Wenn Mani Matter auch nicht mehr weiterhilft... / BOT06


14. - 17. September 2011
Tierreich Zentral-Kalahari 
Morgens um 5:00 sind wir aufgestanden und begeben uns zu viert im Haghuri zum nahe gelegenen Wasserloch. In der Nacht hörten wir von überall her Löwengebrüll (Roarring). 

Die Hoffnung auf die langersehnte Löwensichtung steigt. Am Wasserloch angekommen, richtet Corinne die Shaghuri Kaffeebar ein. Nach drei Stunden warten, viel Koffein und zwei Packungen Eet-som-Mor Bisquits geben wir auf. Unsere morgendliche Ausbeute ist eher bescheiden: Zwei Schakale, ein paar Geier und ganz weit weg noch eine Herde Oryx. Keine Raubtiere;-)
Aber auf dem Weg zurück zum Camp entdecken wir frische Spuren auf der Strasse. Löwen! Wir folgen diesen durch den Busch, verlieren sie jedoch. Schade...

Die rollende Shaghuri Kaffeebar
Der Löwe hat fast Schuhgrösse 34.
Weitere Löwenspur
Im Busch verlieren wir leider die Spur...
Nach einem reichhaltigen Frühstück packen wir wieder alles zusammen und starten zu den nächsten 400 Kilometer. Endziel in drei Tagen ist das Tswere Gate im Nordosten der Zentral-Kalahari. Unsere Camps auf dem Weg dorthin sind in der Piper Pan und Leopard Pan, wo wir an beiden Orten endlich viele Tiere sehen. Herden von Gnu‘s, Oryx, Kudu‘s, viele Springböcke und auch kleinere Tiere wie Steinböckchen, Löffelhunde, Erdhörnchen,  so wie viele Vogelarten lassen unser Safariherz höher schlagen. 

Fahrt in die Piper Pan
Gnu Herden
Interessante Tiere...
Wieder mal Springböcke;-)
Oryx sind ebenfalls imponierende Geschöpfe
Bat Ear Fox - Löffelhund
Steinböckchen
Der letzte Abend in der Zentral-Kalahari naht. Die Leopard Pan und das dazugehörige Camp ist seinem Namen noch nicht gerecht geworden. Verzweifelt fährt Oli noch eine letzte Runde um die Pfanne. Vögel, ein Honigdachs und das ganze General Game (übliches Wild)...keine jagenden Löwen, Leoparden oder Geparden...ist das  möglich?  
Müssen wir die Kalahari verlassen, ohne einen einzigen Löwen gesehen zu haben?
Eigentlich können wir auch so zufrieden sein. Wir haben ganz viele Tiere und eine unglaubliche Natur gesehen. Nicht zuletzt funktionieren die Autos noch immer. 
Was kann man sich da noch mehr wünschen?
Die bisherigen Erlebnisse reflektieren wir bei tollem Sonnenuntergang, Grillplausch und einer guten Flasche Wein (Irgendwie scheint es, als würden Susi und Roberto ein ganzen Weinkeller im Auto haben;-) - Danke!
Die letzte Nacht bricht herein. 
Letzte Sichtungsversuche in der Leopard Pan

