Jetzt muss auch noch der Elefant herhalten... / BOT03


27. August - 03. September 2011
Touristen zweiter Klasse
Seit Stunden sind wir in dem rostigen Käfig eingesperrt. Um uns herum bewegt sich eine eintönige Buschlandschaft. Inspektor Guido Brunetti hat in dieser Zeit schon zwei seiner Hörbuch - Fälle gelöst. Bewegungsdrang quält uns. 
Endlich. Das Schild mit der Aufschrift „Nguma Lagoon Camp - 10 Kilometer“ vermag uns nochmals einen Restschub Energie zu liefern. 

Wir sind auf dem Weg zu den berühmten Tsodilo Hills, den höchsten Bergen im Nordwesten Botswana‘s. Bevor wir dieses Abenteuer starten, wollen wir im Nguma Camp, am Ufer des Okavango Delta campieren. Auch wollen wir hier vor der Tsodilo Tour einen dreitägigen Trip mit dem Mokoro (Einbaum) im periodisch überfluteten Norden des Landes buchen. Leider entpuppt sich dies als ungeheuerlich teures Unterfangen. Mehr als den doppelten Betrag als beim Old Bridge Backpackers in Maun müssten wir hinblättern. Fast schon als frech empfinden wir es, als die Dame am Empfang uns noch darauf hinweist, dass zwölf Prozent Steuer dazugeschlagen werden müsse.
Man stelle sich vor: fast 600 SFR. für drei Tage polen im Delta. Wohlverstanden, die komplette Campingausrüstung und die Verpflegung müssten wir ja auch noch selber mitbringen. Dem Poler (Boot Besitzer und Guide) bezahlen sie gerade mal 12 SFR pro Tag, so die Aussage von einem Einheimischen. 
„Übers Nescht abrissa“ kommt uns da nur noch in den Sinn. 
So verbringen nur die Nacht am Wasser. Tags darauf versuchen wir noch in den weiteren Camps in der Umgebung unser Glück. Überall das Gleiche. Mittlerweile fühlen wir uns als individuell Reisende wenig Ernst genommen. An den Rezeptionen spüren wir Gleichgültigkeit, bevor wir überhaupt unsere Anfrage platzieren können. Ist es vielleicht deswegen, weil vor den Camps oft die grossen Overlander Trucks mit Pauschaltouristen stehen und sie dadurch eh schon gut ausgelastet sind?
Ob zehn bis fünfzehn Touristen mit Voranmeldung oder zwei plötzlich auftauchende und nach Rabatt bettelnde Individual Touristen - die Wahl ist wohl klar;-) 
So bekommen wir weder das Angebot für einen Mokorotrip innerhalb der nächsten drei Tage, noch dazu zu einem vernünftigen Preis.   
Wir nehmen es gelassen und entscheiden uns den Trip von Maun aus zu starten. 

Diese Begegnungen haben alle unsere Sorgen vergessen lassen!
Tsodilo Hills - Moutain of the Gods
So fahren wir 40 Kilometer auf der sandigen Piste nach Tsodilo. Unser Körper soll wieder etwas in Schwung kommen. 
„Tsodilo - Mountain of the Gods“ - World Heritage Site. 


Mitten in der absolut flachen Buschlandschaft erheben sich vier Felsformationen, ragen wie sonderbare Gestalten aus dem Boden. Wie in Afrika üblich, werden die Namen für solche Naturphänomene von Geschichten abgeleitet. So heissen die verschiedenen „Steinberge“: Male, Female, Child, Grandchild. 
Die Geschichte dazu kannst du gerne hier nachlesen: http://whc.unesco.org/en/list/1021

