Holt mich hier raus, schnell! / NAM07

09. August - 14. August 2011
Endlich im Caprivi Zipfel 
Nach einer sandigen Reise durch den Khaudum Nationalpark erreichen wir endlich die Einfahrt zur Hauptstrasse in den Caprivi Zipfel. Gesehen haben wir im Khaudum nicht viel. Das Feuer, es kommt jährlich von Botswana her, hat fast den ganzen Park verbrannt. So sind die Tiere grösstenteils ins Landesinnere von Namibia gerannt und kommen erst langsam wieder zurück. Wir müssen uns mit ein paar Kudus, Elefanten und Baboons zufrieden geben, was uns aufgrund der rundherum verbrannten Büsche und Bäume nicht wirklich in Hochstimmung versetzt hat. 

Unsere letzten sechs Tage in Namibia brechen an. In Divundu biegen wir von der Hauptstrasse ab und verbringen die Nacht im Ngepi Camp, gelegen am traumhaften Okavango River. Daneben hat das Camp aber auch noch eine weitere Attraktion: die Facilities (einfach Toilette & Dusche wäre eine Beleidigung). Auf den Toiletten hat man einen offenen und direkten Blick auf den River. Ob auf dem „Throne“ oder dem „Princess Bath“, man freut sich richtig auf die Zeit nach dem üppigen Znacht. Oli findet das so toll, dass er den Thron gleich für längere Zeit besetzt;-)



Okavango River
Oli's dreamplace
Geschäfte machen dauert hier länger;-)
Sonst noch irgendwelche Wünsche?

Doch Ngepi ist für uns nur Zwischenstation für eine Nacht. Am nächsten Morgen ziehen wir weiter in den Susuva Nationalpark. Die Empfehlung haben wir von unseren Reisefreunden Heike und Stefan bekommen. Es soll sich um einen wunderschönen Park mit viel Wasser handeln. Im Nambwe Camp haben sie sogar einen Leoparden gesehen. Alles klar - wir müssen auch dorthin;-) Wer weiss...
Da es dieses Jahr besonders viel geregnet hat, sind die Parks im Caprivi oftmals geflutet, was eingeschränkte Routen und viele Wasserdurchfahrten bedeutet. Dazu ist scharfe Beobachtungsgabe und viel Glück nötig um die Tiere zu sehen, da sie wegen dem vielen Wasser nicht nur an den Wasserlöchern anzutreffen sind. Wir lassen uns nicht entmutigen, sondern freuen uns auf wunderschöne Landschaften und  Offroadabenteuer. 
Es werden zwei wunderbare Tage (leider ohne Leoparden), dafür mit ganz vielen Elefanten, Hyppos, Baboons und Impalas;-)

Die bisherigen Pisten sind im Sususva NP überflutet. 
Hunderte von Elefanten sieht man im Susuva NP
Elephamilie!
Es hat wirklich viel Wasser...
Gleich neben dem Nambwe Camp
Hyppos
Denen können wir stundenlang zuschauen - Baboons;-)
Da ist jemand wohl sehr durstig...
Flying Monkey - auch die Affen müssen übers Wasser...
...viel eleganter sind das die Impalas

Mawili - wo der Spass erst richtig anfängt;-)
Weiter gehts südlich im Caprivi. Beim der Parkinformation des Mudumo Nationalparks wollen wir uns erstmals informieren. Schon bei der Herfahrt haben wir wir ein komisches Gefühl bekommen. Links und rechts der Strasse ist alles abgebrannt, am Horizont ziehen dicke Rauchschwaden in den Himmel, die Luft ist stickig und rauchig.
„Auso, das gseht grad gar nit guet us. Puahh, do häts sicher kei Tier ume!“, so die Aussage anderer Anwesenden. Fast reines Berndeutsch. „Wo do häsch recht! Guata Morga mitanand.“ Der Mann und die Frau drehen sich um und sind ebenso wie wir überrascht, in dieser trostlosen Gegend auf weitere Schweizer zu treffen. Es handelt sich um Marianne und Kurt aus Derendingen. Man kann sie gar nicht anders als zwei sympathische „Reise-Verrückte“ beschreiben. Immer wieder zieht es sie in den Ferien und besonders jetzt nach dem Arbeitsausstieg, nach Afrika. Da die aktuelle Situation im Mudumo NP keinen von uns allen anspricht, schmieden wir spontan Pläne zu einem anderen Safari Abenteurer: 

