner Löwentaktik. Als Himba habe er solche Situationen früher auch schon erlebt und lebe noch immer;-)
 „Und was mache ich, wenn der Löwe Hunger hat und mich angreift?“ 
„Hmmm, dann hast du ein echtes Problem...aber normalerweise funktioniert das Ganze schon. Du kannst ihm ja auch noch Sand in die Augen werfen. Das lieben sie gar nicht. Aber auf keinen Fall den Rücken zuwenden und davonrennen, denn dann wirst du ganz sicher gefressen“. Gut gebrüllt, Löwe;-)
Wenn man dann die hungrigen Löwen sieht, die auf ihre tägliche Esellammkeule warten, möchte man nicht näher als 2m an den Maschendrahtzaun. Geschweige denn, dem 250 Kilo Brocken namens „Simba“ Sand in die Augen streuen;-)  
"Groaarr...vor dir habe ich keine Angst", so Simba zu Oli

Wir sind bei Harnas, einer der bekanntesten Wild Life Foundation in Afrika. Einige Kilometer von Gobabis (Namibia) werden verletzte, ausgestossene und elternlose Tiere aufgenommen und für eine Rückführung in die Wildnis vorbereitet. Das Ziel von Harnas ist der Erhalt und auch Zucht (Wildhunde) von Wildtieren, insbesondere Raubtiere in der Wildnis Afrikas. Der Erfolg spricht für sich. Leoparden, Geparden, Löwen und Wildhunde konnten schon erfolgreich wieder ausgewildert werden. Die Gründerin Marieta van der Merwe ist schon so etwas wie eine lebende Legende in Namibia. 
Dass wir bisher kein Glück mit der Sichtung von Geparden, Leoparden und Wildhunden hatten, hängt vielleicht mit unserer Anschleich- und Beobachtungstaktik zusammen. Daran  wollen wir arbeiten und so sind wir bei Harnas bestimmt am richtigen Ort. Natürlich, diese Tiere sind in grossflächig umzäunten Gehegen eingesperrt und ja, es ist einem Zoo ähnlicher, denn der freien Natur. Dennoch werden die Tiere über verschiedene Stufen in immer grössere Gehege gebracht, bis sie dann endgültig in die Wildnis entlassen werden. Und dann kann man sie in den Nationalparks beobachten. Oder wie in unserem Fall - eben (noch) nicht;-) 
So sind wir ganz fasziniert von der Schönheit der Geparden, dem Rudelverhalten der Wildhunde und der unglaublichen Tarnung der Leoparden. Wir begeben uns (natürlich nicht gratis;-) mit den Volunteers, davon hat es eine ganze Menge bei Harnas und den beiden Guides auf die Fütterungstour und lernen viel über die Gewohnheiten der Raubtiere. Zum Beispiel wie man eine Löwenbegegnung überlebt;-)

Gepard
Wild Dog
Lion Kings
Hungriger Caracal

Ach ja: Die Löwen-Taktik soll auf keinen Fall bei einem Leoparden angewendet werden!
Indiana Oli hat es probiert. Der Leo sitzt 5 Meter vom Maschendrahtzaun entfernt, seine Eselskeule fest im Griff, den Blick auf Oli gerichtet. Dieser tritt bis auf einen Meter an den einfachen Drahtzaun und nimmt den direkten Augenkontakt auf. Es scheint als verfärben sich die Augen des Leoparden von gelb ins leicht hellblau und dann passierts...groaarr...
Indiana Oli wird zum Schiishas Tarzan, springt in letzter Sekunde vom Zaun weg...seine Hautfarbe verfärbt von leicht gebräunt ins schneeweiss...der Atem rast...puahhh!
Innerhalb von einer Sekunde ist der herausgeforderte Leo von seinem Esstisch an den Zaun gesprungen. Das fürchterliche Brüllen und die ausgestreckten Krallen versetzten den zweibeinigen Herausforderer in einen Schockzustand. 
Unser Guide quittiert das Geschehene mit einem säuerlichen Lächeln. Er selber ist auch erschrocken und hat er uns doch gewarnt! Und dann erfahren wir die Geschichte des Leoparden: Er hat kürzlich seine zwei ebenfalls ausgewachsenen Brüder im gleichen Gehege umgebracht und sei sogar schon vorgekommen, dass genau dieser Leopard den Zaun überwunden hat. Und das sagt er uns erst im Nachhinein! Gemein! 