Ich muss dringend mal...könnte bitte mal jemand die Löwen vertreiben?
Die Morgendämmerung setzt langsam ein.
Ein Rascheln. Hörbares Schnüffeln. Blechernes Scheppern.
...wo doch die die Himba Pfanne dieses Mal vor Hyänen sicher versorgt ist... 
Und schon wieder ist Indiana Oli auf und beobachtet aus dem Zelt. 
„Wow, da ist ein Leopard! Seht mal!“, ruft er laut und euphorisch. Natürlich erwachen alle wieder in „Herrgottsfrühe“ wegen ihm (dem Oli) auf...
„Ach Oli, schlaf doch weiter. Bestimmt hast du wieder geträumt. Es kommt vor, dass man von dem träumt, was man sich unbedingt wünscht“, so die schlaftrunkene Corinne. 
„Nein, nein, schau mal.“ Er ruft wieder aus dem Zelt zu unseren Freunden rüber.  Als dann Roberto zurückruft und meint, dass er keinen Leoparden sehe, sondern Löwen, ist bei uns allen die Müdigkeit wie mit einem Schlag verschwunden. 
Es handelt sich um einen jungen Löwen mit sechs Löwinnen. Sie sehen neugierig und hungrig aus. Im Dunkel sieht man sie fast nicht. Zum Glück ist niemand auf die Idee gekommen, nachts aus dem Auto auf die Toilette zu gehen...
Einige streunen um die Autos, als wüssten sie, dass sich drinnen Beute befindet. Andere sitzen einfach vor die Toilette und warten, bis jemand kommt. 
Den auf einen Baum hochgebundenen Abfallsack mit den ausgebrannten Dosen haben sie runtergerissen und grosszügig verteilt. Das Gleiche haben sie mit dem neuen Duschsack von Roberto gemacht. Schmeckt nicht! 
Da sind die leeren Weinflaschen schon interessanter. Immer wieder schleicht der Chef dorthin, schnuppert daran und schaut verdutzt auf die leeren Flaschen. Shiraz oder Cabernet Sauvignon - irgendwie kann er sich einfach nicht entscheiden. 
Gespannt schauen wir aus unseren sicheren Plätzen zu. 

Zum Glück ging niemand im Dunkeln auf die Toilette...sie sind da...
Hmm...Shiraz ist gut...
Oh...meine Beute sitzt in diesem komischen Kasten...
dann warten wir halt...wir hungern diese Touristen aus;-)

Plötzlich fegt der Wind durch das Camp. Er erhitzt die Glut in der Feuerstelle und entzündet einen halbverkohlten Ast. Das muss die Löwen wohl vertreiben. Denkste! Eine mächtige Löwin legt sich neben das Feuer und scheint sich zu wärmen. Soviel zu „Feuer machen“ um Löwen zu vertreiben;-)
Der nächste Windstoss lässt das auf den Sandblechen festgemachte Microfaser- Tuschtuch flattern. Sofort schnappt der Rudelführer danach und präsentiert diese Beute seinen Frauchen. „Heeee, das ist mein einziges Tuch. Gib das her!“, ruft Oli durch die geöffnete Scheibe. Die Mimik des Lowenmännchens spricht Bände: Komm her und hol es dir;-)
Überlegen...sieben Löwen gegen einen Bündner Grizzly...könnte aufgehen...
Als hätte Corinne Oli‘s Gedanken erraten beruhigt sie ihn sofort: „Oli, lass den Unsinn. Wir kaufen ein Neues. Du hast keine Chance gegen die Löwen.“ 
Oli kontert: „Corinne, solche Provokationen sind unnötig. Du weisst ganz genau, dass ich mich gerne messen lasse. Aber ok, es ist früh morgens, da bin ich noch nicht voll bei Kräften“. Lassen wir denen halt ihre Beute. 
Auf jeden Fall muss so ein Tuch muss gut schmecken. Alle kauen nacheinander darauf herum, versuchen es in Stücke zu reissen. Keine(r) schafft es. Das Tschibo-Tuch besteht den Löwentest mit dem Prädikat „reissfest und löwensicher“. Schlussendlich geben sie ihre Versuche auf. Das Männchen nimmt seine Beute wieder zu sich - das gehört jetzt mir allein!

ahhhh...schön warm hier...
Das Tuch gebe ich nicht mehr her...
Hey Grizzly - Lust auf eine Runde Kräfte messen?
09:00
Die Löwen sind noch immer da und warten. Seit vier Stunden. Sie machen keine Astalten zu gehen. Zuerst sehen wir sie lange Zeit nicht und dann werden wir sie nicht mehr los;-)
Unterdessen mussten wir alle mal auf die Toilette. Naja, ich will hier gar nicht so detailliert beschreiben, wie man das macht, wenn man nicht nach draussen gehen kann, weil die Toiletten seit Stunden besetzt sind...

