Und noch so ein Highlight;-) / BOT08


29. September - 05. August 2011
Schlangen sind schlimmer als Lemminge...

Ghanzi liegt hunderte von Kilometer hinter uns. Endlich wieder einmal ein richtiges Wild Camp. Am Rande der Salzpfanne vor Lehututu verbringen wir die Nacht, bevor es am nächsten Tag nach dem Zungenbrecher-Gate Mabuasehube in den Kgalagadi NP geht. 

Dieser Nationalpark ist zusammengeschlossen mit Südafrika und wurde früher auf beiden Seiten Gemsbok Park genannt. Heute handelt es sich um eines der grössten Wildtierreservate der Welt. Der Park befindet sich in der Kalahari Desert im südöstlichen Teil Botswana. Bewachsene, rote Sanddünen prägen das Bild. Die Anfahrt zum Park ist lang, denn er liegt viele hundert Kilometer abseits von den Hauptstrassen Botswanas. Die Vegetation mit vielen Hügeln, Büschen und Bäumen ist prädestiniert für Leoparden. Aufgrund der Lage wird der Park nicht von vielen Touristen besucht. So erhoffen wir uns natürlich endlich unseren Big Five Favorit zu entdecken. Da dies der letzte „wilde“ Nationalpark vor Kapstadt sein wird, sind wir schon ein bisschen nervös und voller Hoffnung, endlich unser Lieblingstier zu sichten. 
Während wir auf der Fahrt auf der sandigen Piste nach „Mabua“ von unserer zukünftigen Begegnung phantasieren, werden wir jäh aus dieser Gedankenwelt gerissen. „Oli stopp, stopp!!  Eine Schlange vor uns!“. Tatsächlich. Eine Karroo Sandsnake springt vor‘s Haghuri. Suizidversuch. 
Mit vor Schreck aufgerissenen Augen blicken wir uns gegenseitig an (Corinne - Schlange,  Schlange - Oli, Oli - Corinne). Wir reagieren sofort und machen eine Vollbremsung. Die schöne Schlange verharrt einen Moment...und wir - kommt denn unser drei Tonnen Wagen nie zum stehen...??
Zentimeter vor der Schlange ist der Bremsprozess endlich abgeschlossen und wir stehen still. Sofort rennt Indiana Oli zur Schlange um sie zu verarzten (oder zu verspeisen??) und ein Foto zu machen. Aber sie schlängelt sich sofort über die Piste und verschwindet im Gebüsch. Auch nach langer Suche findet der Safari Held sein Snack nicht mehr. 
Oh Mann, Schlangen soll man verstehen...sich werfen sich in Todesabsicht vor‘s Auto, sie sind schlimmer als Lemminge.  Aber sich von Oli gefangen zu nehmen, liebevoll gegrillt und sich mit Genuss verspeisen zu lassen - auf keinen Fall. 
Die sind ja noch komplizierter als Frauen;-)
Neben der Schlange haben wir auch
noch diese Kalahari Schildkröte gerettet...

Beim Gate angekommen, erklärt man uns, dass wir das Feuerholz ausserhalb des Parks sammeln und mitnehmen müssen. Wir begeben uns auf die Suche und dann passiert‘s: 
Pfffffffffftt....Die Reifenreparatur vom Profi Pneuflicker in Ghanzi hält nicht. Wieder ein platter Reifen. Doch mit einigem Geschick und viel Seal-Fix bringen wir es fertig, dass der Reifen hält. 
Zurück am Gate erklärt uns der Ranger, dass sie seit zwei Tagen Tag und Nacht unterwegs sind und Feuer löschen. Ein Blitzschlag hat ein Feuer ausgelöst und verwandelt die Umgebung in eine triste Landschaft. Da Wasser hier in der Wüste sowieso knapp und Helikopter für die Brandbekämpfung grosses Wunschdenken ist, kämpfen die Rangers und ein paar Hilfskräfte verzweifelt mit primitivsten Werkzeuge gegen das alles vernichtende Feuer. Schaufeln, ein einfacher Holzstiel mit einem Gummilappen an einem Ende und alte Rechen sind ihre „Waffen“. Ein fast aussichtsloser Kampf. 
Das Feuer findet überall Nahrung. Die hohen goldigen Gräser brennen wie Zunder und so verteilt sich das Feuer rasend schnell. Immer wieder fahren wir durch verkohlte Gegenden. Mal sehen wir ein Steinböckchen, mal ein Erdhörnchen, die völlig verstört rumrennen. DIe grossen Tiere sind wohl eh schon alle in die andere Ecke des Parks gewandert. 
Unser Enthusiasmus, endlich den intelligentesten Jäger des Tierreichs zu sehen, wird gedämpft. Vielleicht sitzt er ja auf einem Baum und wartet bis alles vorbei ist...wohl eher nicht. Aber wir geben nicht auf;-)
Von unserem Camp in der Monamodi Pfanne unternehmen wir die nächsten zwei Tage frühmorgens uns spätabends Pirschfahrten. Neben den Steinböckchen (wahrscheinlich immer noch das Gleiche..), sehen wir die geselligen Erdmännchen, viele Vogelarten, die eine oder andere Oryx und Springböcke, keinen Leoparden...