Schau mir nie in die Augen! 
...oder ich fresse Dich!

Zwei Tage lang „belästigen“ wir Tierpfleger und Volunteers mit allen möglichen Fragen über die Tiere und erhalten ganz viele Informationen über Verhalten, Aufenthaltsräume und (Fr)essgewohnheiten. Aufschlussreich. 
Nach zwei spannenden Tagen verlassen wir Harnas und ziehen weiter nordwärts entlang der Grenze zu Botswana nach Tsumkwe. Dort wollen wir uns von Eingeborenen (San) trainieren lassen um unser Anschleich- und Jagdverhalten zu verbessern;-) 
Mehr Infos:

...sieht doch so harmlos aus...
...aber wehe es geht ums fressen!
Indiana Oli füttert die wilden Hunde! Teufelskerl;-))
Cörali kümmert sich um die Baby Leoparden.  Engel!
Bald bin ich auch gross und gefährlich;-)


Die Götter müssen nun endgültig verrückt sein...
Wer kennt ihn nicht - den Film mit der Coca Cola Flasche die aus einem Flugzeug fällt, von einem San-Buschmann gefunden wird und der dann verzweifelt versucht dieses „verlorene“ Gottesgeschenk zurück zu den Göttern zu bringen. 
Genau diese Eingeborenen wollen wir besuchen und mal nachschauen, wie sie denn in der heutigen Zeit mit den Pet-Flaschen zurechtkommen;-) 
Die beste Art die Menschen und deren Leben kennen zu lernen ist ein Besuch eines der Living Museums. Dazu fahren wir zwanzig Kilometer von Tsumke Richtung Norden. 
In Zusammenarbeit mit der deutschen Entwicklungshilfe wurde vor wenigen Jahren ein Projekt gestartet, wo an wenigen verschiedenen Orten in Namibia sogenannte „Living Museums“ entstanden sind. Die Eingeborenen leben wie bis anhin in ihren Dörfern und bieten Interessierten Menschen die Möglichkeit teilzuhaben. Dazu gibt es verschiedene Programme von zwei Stunden bis zu zehn Tagen.  
Beim Dorf der Ju/'Hoansi-San werden wir vom „Projectmanager“ freundlich empfangen und sogleich in sein Office gebeten. Dabei handelt es sich um einen schattigen Platz unter einem Mangetti Baum und einer Glasvitrine, wo auf einem A4 Papier die verschiedenen Möglichkeiten geschrieben stehen. Sogar ein Papier mit einem gezeichneten Mindmap ist drin. Wir entscheiden uns für den Action Day und Jagdabenteuer. Wird Oli nun endlich seine Schlange fangen? 
Feuer machen, Jagdwerkzeuge kennenlernen, Wasserfrüchte im trockenen Busch finden,  verschiedenste Heilkräuter pflücken, das Flechten von Seilen aus Pflanzenfasern und die Herstellung von Schmuck aus Strausseneiern ist der erste Programmblock am Action Day.
Da wir am nächsten Tag auf die Jagd gehen, müssen wir zuerst noch die verschiedenen Jagdtechniken trainieren und mit dem Jagdtanz die Göttern gnädig stimmen. 
Mann, wie wir Spass hatten! Und erst das ganze Dorf;-))
Als Corinne mit den Eingeborenen tanzen muss, können sich die Männer das Lachen nicht verkneifen. Corinne‘s Ententanz hätte bei Dancestar bestimmt Furore gesorgt;-)) 
Oliver ergehts auch nicht besser. Schmuckherstellung ist definitiv nicht seine Begabung. Allein im Schneidersitz da zu sitzen ist Komik genug, dazu kommt dass er beim „Loch in die Strausseneierstücke bohren“ ein Stück nach dem anderen kaputt gemacht hat;-) 
Das Training mit Bogen und Pfeil ist dann etwas besser. Als dann Corinne besser das „Strohschwein“ trifft als Oli, staunen die San-Jäger nicht schlecht. „Ich kann mich dafür besser anschleichen“, so die überhebliche Aussage des Geschlagenen. Sofort muss er dann mit dem Anschleichtraining beginnen. Verblüffung pur! 
Würde man die kleinen San Jäger als Ameisen betrachten, so wäre Oli ein Elefant.  
Wie kann man sich nur so ungelenk bewegen? 
Corinne ist ganz entmutigt und fragt sich ernsthaft, ob sie denn wirklich genug getanzt hat um die Jagdgötter zu besänftigen oder ob sie das nun die ganze Nacht fortsetzen muss?
Aber vielleicht haben die Götter sich so gut über den Tanz amüsiert, dass sie sich über die Tolpatschigkeit des weissen Jägers milde zeigen.
Wir werden sehen. Bald gilt es ernst;-)