Sie schlafen...der Eindruck täuscht...
...doch der Weg zur  Toilette führt da durch... 
Eine ist immer auf Patrouille...
...und sowieso..es ist gerade besetzt...

Langsam müssen wir etwas unternehmen. „Roberto gehst du raus und sagst ihnen sie sollen sich verziehen oder soll das Susi machen?“ so die Haghuri Crew scherzhaft. 
Nun, wie vertreibt man diese hartnäckigen Löwen? 
Wir erinnern uns an die Worte von Piet, einem in Gaborone getroffenen Südafrikaner. Lärm machen!  
Sofort kramt Oli das Iphone und den Verstärker hervor und versucht die Besucher mit Tiergeräuschen zu vertreiben. Sie horchen auf um sich dann mit einem müden Lächeln wieder hinzulegen. Beeindruckt sie gar nicht. 
Ok, schweres Kaliber ist nötig: Stephan Eicher mit dem Guggisberglied. Das muss einfach funktionieren...mindestens Menschen lassen sich damit vertreiben;-)
Lustigerweise scheint ihnen sogar zu gefallen. Es folgt Julio Iglesias, Guns n‘ Roses und Lion King von Elton John. Keine Reaktion.
Erst bei Mani Matters „Dr Ferdinand isch gstorba“ dann eine Regung vom Löwen
„Was ist das denn? Wer ist Ferdinand?“ scheint er sich zu fragen und hört genau hin. Ab sofort sprechen wir von Ferdinand, dem Löwen. Jedoch nach einigen Sekunden legt er sich wieder hin und geniesst die Unterhaltung.
Nun ist es Zeit für unsere schlagkräftigste Waffe. 
Nein, nein, nicht das Kinderspielzeug „San - Pfeil und Bogen“, sondern Löwengebrüll!
Als wir in Namibia waren, haben wir bei der Harnas Wildlife Foundation das Roaring von Simba, einem alten kampferprobten Männchen aufgenommen. 
Das muss Eindruck machen! 

Schweres Geschütz wird aufgefahren...
Hmmm, dieser Stephan Eicher ist eigentlich gar nicht so schlecht...

Und siehe da! 
Die Weibchen sind sofort auf den Beinen und wirken besorgt. Ein paar Mal hören sie aufmerksam hin und verziehen sich dann in den Busch. Jetzt ist Ferdinand dran. Er muss sich beweisen und das Rudel schützen. Er stellt sich dem vermeintlichen Eindringling und schlendert in die Mitte des Camps. Aufmerksam versucht er das Gebrüll zu orten. 
Wo kommt das her?
Nach viermaligem Abspielen, offerieren Ferdinand einen stolzen Abgang und schalten das Gerät ab. Unser Löwefreund stolziert noch ein bisschen herum und verschwindet schlussendlich auch im Busch. Bestimmt erzählt er seinen Damen eine Heldengeschichte wie er den gefährlichen Gegner vertrieben hat. Er ist weiterhin König.
Oh, oh, Mädels lasst uns abhauen, es wird ernst!
Wo ist denn nur dieser Angeber?
Ich bin König!

Endlich sind sie weg. Aus den Augen aus dem Sinn?   
Die nächsten zehn Minuten werden für uns genau so aufregend wie die letzten zehn. Obwohl die Löwen ausser Sichtweise sind, getrauen wir uns kaum aus dem Fahrzeug. Hektisch schauen wir links und rechts während wir die Tische und Stühle blitzartig in die Autos einladen. Eine(r) steht immer Schmiere. 
DIe Löwen könnten jeden Augenblick zurückkommen. 
Nachdem zwanzig Minuten später noch immer nichts derartige passiert ist, sind wir entspannter und getrauen uns, den verstreuten Abfall am Rande des Buschs zusammenzunehmen. 
Wow - Das war eine löwenstarke Begegnung!

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