Unser Camp im Mabuasehube
Die Strasse bildet den Feuergraben
Raus aus den Federn -  Game Drive ist angesagt...
Sie führt uns durch wunderschöne Landschaften...
Braune Hyäne
Coolen Erdmännchen
Sind sie nicht süss?
Er lacht sich über Oli's Anschleichversuche kaputt.
Hey Kumpel, so geht ein Powerstart...
Ohne Worte
Ein Yellow-Hornbill bei der Körperpflege
Ein blondhair-sapiens
bei der Vorbereitung zur Körperpflege
Safari ist anstrengend.

Ein Traum wird wahr
Die Dämmerung setzt ein und langsam versinkt die Sonne wie ein Feuerball am Horizont. Wir sind auf dem Rückweg von der vierten Game Drive und da geschieht das Wunderbare. 
Wie aus dem Nichts taucht vor uns ein Leopard auf. Sofort bremsen wir ab und verlangsamen auf Schritttempo. Tatsächlich...vor uns geht ein Leopard den Pfad entlang. Wir scheinen ihn nicht zu stören. Knappe zehn Meter hinter ihm schleichen wir mit. Wahrscheinlich beruhigt ihn unser Leopardenmuster am Haghuri und er akzeptiert uns;-))
Wunderbare Szene. 
"Unser" junger Leopard

Dann das Unfassbare. Den ganzen Tag haben wir kein anderes Auto gesehen und dann tauchen plötzlich Fahrzeuge auf. Der Leopard schaut zurück, scheint sich aber daran nicht zu stören. Ein Fahrzeug fährt neben uns, lässt die Scheibe runter und erklärt hastig, dass er uns überholen und ans Gate fahren müsse. Jemand hätte ihren Campingplatz besetzt und jetzt müssen sie sich beschweren. „Mal langsam“, so die Worte von Corinne „da vorne ist ein Leopard und wir verfolgen ihn. Sie können jetzt nicht einfach weiterbrausen. Geniessen sie diesen Moment“. Verwundert sieht er sie an, als würde er nichts verstehen. Zwei Minuten später drängt er nochmals und dann überholen uns die beiden Fahrzeuge. Der Leopard sieht sich wieder um und läuft zu den Büschen. Eine ideale Position für ein Foto, das Licht sollte gerade noch ausreichen. Nur, die beiden Fahrzeuge fahren nicht weiter, sondern halten dicht neben dem Leoparden. Die Scheiben werden runtergelassen, riesige Objektive rausgestreckt und dann hören wir nur noch Klick, klick, klick. Leider sind wir in der ungünstigen Position, so dass wir den Leopard nicht mehr sehen. Hupen geht ja auch nicht. So müssen wir dies über uns ergehen lassen. Zornig sitzen wir im Haghuri und ärgern uns über diese Inder ohne jeglichen Anstand und Buschmanieren. Nachdem sie den Leoparden in die Büsche getrieben haben, brausen sie wieder davon. Mindestens bleibt uns noch die Möglichkeit ein Foto zu schiessen, bevor er sich ganz in die Büsche zurückzieht. 
Unsere Freude überwiegt, endlich dieses unglaublich schöne Tier gesehen zu haben. 
Endlich sind die Big Five komplett;-)  
Leoparden - die intelligentesten Raubtiere der Welt
Geräuschlos, taktisch perfekt, gefährlich