Mawili Nationalpark  -  der wildeste Park Namibias. 
Ganz im Süden des Caprivi Zipfel, umgeben von viel Wasser und herausfordernden Pistenverhältnisse, liegt einer der schönsten Plätze Afrika‘s. 
Auf Rat von Einheimischen sollte man jedoch auf keinen Fall als einzelnes Fahrzeug im Park rumfahren. Mit Kurt und Marianne bilden wir eine kleine Offroad Gemeinschaft und ziehen los. Noch bevor wir das Entrance-Gate überhaupt erreichen, haben wir die erste Wasserdurchfahrt vor uns. Da es dieses Jahr besonders viel Wasser hat, ist auf den Rat der Einheimischen vor Ort besonders acht zu schenken. Oftmals sagen sie: „Ja, ja, da sind schon oft Fahrzeuge durchgefahren. Geht problemlos“. Dazu lächeln sie und sitzen gleich an das Ufer um dem Spektakel zu zusehen. Umso wichtiger ist es für uns, dass jemand von uns zuerst die Wasserstelle durchquert und die tiefsten Stellen abläuft (resp. abschwimmt;-). Also los geht‘s. 
Ach ja: Einer muss ja den Wagen lenken;-)
So hüpft Corinne aus dem Haghuri, rollt die Hosenbeine hoch und überquert den kleinen Fluss. Die Hosenbeine hochrollen reicht nicht, sie steht bis zum Bauchnabel im Wasser. Soweit ist das noch kein Problem, denn in Relation ist Cörali ja kein Riese;-). Wasserstand: ca. 1 Meter. 
Das Haghuri rollt unspektakulär durch. Nun ist Kurt mit seinem Toyota Hilux und aufgesetzter Wohnkabine an der Reihe. „Wrooaarr, wrooarr...“, der Motor heult auf. Mit etwas zu viel Gas fährt Kurt ins Wasser, leicht versetzt zur optimalen Linie...das Wagenfenster offen.
Es sieht aus, als würde er gleich in den U-Boot Gang schalten und abtauchen. Die Schnauze verschwindet unter der Wasseroberfläche, um dann Sekunden später wie ein U-Boot aufzutauchen. Das kühle Nass findet literweise den Weg durch die offenen Scheiben. Alles Nass!
Und wir? Es sah so spektakulär und komisch aus, wir können gar nicht anders als herzhaft Lachen. Er findet das Ganze im ersten Moment nicht so toll, schliesst sich uns jedoch an, als er merkt, dass kein Schaden entstanden ist. Und das soll erst der Anfang sein;-)

Kurt, kurz bevor er auf Tauchstation geht...
...auch sie konnten nur noch staunen!

Gleich hinter uns kommt ein Mietfahrzeug zum Fluss angerollt und fährt ohne die Stelle zu besichtigen durch. Etwas von der Ideallinie abgekommen, taucht die Kühlerhaube des Fahrzeugs unter und schiesst dann mit einem lauten Brüllen voll aus dem Wasser. Der Schreck steht dem Wagenlenker ins Gesicht geschrieben. Die Insassen, eine deutsche Urlauber Familie, steigt aus und erholt sich erstmals von den Schrecksekunden. Etwas später stellen sie sich uns vor und fragen um Aufnahme in die Fahrgemeinschaft. Sie seien das erste Mal in einem solchen Auto in den Ferien unterwegs und noch nicht geübt. Ob es möglich sei, zusammen im Park zu fahren. Kein Problem!
Die offiziellen Camps im Mawili NP sind zurzeit unter Wasser und so dürfen wir uns dort hinstellen, wo wir wollen. Inmitten von Hyppos, Elefanten, Löwen und vielen anderen Tieren. Wichtigste Regel: Am Abend sollen wir Feuer machen. So bleiben die Tiere vor der Haustüre; resp. machen einen Bogen um uns. Nach stundenlanger Fahrt durch den Park finden wir einen tollen Platz, inmitten einer zauberhaften Umgebung - vor uns der Hyppo Pool, hinter uns Elefanten. 
Ehrlicherweise müssen wir hier anmerken: Sobald es Dunkel ist und man den Stimmen lauscht, kann es einem schon etwas mulmig werden. So ertönen Geräusche, die 50 Meter entfernt sind, plötzlich laut und man hat das Gefühl, ein Hyppo würde einem was ins Ohr flüstern. Im Wissen, dass die Hyppos am Abend aus dem Wasser und die Elefanten zum Wasser kommen, hoffen wir diesen Tieren bei der Abendtoilette nicht gerade über den Weg. Nichts dergleichen passiert und wir haben einen tollen Abend und eine ruhige Nacht in unserer Abenteurer-Gemeinschaft.