Hop, Corinne, hopp. Eine richtige Buschfrau!
Ab in den Busch. Mal schauen ob wir was finden.
Harte Arbeit für die Wasserwurzel.
Köstlich!
Die Wasserwurzel schmeckt fast wie ein saftiger Meerrettich. 
Gute Seile herzustellen ist eine Kunst!
Das ist noch San-Handarbeit.
Was für Corinne - nix für Oli;-)
Jagdtanz - die Götter werden verrückt vor Lachen;-)
Jagdtraining - hoffentlich nützt's!
San - Buschbaby

Klick, Klack, Kudu, psst, Klock, Klack.
„Psst...und jetzt schleichen wir uns an....da vorne sind Kudu‘s“. 
Seit zwei Stunden bewegen wir uns auf leisen Sohlen im Anhang der bewaffneten Buschmännern durch die Gegend. Wir folgen frischen Tierspuren. Nun stehen wir knappe fünfzig Meter vor den Kudu‘s. Das wäre ja ein Ding! 
Irgendwie können wir es gar nicht richtig glauben, dass man mit diesem kleinen Bogen und den Giftpfeilen ein solch grosses Tier erlegen kann. Vor allem muss man bis auf mindestens 20 Meter an das Tier rankommen. Die Spannung kann man förmlich spüren. Jeder Schritt ist ein Balanceakt. Nur kein Geräusch erzeugen. 
Nur noch 15 Meter anschleichen. Hoffentlich bewährt sich das Training in der Praxis. Jetzt heisst es alles Erlernte in die Waagschale werfen;-). 
In der Hocke und auf Knien nähern wir uns dem Abendessen. Entfernung: knappe 30 Meter. Oh, oh, auf einmal recken die Kudus denn Kopf in unsere Richtung. In Stille verharren wir mehrere Minuten. Irgendetwas oder -jemand hat sie aufmerksam gemacht  und ganz erschrocken springen sie weg. Teamsitzung!
Die San Buschleute sprechen schnell mit viel Gestik und noch mehr Klickgeräuschen miteinander. Immer wieder ein Blick zum „White Buffalo“, der ganz unschuldig auf den Boden starrt, derweil Corinne ganz verschmitzt lächelt. Verbockt. Nach wenigen Minuten ist dann wieder alles ok und die Jagd geht weiter. Fallen bauen. 

Frische Spuren entdeckt...jetzt heisst's anschleichen
Objekt der Jagdbegierde...Kudu
Letzter Check der Ausrüstung
Hat nichts gelernt...bewegt sich immer noch wie ein Büffel;-)
Die Spannung ist riesig. 