Südafrika - wo der Massentourismus jedes Wildlife Feeling vertreibt
Im Kgalagadi NP führt ein Wilderness Trail von Botswana 200 Kilometer quer durch die Kalahari Wüste nach Südafrika. Es braucht jedoch offiziell zwei Fahrzeuge um ein Permit zu bekommen. Nachdem wir leider keine Weggefährten finden konnten, obwohl wir die Suche schon mehrere Wochen vorher im Internet gestartet haben, müssen wir wohl oder übel die Service Road fahren. Auf der roten Sandpiste driften wir in zwei Tagen über die Sanddünen. Kaum verlassen wir Botswana, macht sich der Unterschied eindrücklich bemerkbar. Nichts mehr von wilden, einspurigen Abenteuerpisten. Die Piste/Strasse ist in Südafrika eine acht Meter breite, plattgewalzte feste Strasse mit viel feinem Staub. Plötzlich kommen uns ständig Autos entgegen. Mit unserem 4WD fühlen wir uns völlig „overdressed“. 
Uns überholen plötzlich Opel, Fiat und sogar BMW‘s. 
Buschfeeling ade.  

Südafrikanisches Offroadfeeling...grässlich;-)
Als wir im Nossob Camp ankommen, erleben wir das zivilisierte Buschgefühl. Das Camp ist mit Eisen- und Elektrozäunen für die Sicherheit der ,Gill‘-Touristen verbaut. Damit ja nichts passieren kann. Die wilden Tiere sollen gefälligst vor der Türe bleiben;-)
Wir beobachten weitere spannende Gegebenheiten: Viele geschminkte Frauen in sauberer, weisser Safari Kleidung, Auto mit den High-Tech Anhängern aus denen Campingvillen entstehen, fussballspielende Kinder, sorgfältig gedeckte Tische mit schönen  Tischtüchern und echten Gläsern;-) 
„Botswana ist wild und was die Infrastruktur der Nationalparks betrifft unterentwickelt. In Südafrika dagegen ist alles weiter und organisierter.“ Oft haben wir dies in den letzten Wochen von aus Südafrika stammenden Reisenden gehört.
Hmmm, ist das wirklich besser? 
Unserer Meinung nach verliert man so eher den Bezug zur wirklichen Natur. Das Ganze ist ja wie ein Vergnügungspark organisiert. Man fährt mal schnell in den Busch und schaut sich die gefährlichen Tiere an und danach wieder zurück in die Safari-Burg mit Spiel und Tanz am Abend...Irgendwie entsteht bei uns der Eindruck, als hätten die Menschen manchmal gar nicht den notwendigen Respekt und die Ehrfurcht vor der wilden, unberührten Natur und den Tieren. 
Möglicherweise liegen wir aber auch falsch und man schützt so die Tiere vor den Menschen. Denn Fussballspielen im Busch kann tödlich enden;-)
Diese Aussagen tönen wahrscheinlich sarkastisch und polarisierend. Wohl müssen wir uns einfach an eine neue Form von Wild Life gewöhnen. Und nicht zuletzt: Wir haben ja auch ganz viele andere Reisende und Buschfans getroffen. Jedem das Seine, so lange es der Natur nicht schadet;-)
Unglücklicherweise sind alle Camps im Kgalagadi NP völlig ausgebucht, wie man uns im Nossob Camp zu versichern versucht. Kein einziges Plätzchen, wo wir unser Haghuri hinstellen und übernachten könnten. Auch nach mehrmaligem Nachfragen keine Chance. Als uns der genervte Mitarbeiter mitteilt, dass wir eben gefälligst wie alle anderen bis zu einem Jahr im Voraus buchen müssten, sind wir definitiv zurück in der organisierten Welt...ein Campingplatz ein Jahr früher buchen...verrückt;-) 
Die einzige Möglichkeit ist ein Chalet im 180 Kilometer entfernten Hauptgate Twee Rivieren. So rasen wir die Strecke auf der fürchterlich schlecht gewarteten Strasse zu unserem Übernachtungsort um noch rechtzeitig vor Gateschliessung dort anzukommen. Leider haben wir erst im Nachhinein erfahren, dass die Südafrikanern bei den Camps in Botswana gar nicht nachgefragt haben. Denn dort hätten wir auf der Strecke noch ein Campingplatz bekommen. Gärtchendenken - Welcome back in der zivilisierten Welt;-)
Magische Landschaft
Landschaftlich ist es eine wunderschöne Gegend. Zwei ausgetrocknete Flussläufe inmitten einer hohen Dünenlandschaft prägen den Nationalpark. Besonders entlang dieser ausgetrockneten Flussläufe mit vielen künstlichen Wasserlöcher kann man mit Glück Tiere beobachten. Speziell am Morgen und bei Sonnenuntergang verleihen die bewachsenen Dünen mit ihren roten Sandabschlüssen eine magische Stimmung. Der Tierreichtum hält sich aufgrund der Lebensumstände (bewachsene Sandwüste, wenig Wasser) in Grenzen. Elefanten, Büffel oder Zebra Herden gibt es hier zwar nicht, aber mit genügend Geduld und Glück kann man Löwen, Hyänen und mittel grosse Gnu Herden sehen. 
Nachdem wir für die zweite Nacht doch noch ein Campingplatz in Mata Mata bekommen haben, fahren wir vom Hauptgate nochmals 130 Km durch den Park. Wir sehen ein paar Hyänen im Morgenlicht und immer wieder Springböcke. Keine Sensation. 