Mawili - ein Offroader Nationalpark 
CH-Beobachtungsteam  - Wer und was schleicht da ums Camp?
Von ihm haben wir nichts zu befürchten -
totes Hyppo in der Nähe des Camps
Schnell, holt mich hier raus!
Marianne und Kurt haben auf den morgendlichen Safari Ausritt durch die überfluteten Pisten verzichtet und sitzen gemütlich beim Morgenkaffee, während Corinne vor Schreck erstarrt am anderen der Wasserdurchfahrt steht. Die Hosenbeine wieder einmal hochgerollt, ist sie nass bis über den Bauchnabel. „Ich habe dir doch gesagt, es hat etwas schlammigen Untergrund. Oh, oh, was soll ich jetzt tun? Sitzt du wirklich fest“, so die Abenteurerin. 
„Yep. Und jetzt bitte schnell den Wagen rausziehen. Das Wasser läuft überall rein. Das Wasser kommt schon bis zum Sitz hoch. Und es drückt laufend mehr rein. Und raus kann ich schon gar nicht. Das Haghuri säuft ab...“ so die verzweifelnden Rufe von Oli. 
Ganz vor Schreck erstarrt, stehen unsere deutschen Kollegen hinter uns, fast wie gelähmt. Endlich reagieren sie. Das Abschleppseil wird an ihrer Stossstange festgemacht. Jetzt nur noch am Haghuri anhängen. Nur, wo hängt man das an? Tauchen!
Von Verzweiflung angetrieben tasten Corinne und die anderen Abenteurer nach einer Anhängevorrichtung an der Stossstange. 
In der Zwischenzeit - Oli‘s Gedanken: ...ach Mist, wohin mit den Kameras...der Kühlschrank ist schon im Wasser...die Mittelkonsole ist auch schon bis fast zur Mitte gefüllt...hey, was machen die eigentlich den ganzen Tag...Sekunden werden zu Stunden. 
Endlich!! Das Haghuri ist angehängt und nun raus damit. Das geht problemlos. Kaum ist die Fahrertüre des Haghuri auf, kommt ein Sturzbach aus dem Auto. 
Unschlagbar die Aussage der deutschen Mama: „Hattet ihr eigentlich keine Angst? Gerade habe ich Hyppos ganz nah gehört. Wahrscheinlich liegen sie irgendwo hier im Wasser. Vielleicht hat es ja auch Krokodile.“  Ganz trocken der Kommentar des Sohnemanns: „Echt? Weisst du Mutter, ich hatte gerade etwas zu tun und konnte leider kein Foto machen. Sorry“.  Cool;-)
Hey Leute - Danke für die Hilfe. Echt gut gemacht!
Es ist nichts weiter passiert.  Das Auto läuft wieder, als wäre nichts gewesen. Auch hat sich die Inneneinrichtung bewährt. In den Kisten wurde gar nicht so viel nass, wie wir gedacht haben. Glück gehabt. 
Wir setzen unsere morgendliche Fahrt auf einer anderen Piste fort und werden mit wunderbarer Landschaft und einem unschlagbaren Hyppo Pool belohnt. Die Piste und die Wasserdurchfahrten auf dem Weg aus dem Park sind nur noch Kleinigkeiten. Am Parkausgang trennen wir uns von der deutschen Familie, die nun mit Mawili-Offroad Erfahrungen gestählt, in den wilden Gegenden Namibias auf Entdeckungsreise geht.

Da sah alles noch einigermassen harmlos aus...
danach blieb keine Zeit mehr für Fotos...alle waren in Aufregung;-)
...ist nur Wasser...alles halb so schlimm...
...dafür kamen wir zu wunderschönen Plätzen...
...allein der Hyppo-Pool war Belohnung genug.
Namibia ausklingen lassen...
Unsere kleine Schweizer Fraktion setzt ihre Reise Richtung Katima-Mulila fort, wo wir gemeinsam im Namwi Island Camp am Zambezi River die letzten Tage in Namibia verbringen.
Am abendlichen Lagerfeuer haben wir Zeit, um in Namibia Erinnerungen zu schwelgen:
Epupa Falls, Himba Zauber am Cunene River, Van Zyl‘s Pass, Kaokoveld, Wüstenelefanten um Purros, Khowarib River, Huab River, Damarraland,  Skeleton Coast, Swakomund, Blutkoppe, Namibwüste, Sandwich Harbour, Sossusvlei, Lüderitz, Keetmannshop, Kalahari, Herero‘s in Gobabis, Harnas Wildlife Foundation, Besuch bei den San im Boesmansland und noch ganz frisch die Caprivi Action. 
Zwei Monate Namibia - Mehr als wir je erwartet hätten!

Namibia - wir sind Fans!

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