Tsodilo - Mountain of Gods
Das Empfangskomitee am Gate;-)
Blick auf den markanten Male
Noch spannender ist zu wissen, das hier vor langer Zeit die San-People (ursprüngliche Buschleute aus der Zentralkalahari) und danach die Hambukuschu (Eingeborene des Delta‘s) die Tsodilo Hills besiedelten. Überall kann man Felsmalereien bestaunen. Die in roter Farbe gemalten Zeichnungen sind um die 3000 Jahre alt und stammen von den San. Die weissen Zeichnungen sind ungefähr 1000 Jahre und stammen von den Hambukuschu. Gemäss dem angeheuerten Guide, der sich Reply nennt, sollen diese verschiedenen Felsmalereien wie verschiedene Klassenzimmer gewesen sein. Früher wurden hier die Menschen ausgebildet. „Es gab dazumal ja kein Papier und keine Stifte. So haben sie ihr Knowhow an die Wände geschrieben. Natürlich war dies auch so etwas wie das Schulhaus für ihren Nachwuchs“, so die überzeugenden Worte von Reply.  Er muss es wissen, ist er doch selber Angehöriger der Hambukuschu und wurde er als Kind von seinem Grossvater in die Berge mitgenommen. Tatsächlich sind an verschiedenen Stellen, unterschiedliche Szenen zu sehen. Ob Jagd, Handarbeiten, Rituelle Feiern oder Aufklärung zwischen Mann und Frau, es erscheint uns tatsächlich wie ein „Schulhaus“ in einer wunderbaren Umgebung. 

Reply ist ein begeisterter Erzähler
Die Felszeichnungen sind tausende Jahre alt...
...so etwas wie das Schulhaus der San...
...und danach der Hambukuschu...
Ist das wirklich ein Steinbpock oben links?? ;-))
Sogar der Pinguin und die Wale findet man hier.
Übt, um in der Schweiz Geschichte zu schreiben; resp. zu zeichnen;-)

Drei Tage verbringen wir in den Hügeln von Tsodilo. Innerhalb des Parks dürfen wir an verschiedenen Stellen wild campen. Mystische Stimmung. 
Unsere Meisterleistung vollbringen wir am zweiten Tag, wo wir mit einem anderen Guide, er nennt sich Fire, den 1395 Meter hohen Male erwandern. Der höchste Berg Botswana‘s;-)

Sie hüpft hoch in Turnschuhen, er kämpft in Bergschuhen;-)

Es sei erwähnt, dass es sich bei Tsodilo um ein von Locals geführtes Projekt handelt, deren Begeisterung für ihre Sache lobenswert ist. Die Guides sind sehr kompetent und die Begeisterung für „ihre“ Berge ist ansteckend.
Sprachlos sind wir denn auch, als wir von Fire zur Schweiz gefragt werden:
Fire zu Corinne: „Ihr habt doch auch viele Berge in der Schweiz - wie sehen eure Zeichnungen aus?“
Corinne zu Oli: “Ähm......, Hey, haben wir welche?“  
Oli zu Corinne: „Puh....ja, also, ehrlich gesagt, keine Ahnung.  Ich glaube irgendwo hat es vielleicht schon was...“
Corinne zu Fire: „Also eigentlich ist es wahrscheinlich zu kalt gewesen für Buschleute in den Bergen der Schweiz. Wir haben keine Zeichnungen...“
Fire‘s Stolz kann man ihm nun förmlich ansehen, seine Brust herausgereckt, den (nicht vorhandenen) Bauch eingezogen meint er nur: „Tsodilo ist einzigartig. Meine Berge.“ 
Wohl war;-)
Mokorotrip im Okavango Delta 
Back im Backpackers. Der Mokoro Trip ist gebucht. 
Mit dem Schnellboot bringt uns Captain Jack zum Buffalo-Fence. Beim vom Locals geführten Poler-Pool bekommen wir Newman zugeteilt. In den nächsten drei Tagen soll sich herausstellen, dass er ein erfahrener Poler und Guide mit ausgesprochenem Wissen zu den verschiedenen Vögeln ist. Corinne findet einen Verbündeten - das „Vögeli“ Buch wir um einige Sichtungen erweitert;-)

Aktuell hat das Okavango Delta so viel Wasser wie seit dreissig Jahren nicht mehr. Eine faszinierende Landschaft liegt vor uns. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist es, dass die vielen Wassertiere sich nun über das ganze Delta verteilen. So wird es schwierig, Hyppos und Krokos zu sehen. Ganz ehrlich: Wohl besser so;-)
Sack und Pack ist verstaut und wir polen los. 
Für diese Art von Safari gibt es nur ein Wort: Erholsafari.
Die einzigen Geräusche sind das Dahingleiten des Mokoros, die lautlosen, ja beruhigenden Pol-Schläge von Newman und die Vogelstimmen um uns herum. Relax. 