Weit weg sehen wir ein paar Tüpfelhyänen
Schabrackenschakale 
Eine junge Oryx-Antilope
Die seltenen Bronze Gnu's
Erlennbar an dem bronzenen Mähnenabschluss
Strausse sieht man fast überall im Busch 
Klaut Indiana Oli die Butter vom Brot.
Kampfadler mit einer Schlangenmahlzeit.

Als wir am nächsten Morgen jedoch wieder zurück fahren müssen (es gibt keinen Platz für eine zweite Nacht) werden wir von einem vor uns stehenden Fahrzeug auf etwas aufmerksam gemacht: Löwen auf der Suche nach Futter. Im hohen Gras auf dem Hügel versteckt beobachten sie ein paar Springböcke. Es scheint als wollten sie gerade über die Strasse und die Jagd vorbereiten, als hinter uns die nächsten vier Autos anbrausen und staubwirbelnd abbremsen. Leider fühlen sich die Löwen gestört und ziehen sich auf den Hügel zurück. Immer wieder nähern sie sich ihrem Supermarkt. Doch es kommen immer mehr Autos, so dass wir am Schluss eine Schlange von zehn Autos bilden. Zwar überqueren die beiden Löwen schlussendlich doch noch die Strasse, die Beute ist jedoch schon lange weg. Die nächsten zwei Stunden beobachten wir die wunderschönen Tiere und reisen dann weiter Richtung Ausgang. Obwohl es ein landschaftlich wunderschöner Park ist, fühlen wir uns doch nicht wohl. Viel zu viele Menschen;-))
Mama und Sohn beobachten die Springböcke
Löwe Sohnemann hat langweilig - Krallen wetzen


Südafrika ist Tatsache
Nach einem unkomplizierten und speditiven Formalitätsgang sind wir endgültig raus aus Botswana und offiziell in Südafrika. Links und rechts sind wieder Zäune und riesige Farmen. Wir peilen die erste grössere Stadt an. Upington. 
Doch vorher wollen wir ein letztes Mal in den Dünen der Kalahari campen. Beim privaten Naturreservat „Kalahari Trail“ haben wir Glück. In einem Safarizelt inmitten der Dünen geniessen wir einen wunderbaren Sonnenuntergang. 
Wir lassen uns verwöhnen;-)
Kalahari Sunset

Die Stimmung passt perfekt um mit dem wilden Afrika abzuschliessen und ein noch wichtigeres, ernsthaftes Thema zu besprechen.

Wir haben einen Entscheid zu treffen...einer der wichtigsten in unserem bisherigen Leben...

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