Während dem wir die Fallen ihre Arbeit machen lassen, ziehen wir weitere drei Stunden umher. Bei einer Rast unter einem grossen Baobab Baum erzählen die Buschleute vom traditionellen und modernen Leben. 
So erfahren wir, dass sie im Dorf so gut es geht die Traditionen bewahren. Vor allem für die Jagd und die Feste seien sie traditionell angezogen. Doch im normalen Alltag würden sie schon westliche Kleidung tragen. Auch würden sie nicht mehr die ganze Nahrung im Busch suchen, sondern insbesondere Maismehl und Zucker in der Stadt kaufen. Der Versuch mit Rinderzucht hat nicht funktioniert, da es in der Gegend für sie zu schwierig ist, mit so wenig Wasser auch noch Tiere zu versorgen. So haben sie sich für sich eine Chance mit dem Living Museum entschieden. Einerseits leben sie in traditioneller Weise weiter und können mit den bescheidenen Einkünften der Touristen die wichtigsten Lebensmittel kaufen. Um die Tradition zu erhalten, müssen die Kinder im Dorf neben der „normalen“ Schule auch eine traditionelle Schule durchlaufen. Ganz spannend zu erfahren ist es, dass die viele San People irgendwann immer wieder zu Tradition und Busch zurückkehren. So war auch unser Hauptjäger und Guide als Lehrer in einer Stadt tätig und beschloss nach einigen Jahren wieder in den Busch zu gehen. Heute ist er Lehrer für eine San Schule (normale Schule) und lebt gleichzeitig wieder traditionell. Überhaupt würden sie sich in einer Stadt nicht wohl fühlen. Viel zu viel Hektik, Lärm und Autos, so die einstimmige Aussage der drei Jäger. 
Während der Pause versucht Oli seinen Jagdschnitzer wieder gut zu machen und sammelt Baobab Früchte. Damit wir wenigstens irgendetwas mit ins Dorf bringen. Haben wir uns doch die Verantwortung aufgeladen, die Dorfangehörigen mit einem guten Nachtessen an unserem Jagderlebnis teilzuhaben.
Auf dem Rückweg kommen wir an unseren Fallen vorbei und stellen mit grosser Freude fest, dass wir ein Perlhuhn gefangen haben. Yes!!  Das wird ein Leckerbissen!

Falle für Vögel
Gefangenes Perlhuhn
Jagdstolz!
Rückkehr ins Dorf - Hoffentlich reicht die Ausbeute...

Voller Stolz kehren wir zurück und präsentieren unsere Beute. „Wo ist das Wildschwein?“, fragen sie uns mit einem Lächeln. Haha! Die Frauen zeigen uns wie man das Huhn rupft und zubereitet. Die Männer machen Feuer  und grillieren das Huhn in traditioneller Weise. Und wir? Wir freuen uns einfach inmitten dieser sympathischen Menschen zu sein. 
Nach 50 Minuten ist endlich ist Essenszeit. Das Huhn wird durch 12 Leute geteilt. Ob Knochen, Knorpel, Fleisch oder geleerter Darm, jeder bekommt etwas vom Jagderfolg und kaut darauf als wäre es ein saftiges Stück vom Wildschwein;-) 
Haben ein Hühnchen zu rupfen.
Darm auspressen, 2 Min. aufs Feuer und fertig ist der Kaugummi.
Traditionelles Barbeque
Jede/r hat was vom Jagderfolg.

Nach zwei erlebnis- und lehrreichen Tagen kaufen wir dann selbstverständlich noch Souvenirs aus dem Craft Shop (ja,ja Geschäftsleute sind sie auch schon;-))) und setzen unsere Reise durch den Khaudum Nationalpark Richtung Caprivi fort. 
Mehr dazu:


Spannende Tage gehen zu Ende.

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