Captain Jack
Dahingleiten
Mokoro Safari
Blick aus dem Mokoro

Nach der zweistündigen „Beruhigungsfahrt“ erreichen wir eine Insel und schlagen dort unser Basiscamp auf. Von hier werden wir verschiedene Inseln ansteuern und uns auf Safari begeben. Jedoch nicht ohne gestärkt zu sein. Newman macht sofort nach Ankunft Feuer und stellt seinen Gusstopf drauf. Mittagszeit.
„Bitte sehr. Ihr müsst essen. Es gibt gebratenen Elefanten!“ verkündet er stolz. Haben wir bisher doch schon ganz viele Wildtiere gegessen, jedoch noch nie einen Elefanten. Überhaupt, wie soll denn ein Elefant in einen Kochtopf passen. 
Ausgeschlossen, dass das Elefant ist...
Nun, es ist eben doch Elefant. Schmeckt wie ein Rind, einfach nach Elefant;-) 

Elefantensteak - En Guete!
Bei unserer erste Safari haben wir bescheidenen Tiersichtungen. Die Letschwe Antilopen sehen wir oft, ein paar Baboons und zur Freude von Corinne auch viele Vögel. Faszinierend ist jedoch die wunderschöne, grüne Buschlandschaft und die vielen verschiedenen Pflanzen, welche uns kompetent erklärt werden. Matt von der Hitze richten wir uns für die erste Nacht ein. Im Team sammeln wir viel, sehr viel Feuerholz.
„Das Feuer muss die ganze Nacht richtig brennen“, so die Worte Newmans. Spüren wir da wirklich Angst bei unserem Guide? Darauf angesprochen erklärt er uns, dass er „really afraid of the elephants“ ist. Diese würden in der Nacht durch das Delta ziehen und die Camps platt machen. Oh...
Um zwei Uhr in der Nacht wacht der ansonsten mutig wirkende Indiana Oli auf und glaubt Kaugeräusche zu hören. „Corinne, wach auf, neben unserem Zelt steht der Rächer des gegessenen Elefanten. Ich glaube es ist sein Bruder...“ Nichts zu machen. Da naht grosse Gefahr von rechts und sie schläft einfach vor sich hin... Vielleicht besser so. Auch Oli stellt sich tot;-)
Da! Newman ist draussen. Er vergrössert das Feuer und macht Lärm. Auf einmal kracht der Elefant durch den Busch, zum Glück in die vom Zelt abgewandte Richtung, schreitet lärmend durch das Wasser und verzieht sich wieder. 
Zum Glück haben wir keinen Löwen zu Mittag gegessen;-)



Glückliche Gesichter nach der überlebten Nacht;-)

Die zwei weiteren Tage werden erlebnisreich. Am frühen Morgen gehen wir auf Fusssafari, von elf bis vier faulenzen wir im Schatten herum oder baden im klaren Deltawasser und abends gehts zur Mokorosafari. 





Es gibt heute frischen Tilapia

Ach ja: Sogar eine Schlange haben wir gesehen. Die lange, dünne Tigerschlange kletterte frech die Beine von Newman hoch. Was der für einen Schreck hatte!!
Alle halb so schlimm.wqqwq Nur ein bisschen giftig. Nicht tödlich! 
Endlich kann auch Oli in seinem Schlangenbuch einen Eintrag machen;-)
Tiger Snake

Einfach tolle Tage im Delta!


Finde spannende Abenteuer-Geschichten aus Afrika:

Shaghuri-Partner